Wasserkraft im Altertum




 Sehelnarti



Sehelnarti (Kurzform auch Sehel, altägyptisch Setjet; griechisch Satis) ist der Name einer Nilinsel, die etwa drei Kilometer südwestlich von Assuan und zwei Kilometer südwestlich von Elephantine entfernt liegt. Der Name der Nilinsel leitet sich von einem der dortigen Orte mit der Bezeichnung Sehel ab.

Auf Sehelnarti befinden sich mehrere hundert Inschriften und Felszeichnungen, die zumeist dem Götterpaar Chnum und Satis sowie ihrer Tochter Anukis gewidmet sind. Die zahlreichen Schriftfunde stammen von Reisenden in altägyptischer Zeit, die auf ihrem Weg von und nach Nubien hier eine Pause einlegten und diese Gelegenheit für eine Inschrift oder Felszeichnung nutzten.
Sehelnarti fungierte als einer der südlichsten Orte Altägyptens mythologisch als Region der Nilquellen, aus denen die Nilflut geboren wurde.

Hier fanden Archäologen die bekannte Hungersnotstele, eine in ptolemäischer Zeit gefertigte Fälschung einer Landbesitzurkunde, mit der die Priesterschaft historische Ansprüche auf Sehelnarti begründen wollte.


Hungersnotstele



Die Hungersnotstele ist eine Felsinschrift auf der Nilinsel Sehel im Gebiet des 1. Kataraktes an der Südgrenze des alten Ägypten.

Die Inschrift wurde 1889 von Charles Edwin Wilbour entdeckt. Eine Szene über der Inschrift zeigt König (Pharao) Djoser beim Opfer vor den Lokalgottheiten von Elephantine, Chnum, Satet und Anuket. Vokabular, Grammatik und Orthographie der hieroglyphischen Inschrift legen eine Datierung in die Ptolemäerzeit nahe.

Die fiktive Handlung der Inschrift datiert in das achtzehnte Regierungsjahr des Djoser (3. Dynastie). Der Text berichtet, wie Djoser das Gebiet der Dodekaschoinos in Unternubien dem Gott Chnum von Elephantine stiftete, um eine sieben Jahre anhaltende Hungersnot zu beenden, die durch das Ausbleiben der Nilflut verursacht wurde. Zuvor hatte sein Beamter Imhotep in den alten Schriften geforscht und herausgefunden, dass der Nil bei Elephantine entspringe und deshalb von Chnum beherrscht werde.

Eine Verbindung zwischen der auf dieser Stele erwähnten siebenjährigen Hungersnot und dem Beamten Imhotep ist ebenfalls durch eine lange Inschrift in Sakkara gegeben. Der Überlieferung nach ist Imhotep der Erbauer der Stufenpyramide und des Gebäudekomplexes von Sakkara. In einer dort gefunden Inschrift wird eine große Anzahl an hungernden Menschen gezeigt, was sich vermutlich auf die Hungersnot bezieht

Die auf der Hungersnotstele angegebene Nilfluthöhe von „28 Ellen“, im Vergleich zu den Angaben der Nilfluthöhen in Elephantine im Bereich des Satis-Tempels, entspricht in der Region von Elephantine bis Sehel einer Höhe von etwa 92,9 Metern über NN und steht in keinem Zusammenhang der sonst festgestellten sowie überlieferten Werte. Daher muss diese Angabe aus Quellen stammen, die in keinem direkten Bezug hinsichtlich tatsächlich gemessener Pegelhöhen stehen.

Die Inschrift wurde wohl in ptolemäischer Zeit geschaffen, um Ansprüche der Priesterschaft des Chnum-Tempels von Elephantine an den Erträgen aus der Dodekaschoinos zu untermauern. Hintergrund war vielleicht die wachsende Bedeutung des südlich von Elephantine gelegenen Tempels der Göttin Isis von Philae in ptolemäischer Zeit. Tatsächlich stifteten Ptolemaios II. und seine Nachfolger die Dodekachoinos dem Isis-Tempel von Philae.

Die Inschrift ist besonders wegen ihrer Bezüge zur Josephsgeschichte bekannt.



Normalnull


Das Normalnull (NN) war bis 1992 die amtliche Bezugsfläche für Höhen über dem Meeresspiegel in Deutschland. Umgangssprachlich wird das Normalnull oft als Synonym für den mittleren Meeresspiegel verwendet.




 

Nilometer


Ein Nilometer (arab. miqyas) ist ein Höhenmesser des Nilwasserpegels oder des Nilflutstandes, der in verschiedenen Bauarten Verwendung fand. Bei der einfachen Ausführung handelte es sich um eine Pegelskala, angebracht an markanten Niluferstellen in Verbindung von Nilflutmarken. Daneben gab es Nilometer als Treppen, die zum Nilufer hinabführten. An den Wänden der seitlichen Wegbegrenzung befanden sich skalierte Markierungstafeln, die eine genaue Ablesung ermöglichten. Nilometer dienten in erster Linie der Vorhersage der zu erwartenden Nilhöhen und den die Nilflut begleitenden Riten.

Später kamen offene, über Kanäle mit dem Nil verbundene Schächte mit einer Pegelsäule in der Mitte hinzu. Sie dienten bis zum Bau des Staudamms bei Assuan zur alljährlichen Messung des Nilstands. Von der Höhe der Nilschwemme hingen nicht nur die Ernteerträge Ägyptens ab; nach der Nilfluthöhe richtete sich auch die Besteuerung der Felder.

Altägyptische Nilometer befanden sich unter anderem in Memphis, Dendera, Edfu, Per Hapi und auf der Insel Elephantine. Im Nildelta standen wegen der natürlichen Ablagerungen des Nilschlamms keine Nilometer. Aufgrund des morastigen Untergrundes ist es technisch nicht möglich, langfristig ein stabiles Baufundament zu erhalten. Hinzu kommen die Flussbettverlagerungen, die ebenfalls gegen einen Standort im Nildelta sprechen.





Elephantine



Elephantine (auch: Elefantine; arabisch ‏الفنتين‎) ist eine Flussinsel im Nil in Ägypten. Sie erstreckt sich unterhalb des ersten Katarakts mit einer Länge von 1.200 Metern in Südwest-Nordost-Richtung und einer Breite bis zu 400 Metern in West-Ost-Richtung zwischen der kleineren Kitchener-Insel und dem östlichen Nilufer. Elephantine ist Teil der hauptsächlich am Ostufer des Nils gelegenen Stadt Assuan.

Geografie


Hier am Mittellauf des Nils unterhalb des ersten Katarakts ebnete sich der Fluss zum fünften Mal durch ein Granitmassiv seinen Weg und ließ so eine Granitinsel mit einer Senke entstehen, die ursprünglich die Insel zumindest während der jährlichen Nilflut in zwei Inseln teilte, die für einige Wochen durch den Nil getrennt waren.

Durch klimatische Änderungen sank zwischen Ende des 4. und Anfang des 3. Jahrtausends v. Chr. der Nilwasserpegel und die jährliche Nilfluthöhe um mehr als 5 Meter. Die zuvor erfolgte intensive Sedimentation sowie künstliche Geländeaufschüttungen und die in der Folgezeit konstant niedrigeren Nilfluthöhen waren in Verbindung des einsetzenden Siedlungsbaues dafür verantwortlich, dass seit dem Alten Reich im Normalfall keine Überflutungen mehr stattfanden.

Elephantine erhielt durch den klimatisch bedingten neuen Status den Charakter einer „zusammengewachsenen Insel“. Auf Elephantine befinden sich große Vorkommen von prächtigem rotgrauem Rosengranit, der im Altertum sehr wertvoll war und den Pharaonen und ihren Bauwerken vorbehalten blieb. Auf dem südöstlichen Ende der Insel lag die gleichnamige Stadt.

Mythologie und Geschichte

Im Alten Ägypten als Abu („Elefantenlagerplatz“) bekannt, befand sich Elephantine auf der Grenze zwischen Ägypten und Nubien. Sie bildete einen natürlichen Schiffspassagepunkt für den Flusshandel; die Insellage machte sie zu einem wichtigen strategischen Verteidigungsplatz im Altertum.

Schon in der Zeit der 1. Dynastie wurde auf der östlichen Seite der Insel eine Festung errichtet mit Mauern aus Lehmziegeln, und es entstand eine Siedlung mit den Behausungen der Grenzsoldaten und ihrer Familien. Sie platzte bald aus ihren Nähten, und so musste eine der Festungsmauern wieder eingerissen werden, um Platz zu schaffen. Das haben Schweizer Archäologen inzwischen herausgefunden, die hier ihren ständigen Grabungssitz haben. Die Macht der 3. Dynastie (ca. 2707–2639 v. Chr.) wurde durch eine granitene Stufenpyramide (Pyramide von Elephantine) repräsentiert. Der erste Tempel galt der lokalen Göttin Satis, der „Herrin von Elephantine“. Er war zunächst aus Lehmziegeln errichtet. Pepi I. (ca. 2355–2285 v. Chr.), ein König der 6. Dynastie, baute der Satis einen steinernen Schrein. Der Widder-Gott Chnum erhielt zunächst im Satis-Tempel einen „Herrgottswinkel“. Während Satis die „Auslöserin der Nilflut“ war, fungierte Chnum als „ihr Helfer“.
In der Epoche des Mittleren Reich (ca. 2119–1793 v. Chr.) wurden die Lehmziegelbauten größer und regelmäßiger. Sie gruppierten sich um zentrale Höfe oder bildeten ein sogenanntes Dreistreifenhaus. In dieser Zeit bekam der Satis-Tempel zunächst eine Versteifung aus Holz, dann ließ Pharao Mentuhotep II. (ca. 2046–1995 v. Chr.) ein steinernes Haus bauen, das unter Sesostris I. (1956–1911 v. Chr.) noch einmal erneuert wurde. Er ließ auch den ersten eigenen Chnum-Tempel auf dem höchsten Punkt Elephantines errichten.

Während des Neuen Reiches erneuerte und vergrößerte Hatschepsut den Tempel der Satis. Daneben ist die Verehrung der nubischen Göttin Miket mehrfach belegt. An der südlichsten Spitze der Insel befinden sich die Ruinen eines späteren Tempels, der in der Spätperiode (30. Dynastie) wieder errichtet wurde. Durch die intensive Bautätigkeit der Jahrtausende entstand ein beträchtlicher Siedlungshügel.

In persischer Zeit wurde eine Garnison jüdischer Soldaten auf Elephantine stationiert. Sie bildeten eine eigene Jüdische Gemeinde mit eigenem Tempel. In der Neuzeit wurde ein Teil des Hügels abgetragen, der Lehm mit Wasser versetzt und neues Baumaterial daraus geformt. So ging ein Teil der Geschichte zwar verloren, an der Abbruchwand können aber heute die Archäologen die historische Abfolge ausgezeichnet studieren. Bis 1822 befanden sich dort die Tempel Thutmosis III. und Amenhotep III. in einem relativ intakten Zustand. Sie wurden aber im selben Jahr durch die Osmanen zerstört und durch die türkischen Gouverneure geplündert.

Nilometer von Elephantine (Satis-Tempel)


Der Nilometer von Elephantine im Gebiet des auf dem östlichen Nilufer der östlichen Elephantine-Nilinsel errichteten Satis-Tempels ist der älteste erhaltene Nilometer aus altägyptischer Zeit. Sesostris I. (12. Dynastie) ließ Anfang des zweiten Jahrtausends v. Chr. mehrere Nilometer in Ägypten erstellen, darunter auch auf dem Gelände des Satis-Tempels. Die während der griechisch-römischen Zeit vorgenommenen Umbauten und Erneuerungen sind gegenwärtig noch erhalten.

Lage und Aufbau 

Der Nilometer liegt nördlich des Satis-Tempels und ist an die Flussterrasse des Heiligtums angebunden. Der teilweise überdachte Treppengang führt in seinem zweifach geknickten Verlauf zum östlichen Nilufer von Elephantine hinunter. Nördlich von ihm befindet sich ein ritueller Nilometer, der als Monumentaltreppe im zweiten Jahrhundert gebaut wurde; südlich der dritte Nilometer auf dem Terrain des Chnum-Tempels. Als Verbund fungierten die drei Nilometer in griechisch-römischer Zeit als Anlaufpunkte der jährlichen Prozessionen. Vom Ausgangspunkt der Monumentaltreppe führte der Prozessionsweg über den Nilometer des Satis-Tempels zum Nilometer des Chnum-Tempels.

An der westlichen Treppenwand vom Nilometer des Satis-Tempels sind mehrfach unterteilte Abschnitte der Pegelstände angebracht. Die am Nilufer liegende untere Kante des Nilometers beginnt mit der Nilmarke „16 Ellen“ und führt zunächst bis zur oberen Markierung „27 Ellen“. Die Pegelstände entsprechen einer Höhe von 85,86 Meter bis 92,31 Meter über NN. Über der 17.

Elle ist ein sogenanntes rechteckiges Semeion (Zeichen) angebracht, das als Symbol den unteren Schwellenwert einer landwirtschaftlich guten Nilflut signalisierte. Der zweite Bereich des Treppenaufganges beginnt an der Oberkante der 27. Elle und reicht bis zu einer Höhe zwischen 31 und 32 Ellen (94,59 Meter über NN) hinauf.

Im zweiten Abschnitt sind keine Markierungen angebracht. Dieser Befund bestätigt archäologische Ergebnisse, wonach sich seit der 2. Dynastie Nilfluthöhen in den messbaren unteren Treppenabschnitten ergaben. Extreme Fluthöhen konnten aufgrund der oberen Ausrichtung dennoch bei Bedarf gemessen werden. Unter Hinzuziehung der alten Pegelstände aus dem Alten Reich und der frühdynastischen Periode erscheint diese Maßnahme verständlich, da zu Beginn der ersten Dynastie, Anfang des dritten Jahrtausends v. Chr., in Elephantine Fluthöhen um 94,25 Meter über NN regelmäßig erreicht wurden.

Nilfluthöhen

Die niedrigsten Nilwasserstände fielen im 19. Jahrhundert n. Chr. mit 11 bis 15 Ellen in den Zeitraum April bis Ende Mai/Anfang Juni. Die dabei vorhandenen Nilhöhen lagen in Elephantine im Bereich von 83,5 bis 85,5 Metern über NN und damit etwa mehr als 2 Meter über dem Niveau der griechisch-römischen Zeit von 6 bis 11 Ellen. Von der 22. Elle bis zum Flutgipfel vergehen in Elephantine bis Ende August etwa 28 Tage. Insgesamt benötigt der Nil bezüglich des Nilometers des Satis-Tempels etwa 56 Tage für den Anstieg von der 15. Elle bis zum Scheitelpunkt der Nilschwemme. Etwa 6 bis 10 Tage verbleibt der Nil in der Nähe des Höchststandes, bevor er wieder beginnt, spürbar abzusinken.

Der Gesamtzeitraum bis zum Rückgang der Nilflut entspricht im altägyptischen Kalender 6 bis 7 Dekaden. Weitere 2 bis 3 Dekaden waren dem Absinken zugeordnet. Die Messungen des Nilometers umfassten daher einen Zeitraum von durchschnittlich 9 Dekaden (90 Tage) und damit etwa 3 Mondmonaten. Der mittlere Nilflut-Mondmonat galt als kritische Zeit, da an dessen Monatsende der Nil zumeist die Marke von 22 Ellen überschritt, die ebenso wie der obere Bereich der benachbarten Monumentaltreppe von Elephantine diesen Zeitpunkt als „erfolgreiche Ankunft der Nilflut“ symbolisierte und damit den Beginn des Nilfestes Semasia signalisierte, das seit der griechisch-römischen Zeit belegt ist. Aus den Nilflutinschriften des Tempels von Akoris geht hervor, dass die Priester den Nilanstieg bis zur 22 Ellenmarke mit rituellen Beschwörungen begleiteten. Für die Epoche von 284 bis 305 n. Chr. ist das Erreichen jener Nilhöhe zwischen dem 3. und 16. August dokumentiert; etwa 9 Tage später als Elephantine.

Die Ermittlung der durchschnittlichen Nilfluthöhen basiert auf Grundlage von archäologischen Ergebnissen, Stelenangaben, Eintragungen auf dem Annalenstein der 5. Dynastie, Nachrichten von antiken Autoren, der Nilometerstatistik und den Werten vom Nilometer des Satis-Tempels; im 20. Jahrhundert auf Rekonstruktion der Nilstandshöhen. Aus Vergleichswerten des 19. Jahrhunderts geht das durchschnittliche Erreichen der Marke von „16 Ellen“ (etwa 88,5 Meter) ab Mitte Juli hervor; „19 Ellen“ etwa Ende Juli/Anfang August sowie die Höchststände zwischen Ende August und Anfang September. Der heliakische Aufgang von Sirius erfolgte in der altägyptischen Geschichte im Normalfall immer vor dem Erreichen der „16 Ellen-Marke“ in Elephantine und damit vor der „regulären Flutankunft“









Ägypten



Ägypten (arabisch ‏مصرMiṣr, offiziell Arabische Republik Ägypten) ist ein Staat im nordöstlichen Afrika. Der Staat ist interkontinental, da die zu Ägypten gehörende Sinai-Halbinsel im Allgemeinen zu Asien gezählt wird. Ägypten hat durch seine hohe Bevölkerungsanzahl von über 80 Millionen eine enorme politische und kulturelle Ausstrahlung in der arabischen Welt. Mit dem Sueskanal liegt in Ägypten eine Wasserstraße mit herausragender Bedeutung für die Weltwirtschaft, er verbindet das europäische Mittelmeer mit dem Indischen Ozean. Außerdem hat das Land eine Grenze mit Israel und damit mit der schwierigen Krisenregion des Nahen Ostens.

Wichtigste Lebensader Ägyptens ist der Nil, der hier ins Mittelmeer fließt. Bereits um 3000 vor Christus entstand hier mit dem Alten Ägypten eine der frühen Hochkulturen der Alten Welt. Mit der Eroberung um 640 kam das einst christlich gewordene Land in den islamischen Kulturkreis. Nachdem es lange Zeit von der Dynastie der Osmanen beherrscht wurde, geriet Ägypten im 19. Jahrhundert unter britische Kolonialherrschaft. Die Selbstständigkeit 1922 erlebte es als Königreich, bis 1952 ein Putsch eine Regierung an die Macht brachte, die im Wesentlichen dem Militär entstammte. Nach dem Rücktritt von Präsident Husni Mubarak im Februar 2011 übernahm der Militärrat unter der Führung von Mohammed Hussein Tantawi die Regierungsgeschäfte. Im Juli 2012 wurde Mohammed Mursi als neuer Präsident Ägyptens vereidigt.

Landesname

  • Der altägyptische Landesname Km.t bedeutet „Schwarzes Land“ und bezieht sich auf die fruchtbaren Böden des Niltals im Gegensatz zum „Roten Land“ der angrenzenden Wüsten, dem DSr.t. Im Koptischen wurde daraus Kīmi oder Kīmə, im Altgriechischen schließlich Kymeía.
  • Der arabische Begriff Miṣr, heute der offizielle Staatsname, ist semitischen Ursprungs. Er ist der ursprünglichen assyrischen Schreibweise Miṣir/Muṣur sehr ähnlich, aber auch mit dem hebräischen מִצְרַיִם (Mitzráyim) verwandt. Er bedeutet schlicht „Land“ oder „Staat“, wobei historisch damit Unterägypten (Das untere Land) gemeint war und der Name später auf das gesamte Land (Unter- und Oberägypten) übertragen wurde. Dies kommt auch in der späteren hebräischen Bezeichnung als Dual-Begriff zum Ausdruck. Im ägyptischen Dialekt des Arabischen wird aus Miṣr allerdings Maṣr und schließlich maṣri für „ägyptisch“, der häufige Beiname al-Masri bedeutet daher „der Ägypter“. In der Achämenidenzeit führte Ägypten als Satrapie den altpersischen Namen Mudraya.
  • Die europäischen Begriffe Egypt, Ägypten, Égypte, Egitto etc. stammen von dem lateinischen Aegyptus und damit letztlich vom altgriechischen Αίγυπτος (Aigyptos) ab. Die Kopten beanspruchen für sich, die direkten Nachfahren der altägyptischen Bevölkerung der Pharaonenzeit zu sein. Aus ihrem Namen entstand das griechische aigyptos, das im Deutschen zu Ägypten wurde. Nach einer verbreiteten Theorie stellt Aigyptos eine Fortsetzung des altägyptischen Ausdrucks ḥwt-k3-ptḥ dar, was „Sitz der Seele des (Gottes) Ptah“ bedeutet und womit auf den großen Ptah-Tempel in Memphis angespielt wird.

Geographie

Die Lebensader Ägyptens ist der Nil, dessen Quellfluss Kagera im Gebirgsland von Burundi entspringt und auf etwa 1.550 km Länge Ägypten von Süden nach Norden durchfließt, bevor er durch das 24.000 km² große Nildelta in das Mittelmeer mündet. Abgesehen von einigen Oasen und kleinen Häfen an den Küsten bieten allein sein Wasser und seine fruchtbaren Uferregionen die Grundlage für Anbau und Besiedlung. Diese Fläche macht etwa fünf Prozent des Territoriums aus. Das Staatsgebiet lässt sich in sieben naturräumliche Einheiten untergliedern:
Im äußersten Süden liegt der zu Nubien und Oberägypten zählende Abschnitt des Niltals zwischen Abu Simbel und Assuan, der heute vom Nassersee eingenommen wird. Im weiteren Verlauf hat sich der Nil kastenförmig in die Kalksteintafel der Wüste eingeschnitten. Vom Austritt des Flusses aus dem Nassersee bis nach Kairo bildet das Niltal eine bis zu 25 km breite, fruchtbare Fluss-Oase.
In Unterägypten, nördlich von Kairo, gabelt sich der Nil in zwei Hauptmündungsarme zwischen Rosette und Damiette und bildet eine rund 23.000 km² umfassende, intensiv bewirtschaftete Deltalandschaft aus abgelagertem Nilschlamm, durchzogen von zahllosen kleineren Mündungsarmen, Kanälen und Bewässerungsanlagen.

Die westlich des Nils gelegene Libysche Wüste nimmt als weites, flaches Schichttafelland rund zwei Drittel der ägyptischen Staatsfläche ein. In ihrem Norden liegt das relativ niedrige Libysche Plateau, das in Ägypten bis zu 241 m Höhe erreicht. Südöstlich davon senkt sich das Gelände in der von Salzsümpfen erfüllten Kattarasenke auf bis zu 133 m unter dem Niveau des Meeresspiegels ab, im Südwesten steigt die Wüste bis auf 1.098 m an.

Im übrigen unterbrechen nur einzelne Becken und Niederungen mit den Oasen von Siwa, Bahariyya, Farafra, Dachla und Charga die von Norden nach Süden rund 1.000 km lange eintönige Sand- und Dünenlandschaft. Rund 100 km südwestlich von Kairo befindet sich das 1.827 km² große Fayyum-Becken, eine beckenartige Oasenlandschaft, in deren Nordteil sich der 230 km² große Qarun-See befindet.

Im Gegensatz dazu wird die östlich des Nils gelegene Arabische Wüste von einem durch Wadis stark zerfurchten Gebirgszug beherrscht, der im Mittelabschnitt mehr als 2.000 m Höhe erreicht. Die Arabische Wüste ist der westliche Abschnitt einer Aufwölbungszone, deren zentraler Teil im Tertiär eingebrochen ist und heute den über 1.000 m tiefen Graben des Roten Meeres bildet. Dieser wiederum ist ein Teilstück des Syrisch-Afrikanischen Grabenbruchsystems.
Auf der Sinai-Halbinsel findet die Aufwölbungszone ihre Fortsetzung. Hier erhebt sich mit dem Jabal Katrina (Katharinenberg) (2.637 m) der höchste Berg Ägyptens. Der Golf von Sues und der Golf von Aqaba umklammern die Halbinsel von Süden her. Durch den 161 km langen Sueskanal besteht eine Verbindung zwischen Rotem Meer und Mittelmeer.
Vom Nildelta abgesehen, säumen meist flache Dünen die ägyptische Mittelmeerküste. Dagegen sind die Küstenbereiche am Roten Meer schroffer – die Gebirgszüge reichen häufig bis nahe an das Meer heran. Aufgrund der hohen Wassertemperatur sind hier vielfach Korallenriffe vorgelagert.

Klima

Ägypten liegt innerhalb des nordafrikanischen Trockengürtels mit sehr wenig Niederschlägen, sowie beträchtlichen saisonalen und täglichen Temperaturschwankungen. Nur der nördliche Küstenstreifen und das Nildelta sind mit Winterniederschlägen zwischen 100 und 200 mm mediterran beeinflusst; südlich von Kairo dagegen regnet es äußerst selten. Die mittleren täglichen Temperaturmaxima liegen im Januar zwischen 20 °C (Port Said, Kairo) und 24 °C (Assuan), wobei es nachts sehr stark abkühlen kann. Im Juli erreichen die Tagestemperaturen 31 °C (Port Said), 35 °C (Kairo) und 41 °C (Assuan), doch ist die große Hitze wegen der geringen relativen Luftfeuchtigkeit von etwa 30 % (im Sommer) gut zu ertragen. Von März bis Juni weht der heiße Chamsin, ein aus Süden kommender Sand- und Staubwind. An der Küste des Roten Meeres ist das Klima etwas gemäßigter mit weniger heißen Sommern (um 35 °C) und milden Wintern (auch nachts nur selten unter 10 °C).
Dank der Größe des Landes lassen sich fünf detailliertere Klimagebiete beschreiben:
Die etwa 700 km lange Mittelmeerküste und das Nildelta zeichnen sich durch milde Winter und sehr warme Sommer aus. Im Winter bewegen sich die durchschnittlichen Tagestemperaturen bei 17–20 °C, während sie in der Nacht auf etwa 8–11 °C fallen. Dazu gibt es für ägyptische Verhältnisse mit bis zu 200 mm bedeutenden Niederschlag – das entspricht rund 30 jährlichen Regentagen in der Region um Alexandria, fast alle davon im Winter. Das Frühjahr ist warm und trocken, ebenso der Herbst, wobei die höchsten Temperaturen im Frühjahr und nicht im Hochsommer gemessen wurden (42–45 °C). Im Sommer wird es sehr warm mit Tageswerten von 28–32 °C beziehungsweise 19–24 °C in der Nacht. Es gibt demnach geringe Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht und es fällt kein Niederschlag mehr. Die Luftfeuchtigkeit ist das ganze Jahr über relativ hoch (60–75 %), was die Luft oft heißer empfinden lässt als sie ist. Das Meer lädt im Sommer mit Werten von bis zu 28 °C zum Baden ein, im Winter kühlt es auf 16–18 °C ab.
Das untere Niltal, das sich grob als von Kairo bis Asyut reichend einteilen lässt, ist ebenfalls von milden Wintern geprägt, die Sommer sind allerdings heißer als im Nildelta und an der Mittelmeerküste, und es gibt ganzjährig kaum Niederschlag (5–30 mm). Die Luftfeuchtigkeit ist mit 40–60 % ebenfalls merklich geringer. An Wintertagen klettert die Quecksilbersäule meist auf 18–22 °C, um in den Nächten auf kältere Werte als an der Küste zu fallen (4–9 °C). Mit großen Temperaturunterschieden zwischen Tag und Nacht ist sogar Morgenfrost möglich. Frühjahr und Herbst sind kürzer und wärmer als an der Küste, die Sommer länger und heißer mit Temperaturen von 34–37 °C am Tag und 20–22 °C in der Nacht. Die Spitzenwerte belaufen sich auf bis zu 48 °C.
Das obere Niltal teilt die klimatischen Eigenschaften mit den östlich und vor allem westlich davon gelegenen Wüstengebieten und Oasen. Die Winter sind ebenfalls mild (19–22 °C) mit kühlen Nächten (5–10 °C). Frühjahr und Herbst sind sehr kurz und warm, die Sommer lang (Ende April bis Ende Oktober), heiß und staubtrocken. Die durchschnittlichen Tageswerte erreichen 38–42 °C, die Nachtwerte 22–26 °C. Die Luftfeuchtigkeit ist ganzjährig eher gering (15–50 %), begleitet von beinahe völliger Niederschlagslosigkeit. In Städten wie Assuan, Luxor oder Dakhla misst man in der Regel 0–2 Regentage im Jahr. Hitzewellen können Temperaturen von über 50 °C bewirken.
Die Küstengebiete am Roten Meer kennen milde bis warme Winter mit sehr moderaten Temperaturen: kaum unter 20 °C am Tag und 10–13 °C in der Nacht. Frühjahr und Herbst sind ziemlich warm, die Sommer sehr warm bis heiß und extrem trocken. Tagsüber sind 34–38 °C zu erwarten, mit gelegentlichen Hitzeperioden von über 40 °C, nachts sinken die Werte meist nicht unter 25 °C. Die Luftfeuchtigkeit beträgt ganzjährig 30–55 %, Niederschlag gibt es praktisch nicht (0–3 Tage). Das Meer lädt mit rund 20–29 °C ganzjährig zum Baden ein.
Das Sinai-Gebirge stellt klimatisch gesehen in einer Hinsicht eine Besonderheit in Ägypten dar: Durch seine höheren Lagen fallen hier die Winter sehr kühl aus (12–15 °C am Tag, 0–5 °C in der Nacht). Frühjahr und Herbst sind dementsprechend etwas länger, die Sommer trotzdem sehr warm mit tagsüber meist 32 °C. In den Nächten fallen die Werte aber auf kühlere 15–18 °C. Im übrigen (Niederschlag, Luftfeuchtigkeit) bietet sich hier dasselbe Bild wie anderenorts auch: 1–3 Regentage im Jahr und 20–40 % Luftfeuchtigkeit.

Flora und Fauna

Die natürliche Vegetation ist wegen der geringen Niederschläge wie auch der intensiven agrarischen Nutzung des Niltals stark eingeschränkt. Die Wüste ist fast völlig vegetationslos, vereinzelt wachsen Tamarisken, Akazien und Dornsträucher, in der Wüstensteppe auch Hartgräser; entlang dem Nilufer gruppieren sich Nilakazien, Dattelpalmen, Maulbeerfeigen und Johannisbrotbäume sowie eingeführte Kasuarinen. Typisch für das Nildelta sind Lotuspflaumen, Bambusrohr und Schilfgewächse; die im Altertum hier kultivierten Papyrusstauden gibt es kaum noch.

Die Fauna Ägyptens ist reich an Wasservögeln im Deltabereich und am Nil (v. a. Reiher, Kraniche und Nilgänse); während der Wintermonate gesellen sich viele europäische Zugvögel hinzu. An Raub- und Aasvögeln sind Milane, Lämmergeier und Habichte heimisch. Zu den größeren Säugetierarten des Landes gehören – neben den domestizierten Kamelen, Eseln, Schafen und Ziegen – Schakale, Hyänen, Fenneks, Wildkatzen und – in den Gebirgsregionen – Steinböcke. Die Wüste wird von Hasen, Springmäusen, mehreren Eidechsenarten, Skorpionen belebt. In den ländlichen Gebieten am Nil kommt die Ägyptische Kobra vor; am Nassersee leben noch einige Krokodile. Im Nil und in den Seen an der Deltaküste gibt es mehr als 190 verschiedene Fischarten.

Bevölkerung

Die Bevölkerung Ägyptens siedelt primär im Niltal, im Nildelta, am Sueskanal und an touristisch bedeutsamen Orten am Meer. In den westlichen Oasen Fayyum, Dachla, Farafra, Siwa und Charga leben nur wenige Menschen.
Das Bevölkerungswachstum betrug 2009 1,8 % pro Jahr. Um 1800 hatte das Land nur etwa 2,5 Millionen Einwohner. Im Jahre 1900 betrug die Bevölkerung etwa 12,5 Millionen Einwohner, 2000 schon fast 68 Millionen. In der Vergangenheit, etwa zu Zeiten der Pharaonen, hatte das Land zwischen 4 und maximal 12 Millionen Einwohner – eine Bevölkerungszahl, die wohl auch in der Spätantike erreicht wurde. 42 % aller Ägypter lebten 2004 in Städten, 33,9 % waren unter 15 Jahre alt. 2009 lebten offiziell etwas mehr als 83 Millionen Menschen in Ägypten.
Etwa 2,7 Millionen Ägypter leben im Ausland. Die meisten von ihnen, etwa 70 %, leben in arabischen Staaten: 923.600 in Saudi-Arabien, 332.600 in Libyen, 226.850 in Jordanien und 190.550 in Kuwait. Die verbleibenden 30 % leben zumeist in Europa und Nordamerika: 318.000 in den Vereinigten Staaten, 110.000 in Kanada und 90.000 in Italien.

Volksgruppen

Der Großteil der Bevölkerung – zu etwa 91 % – sind die Nachkommen der alten Ägypter. Sie wurden jedoch durch Einwanderung und Vermischungen mit der Zeit kulturell und sprachlich arabisiert. Als unvermischte Nachfahren gelten die sesshaften und Ackerbau treibenden Fellachen und die christlichen Kopten, welche vorwiegend in Oberägypten und in den Städten leben.
Im Süden Ägyptens sind noch etwa 140.000 Nubier ansässig, eine größere Zahl lebt auch in den Städten. Viele von ihnen wurden aufgrund des Baus des Nasser-Staudamms vom Süden nach Kom Ombo umgesiedelt. In der Libyschen Wüste lebten einst Berberstämme, von denen heute allerdings nur noch wenige in der Oase Siwa wohnen. Daneben gibt es etwa 70.000 arabische Beduinen, welche nomadisch in den Wüsten des Landes leben. Ferner leben in der Wüste östlich des Nils auch Bedscha-sprachige Nomaden.
Im Norden Ägyptens leben darüber hinaus auch Italiener, Türken, Abchasen und Briten.Die einst florierenden griechischen und jüdischen Gemeinden sind nahezu verschwunden, nur eine kleine Zahl verblieb in Ägypten; jedoch besuchen viele ägyptische Juden das Land für religiöse Ereignisse und für den Tourismus: noch heute finden sich in Kairo und Alexandrien viele archäologische und historische jüdische Stätten.

Sprachen

Die Amtssprache ist allein Arabisch. Als lokale Muttersprache wird mehrheitlich Ägyptisch-Arabisch, ein neuarabischer Dialekt, gesprochen. Schriftsprache ist jedoch seit der arabischen Eroberung im 7. Jahrhundert das Hocharabische, nur in der koptischen Kirche wird als Liturgiesprache noch das Koptische verwendet, das in einer eigenen Schrift, die von der griechischen – und einige Zeichen von der demotischen Schrift – abgeleitet ist, geschrieben wird.
Im Süden und in der Oase Charga sprechen viele Menschen Nubisch. In der Oase Siwa spricht man noch eine Berbersprache, das so genannte Siwi. Im Südosten gibt es auch Bedscha-Sprecher. Außerdem gibt es rund 230.000 Domari-Sprecher – eine indoiranische Sprache.
Als Fremdsprache ist in der Oberschicht Französisch und in letzter Zeit vor allem Englisch verbreitet. Die wichtigsten Sprachen der Einwanderer sind Griechisch, Westarmenisch und Italienisch. In Alexandrien des späten 19. Jahrhunderts gab es eine große Gemeinschaft von italienischen Ägyptern, und Italienisch war bis ins 20. Jahrhundert die Verkehrssprache der Stadt.

Religionen

Ägypten ist der Verfassung nach ein islamischer Staat, und der Islam ist Staatsreligion. Artikel 18 der ägyptischen Verfassung gewährt allen Bürgern Religionsfreiheit, aber in der Praxis ist diese eingeschränkt. Lange Zeit konnte man auf staatlichen Ausweisen nur zwischen den drei offiziell anerkannten Religionen Islam, Christentum und Judentum wählen. Angehörige anderer Religionen müssen ihren Glauben entweder verleugnen, oder sie erhalten keine Ausweise und verzichten dadurch weitgehend auf ihre Bürgerrechte. Nach einem jahrelangen Rechtsstreit änderte der Staat die Praxis der Ausweisaustellung dahingehend, dass bei Angehörigen anderer Religionen das entsprechende Feld durchgestrichen wird. Das gleiche trifft auf Muslime zu, die zu einer anderen Religion, wie dem Christentum, konvertieren; für solche Personen wird von zahlreichen Politikern und Religionsgelehrten sogar die Todesstrafe gefordert.
Die christliche Minderheit im Ägypten sieht sich nun mit immer stärkeren Diskriminierungen seitens der ägyptischen Behörden und der islamischen Religionsvertreter konfrontiert, nur etwa zwei Millionen von ihnen bekennen sich öffentlich zum christlichen Glauben. So wurden bei einem Angriff islamischer Extremisten auf koptische Gottesdienste am 14. April 2006 ein Mann christlichen Glaubens getötet und 16 verletzt.
Beinahe alle Einwohner jüdischen Glaubens in Ägypten wurden seit 1948 nach und nach vertrieben. Rund 2000 Bahai leben in Ägypten. Ihre Institutionen wurden 1960 durch ein Gesetz aufgelöst. Die Bahai kämpfen um staatliche Anerkennung. Jehovas Zeugen veröffentlichen seit ihrem Verbot im Jahr 1960 keine Daten mehr über ihre Mitgliederzahlen in Ägypten.

Muslime

Etwa 90 % der Einwohner Ägyptens bekennen sich zum sunnitischen Islam. Das islamische Recht, die Scharia, ist seit 1980 die Hauptquelle der Gesetzgebung.

Die Auslegung des Islams war in Ägypten bis in die 1970er Jahre hinein zumeist modern und fortschrittlich, insbesondere durch die in der muslimischen Welt führende Al-Azhar-Universität. Allerdings ist Ägypten seit einigen Jahrzehnten ein Zentrum des sich seit 1967 von Saudi-Arabien ausbreitenden islamischen Fundamentalismus. So ist die Muslimbruderschaft dort aktiv, und in Osama bin Ladens Terrorgruppe al-Qaida fanden sich schon zu Zeiten des 11. September 2001 auch Ägypter in Führungspositionen. Teils stehen sie bis heute mit an der Spitze.

Sichtbares Zeichen einer zunehmenden Islamisierung der Gesellschaft sind die immer häufiger zu sehenden tief verschleierten Frauen, obwohl die Verschleierung eigentlich zu Nassers Zeiten offiziell verboten worden ist; noch in den 1990er Jahren war die Mehrheit der ägyptischen Frauen gänzlich unverschleiert. Die fundamentalistische Szene sieht Gewalt gegen Westler als Bestandteil eines gerechten Kampfes gegen ein „ungerechtes System“, einen „gottlosen Staat“ und eine „westlich-jüdische Verschwörung“ gegen den Islam an.

Christen

Vor der Islamischen Expansion im 7. Jahrhundert war in Ägypten das Christentum die dominierende Religion; der Evangelist Markus soll in Ägypten schon um das Jahr 50 missioniert haben.

Heute findet man in Mittel- und Oberägypten (nicht selten in überwiegend christlichen Dörfern), aber auch in Kairo und Alexandria eine koptische Minderheit, die mit anderen Christen zwischen vier und 15 Prozent der Gesamtbevölkerung Ägyptens umfasst. Die staatlichen und kirchlichen Zahlenangaben differieren stark (nach offiziellen Angaben machen die Christen nicht mehr als sechs Prozent der Bevölkerung aus).
Die ägyptischen Christen sind von Diskriminierungen betroffen; seit der Revolution 2011 haben etwa 100.000 das Land verlassen.
Andere, neben der Koptischen Kirche, in Ägypten vertretene altorientalische Kirchen sind die Armenisch-Apostolische Kirche mit rund 15.000 Mitgliedern und die Syrisch-Orthodoxe Kirche von Antiochien mit lediglich rund 500 Mitgliedern. Bis heute besteht die Griechisch-Orthodoxe Kirche von Alexandria, die mehr als 200.000 Gläubige in Ägypten zählt. Eine weitere orthodoxe Kirche mit Sitz in Ägypten ist die Orthodoxe Kirche am Sinai, der im Katharinenkloster und dessen Umgebung aber nur noch rund 50 Personen angehören.

Juden

Bereits seit der Antike gibt es jüdische Gemeinden im Land. Heute leben in Ägypten nur noch sehr wenige Juden. 1947 waren es 75.000, 1948 noch 66.000 Juden. In Folge des Ersten Arabisch-Israelischen Kriegs, der Sueskrise und des Sechstagekriegs wurden beinahe alle ägyptischen Einwohner jüdischen Glaubens ausgewiesen oder nach und nach vertrieben. Bis 1968 waren fast alle ägyptische Juden ausgewiesen oder vertrieben worden, geflohen oder ausgewandert. Von 1945 bis 1949 fanden auch die Pogrome von Kairo gegen die jüdische Minderheit statt.
Seit 1979 der Friedensvertrag zwischen Ägypten und Israel abgeschlossen wurde, sind die Juden in Ägypten in ihrer Religionsfreiheit nicht mehr eingeschränkt, sie bilden aber nur mehr eine marginale, überalterte Minderheit.

Geschichte

Aufstieg einer Hochkultur

  • Vordynastische Zeit bis 3150 v. Chr.
  • Pharaonenzeit (Altes Ägypten)
    • Frühdynastische Zeit 3032–2707 v. Chr.
Die Hochkultur Ägyptens begann um 3000 v. Chr. mit der Schaffung eines Königreiches durch die Vereinigung von Ober- und Unterägypten unter dem legendären Pharao Menes, der in Memphis residiert haben soll. Die Einteilung der Pharaonenzeit in 30 Dynastien geht auf den ägyptischen Priester Manetho zurück, der im 3. Jahrhundert v. Chr. eine ägyptische Geschichte geschrieben hat.
  • Altes Reich 2707–2216 v. Chr.
Mit der 3. Dynastie entstand das Alte Reich, in dem sich Staat und Gesellschaft, Kunst und Religion ausformten und der als Verkörperung des Himmelsgottes verehrte König autokratisch über alle 42 Gaue seines Landes herrschte. Unter dem Pharao Djoser (um 2610–2590) und den Herrschern der 4. und 5. Dynastie dehnte sich das Reichsgebiet bis südlich von Assuan aus. Pharaonen wurden jetzt als Söhne des Sonnengottes Re angesehen.
  • Erste Zwischenzeit 2216–2025 v. Chr.
  • Mittleres Reich 2010–1793 v. Chr.
  • Zweite Zwischenzeit 1648–1550 v. Chr.
Nach dem Zerfall des Alten Reiches gelang es erst einem Gaufürstengeschlecht aus dem Süden unter Mentuhotep II. (2061–2010) die Länder im Mittleren Reich (11. bis 14. Dynastie) wieder zu einigen. Als neue Hauptstadt wurde Theben mit den Tempelstätten Karnak und Luxor gegründet; bald lag jedoch die Residenz wieder im Norden. Um 1650 rissen die aus Asien stammenden Hyksos die Herrschaft über Ägypten an sich. Sie brachten Pferd und Streitwagen ins Land und damit eine neue Art der Kriegstechnik.
  • Neues Reich 1531–1075 v. Chr.
  • Dritte Zwischenzeit 1075–652 v. Chr.
Fürst Kamose und seinem Nachfolger Ahmose gelang es um 1550 v. Chr. wiederum in Theben das Neue Reich (18. bis 20. Dynastie) zu gründen, das sich unter Amenophis I. und Thutmosis I. bis nach Nubien und zum Euphrat erstreckte. Nach der Herrschaft der „Friedensfürstin“ Hatschepsut (1490–1468) unternahm Thutmosis III. Feldzüge nach Syrien und Palästina und festigte das ägyptische Großreich, das sich vom Orontes in Syrien bis zum vierten Katarakt des Nil erstreckte. Unter König Amenophis IV. (1364–1347) kam die Expansion zum Erliegen. Er kümmerte sich vorwiegend um religiöse Fragen und löste durch die Erhebung des Sonnengottes Aton zum alleinigen Gott eine geistige Revolution aus. Unter dem Namen Echnaton regierte er zusammen mit seiner Gattin Nofretete das Reich von der neu gegründeten Residenz Achet-Aton (dem heutigen Tell el-Amarna) aus. Von seinem Nachfolger Tutanchamun (1347–1338) wurde jedoch der Monotheismus zugunsten einer Dreiheit des göttlichen Prinzips wieder abgeschafft. Unter Ramses II. (1290–1224) erlebte das Neue Reich noch einmal eine Blütezeit. Doch die Völkerbewegungen um 1200 brachten eine neue Gefahr für Ägypten, das von den Hethitern, den Libyern und von Seevölkern aus dem Norden bedroht wurde. Nach dem Tod von Ramses III. (1184–1153) setzte ein rascher Niedergang ein, Ägypten löste sich unter fremden Machthabern in eine Vielzahl von Einzelherrschaften auf.

Vom Großreich zur Provinz

525 v. Chr. wurde Ägypten vom Perserreich erobert und erstmals Provinz eines fremden Weltreiches; in gewissen Grenzen wurde ihm die Selbstverwaltung und die Religionsfreiheit zugestanden. 332 v. Chr. fiel das 404 wieder unabhängig gewordene Ägypten kampflos in die Hände Alexanders des Großen, der das Land als Teil des Makedonischen Reiches hellenisierte. Nach seinem Tod 323 v. Chr. übernahm sein Feldherr Ptolemaios I. Soter die Verwaltung der ägyptischen Provinz. 305 nahm er als Ptolemaios I. Soter den Titel eines Königs an und begründete damit das Herrscherhaus der Ptolemäer, das Ägypten fast 300 Jahre lang regierte. Sie erhoben das von Alexander gegründete Alexandria zu ihrer Hauptstadt und orientierten sich außenpolitisch auf den Mittelmeerraum.

Nach dem Tod Kleopatras VII., der letzten Herrscherin des Ptolemäerhauses, wurde Ägypten 30 v. Chr. zur römischen Provinz. Mit der Teilung des Römischen Reiches 395 n. Chr. kam das Land unter oströmisch-byzantinische Herrschaft und verlor durch die Verlagerung der Fernhandelswege nach Konstantinopel einen Teil seiner bisherigen wirtschaftlichen Bedeutung, blieb aber als Getreidelieferant für die oströmische Hauptstadt wichtig und wohlhabend.

Andererseits blieb Ägypten wie auch Syrien von der germanischen Völkerwanderung, die den gesamten europäischen Teil des Reichs in eine existentielle Krise stürzte, unberührt. Die in den Hauptstädten der beiden nach wie vor reichsten Provinzen ansässigen Patriarchen stritten in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts um die Vorherrschaft in der Reichskirche. Im Konzil von Ephesos 431 konnte Alexandria seine Positionen in der gesamten Reichskirche durchsetzen und 449 in der sogenannten Räubersynode noch einmal bekräftigen.

Im Konzil von Chalcedon 451 setzte sich aber Papst Leo der Große mit seinen theologischen Positionen durch, denen sich auch die oströmische Regierung anschloss. Das Patriarchat von Alexandria anerkannte die Beschlüsse des Konzils jedoch nicht an. Es bildete sich in der Folge eine unabhängige koptische Kirche im Gegensatz zur Reichskirche, welche zumeist von den Kaisern unterdrückt wurde. Dies und ein hoher Steuerdruck war Ausgangspunkt einer starken Oppositionsbewegung gegenüber dem Oströmischen Reich.

In der Spätantike wurde Ägypten Ausgangspunkt christlicher Mission in Nubien und Äthiopien, deren Kirchen sich eng an die koptische Kirche Ägyptens anlehnten. Das Land blieb reich und ökonomisch bedeutsam, so dass ab 619 zunächst die persischen Sassaniden und dann ab 636 die muslimischen Araber versuchten, es dem Kaiser zu entreißen.

Unter der Herrschaft des Islam

  • Frühislamische Zeit 640–968
    • Umayyaden
    • Abbasiden
    • Tuluniden
    • Ichschididen
  • Fatimidenzeit 969–1171
  • Ayyubidenzeit 1171–1250
  • Mamlukenzeit 1250–1517
  • Osmanenherrschaft in Ägypten 1517–1801
Um 640 eroberten islamische Araber das Niltal; Ägypten wurde von nun an von wechselnden Machtzentren aus – Damaskus, Bagdad, Kairo – beherrscht. Unter den Umayyaden (661–750) siedelten sich arabische Stämme in den fruchtbaren Ebenen an und bestimmten fortan das kulturelle Erscheinungsbild Ägyptens. Mit dem Machtantritt Saladins, des Begründers der Ayyubiden-Dynastie (1171–1249), wurde Kairo zum Zentrum des muslimischen Widerstandes gegen die christlichen Kreuzzüge. Um 1250 erhob sich die Palastgarde, die sich aus Mamluken, ursprünglich zumeist türkische Militärsklaven, zusammensetzte und übernahmen die Macht. Ende des 13. Jahrhundert vernichteten sie die letzten Kreuzfahrerstaaten auf asiatischem Boden. Auch nach der Eroberung Ägyptens durch das Osmanische Reich 1517 blieb die Verwaltung in ihren Händen. Der wirtschaftliche Niedergang als Folge der Entdeckung des Seeweges nach Indien (1498) machte Ägypten zu einer der ärmsten Provinzen des Osmanischen Reiches.

Unter britischer Kontrolle

  • Ägyptische Expedition 1798–1802
  • Dynastie des Muhammad Ali 1805–1882
  • Britische Herrschaft in Ägypten 1882–15. März 1922
  • Königreich Ägypten 15. März 1922–Juli 1952
Erst die Landung des französischen Expeditionskorps unter Napoleon 1798 beendete die Herrschaft der Osmanen. Als nach dem Seesieg des britischen Admirals Nelson bei Abukir im selben Jahr die Franzosen ihren Orientfeldzug abbrechen mussten, nutzte der albanische Offizier Muhammad Ali Pascha die Situation zur Ergreifung der Macht (1805–1849). Er und seine Nachfolger konnten unter osmanischer Oberherrschaft eine gewisse Selbständigkeit erringen, betrieben eine expansive Politik und leiteten die Geschichte des modernen Ägyptens ein. Der Bau des Sueskanals (1859–1869) machte das Land derart von ausländischen Anleihen abhängig, dass die von Großbritannien und Frankreich eingerichtete Staatsschuldenverwaltung zur eigentlichen Regierung des Landes wurde. Zur Sicherung des Verbindungsweges nach Indien erwarb Großbritannien die ägyptischen Kanalaktien, besetzte 1882 das Land und machte es 1914 formell zu einem Protektorat. 1922 wurde Ägypten unter Fuad I. ein schon weitgehend selbständiges Königreich und erhielt nach dessen Tod 1936 die Souveränität. Im Zweiten Weltkrieg wurde Ägypten zum Schlachtfeld der deutschen und italienischen Armeen unter Erwin Rommel und den Briten unter Bernard Montgomery. Britische Truppen blieben bis 1946 im Land. 1945 war Ägypten eines der 51 Gründungsmitglieder der Vereinten Nationen.

Ägypten als Republik

1948 beteiligten sich ägyptische Armeen am arabischen Angriff auf den eben ausgerufenen Staat Israel, wurden aber, wie die anderen arabischen Armeen auch, zurückgeschlagen. Am 23. Juli 1952 (Nationalfeiertag) stürzte die Bewegung der „Freien Offiziere“ den 1936 inthronisierten König Faruk. Die Geschichte der jungen Republik Ägypten wurde zunächst von General Ali Muhammad Nagib, anschließend von dem führenden Kopf der Revolution, Oberst Gamal Abdel Nasser (1954–1970) bestimmt. Nassers sozialistisches Regime unterhielt enge Beziehungen zur Sowjetunion. Die Verstaatlichung der Sueskanal-Gesellschaft 1956 führte zum militärischen Eingreifen Israels, Großbritanniens und Frankreichs. Die Sueskrise wurde durch Intervention der UN beigelegt. 1958 schloss sich Ägypten mit Syrien und Nordjemen zur Vereinigten Arabischen Republik (VAR) zusammen, die faktisch nur bis 1961 bestand. Im Sechstagekrieg mit Israel im Juni 1967, in dem israelische Truppen bis zum Sueskanal vordrangen, erlitt das Land eine schwere militärische Niederlage. Nach dem Tod Nassers 1970 wurde Vizepräsident Anwar as-Sadat Staatspräsident. Durch den – teilweise erfolgreichen – Yom-Kippur-Krieg 1973 versuchte Sadat, die Niederlage von 1967 wettzumachen.

1977 leitete Sadat durch eine überraschende Friedensinitiative den Dialog mit Israel ein, der 1979 zum Friedensvertrag und zum Abzug der israelischen Truppen von der Sinai-Halbinsel führte, andererseits jedoch das Land innerhalb der arabischen Welt isolierte und den Widerstand islamischer Fundamentalisten hervorrief. 1981 wurde Sadat, der 1978 zusammen mit Israels Premierminister Menachem Begin den Friedensnobelpreis erhalten hatte, das Opfer eines Attentats. Seinem Nachfolger, dem damals als Vizepräsident amtierenden Muhammad Husni Mubarak, ist es gelungen, Ägypten wieder als vollrespektiertes Mitglied in die Arabische Liga zurückzuführen. Er regierte jedoch seit dem Erlass der Notstandsgesetze 1982 bis zu der Revolution 2011 autoritär.