Beginn der Geschichte

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Wikipedia


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Personifikation


Die Personifikation (Vermenschlichung einer Idee oder einer Sache), fictio personae oder Prosopopoiia (von griech. prosopōn poeìn „eine Maske aufsetzen“) ist eine rhetorische Figur, die Tieren, Pflanzen, Gegenständen, toten Personen oder abstrakten Wesenheiten eine Stimme gibt (Prosopopoiia) oder menschliche Züge verleiht (Personifikation). Im allgemeineren Sinne spricht man auch von Anthropomorphismus. Je nach Auffassung der strukturellen bzw. definitionsmäßigen Beziehungen zueinander wird auch entweder die Personifikation oder aber der Anthropomorphismus als Spezialfall der Metapher gesehen. Eine erweiterte Personifikation kann ebenso wie eine erweiterte Metapher auch als Allegorie betrachtet werden.

Personifikation ist zu unterscheiden von der Personifizierung als einem Prinzip der Geschichtsdidaktik

Rhetorik

Personifikationen sind eines der häufigsten Stilmittel in Lyrik und Epik.
Beispiele:
„Jetzt lacht das Glück uns an / bald donnern die Beschwerden.“ (Andreas Gryphius)
„Der Garten trauert
„Natur schläft – ihr Odem steht,
Ihre grünen Locken hangen schwer,
Nur auf und nieder ihr Herzschlag geht
Ungehemmt im heiligen Meer.“ (Annette von Droste-Hülshoff)
Der schlaue Fuchs
Weitere Beispiele:
  • „Der Dollarkurs liegt am Boden.“
  • „Der Tag verabschiedet sich.“
  • „Die Sonne lacht.“
  • „Der Himmel weint.“

Ausdrücke wie „Vater Staat“, „Mutter Natur“ oder „Väterchen Frost“ gehören zu den abgesunkenen Personifikationen. Also sind Personifikationen abstrakte Gestalten: Tiere oder auch Pflanzen, die die Gaben eines Menschen übernehmen. Z. B. der Garten trauert, die Sonne lacht, usw.
Die Personifikation gilt als eine der am leichtesten zu erkennenden Stilfiguren.

Die Personifikation wird in einer Sprache dann besonders erleichtert, wenn die Wörter für Personen und für die personifizierten Gegenstände, Tiere, Symbole usw. die gleiche syntaktische bzw. grammatische Struktur aufweisen. So kann man beispielsweise in Deutsch den Begriff der Regen leicht personifizieren: „Der Regen griff nach mir.“ hat die gleiche Struktur wie: „Der Anton griff nach mir.“ Gäbe es regnen nur als Verb, so wäre eine Personifikation nicht so einfach möglich.

Bildende Kunst

In der Bildenden Kunst kommen Personifikationen in Malerei und Skulptur in allen Epochen vor. Sie bezeichnen Figuren, die einen abstrakten Inhalt allegorisch verkörpern: den Frühling, die christliche Kirche oder das Judentum, den Fluss Tiber, die Stadt Rom, den Gevatter Tod, die gute Regierung, die Tugenden oder Laster etc.
Ob eine Personifikation weiblich (femininum) oder männlich (masculinum) dargestellt wird, hängt vom Genus des Wortes ab, das der Personifikation zu Grunde liegt.
Beispiel
Personifikationen von Sonne (sol, m. lat. = die Sonne) und Mond (luna, f. lat. = der Mond)
am Haus zum Roten Ochsen in Erfurt.

Personifikationen sind oft mit spezifischen Attributen versehen, um vom Betrachter leichter identifiziert werden zu können.

Religion

In der Religion und im Mythos ist die Personifikation von Naturgewalten weit verbreitet und spielt daher vom Animismus an auch noch in der Geschichte der Weltreligionen eine beachtliche Rolle.
Personifikation könnte auf Grundstrukturen unseres Denkens hinweisen. Sinneseindrücke werden im Gehirn durch Zuordnung zu bekannten Erfahrungen interpretiert. In früher Kindheit erfahren wir uns selbst und andere, also Personen, als Ursachen von Veränderungen. Umgekehrt interpretieren Kinder Veränderungen intuitiv oft als Wirkung von Personen. So vermuten sie manchmal geisterhafte Wesen als Ursache von z. B. knarrenden Dachbalken. Personifizierende Interpretationsmuster stehen uns früher zur Verfügung als das abstrakte Denken. Für jüngere Kinder ist die Vorstellung einer personifizierten Sonne, die über den Himmel wandert, intuitiv leichter zu begreifen als etwa ein heliozentrisches Weltbild mit seinen abstrakteren Begriffen wie z. B. Schwerkraft.
Möglicherweise entstehen so zahlreiche Vorstellungen von personifizierten Naturkräften. Z. B. ist Poseidon im griechischen Mythos der Gott des Meeres; eine Vielzahl von Belegen aus der Bibel kann als Erinnerung an die Personifikation von Naturgewalten aus der Zeit vor der Verfestigung zum Monotheismus verstanden werden, so die folgende Stelle aus dem Buch Ijob: „Und der Herr antwortete Hiob aus dem Wettersturm und sprach.“ (Ijob 38,1).




Allegorie



Die Allegorie (von griechisch ἀλληγορία allegoria ‚andere/verschleierte Sprache‘, von ἄλλος allos ‚anders, verschieden‘ und ἀγορεύω agoreuo ‚eindringlich sprechen, eine öffentliche Aussage machen‘ und ἀγορά agora ‚Versammlung‘) ist eine Form indirekter Aussage, bei der eine Sache (Ding, Person, Vorgang) aufgrund von Ähnlichkeits- und/oder Verwandtschaftsbeziehungen als Zeichen einer anderen Sache (Ding, Person, Vorgang, abstrakter Begriff) eingesetzt wird.
In der Rhetorik wird die Allegorie als Stilfigur unter den Tropen (Formen uneigentlichen Sprechens) eingeordnet und gilt dort als fortgesetzte, d. h. über ein Einzelwort hinausgehende Metapher. In der bildenden Kunst und in weiten Teilen der mittelalterlichen und barocken Literatur tritt die Allegorie besonders in der Sonderform der Personifikation auf, in der eine Person durch Attribute, Handlungsweisen und Reden als Versinnfälligung eines abstrakten Begriffs, z. B. einer Tugend oder eines Lasters, agiert.
In der Literaturwissenschaft bezeichnet Allegorese die Auslegung eines Textes nach einem mehrfachen über den wörtlichen hinausgehenden Sinn.


Gleichnis

Ein Gleichnis ist eine bildhafte rhetorische Figur zur Veranschaulichung eines Sachverhalts mittels eines Vergleichs.

Literaturwissenschaftliche Gattung


Gleichnisse sind meist kürzere Texte, die mit didaktischem Anspruch einen komplexen oft theoretischen Sachverhalt in Form einer bildhaften und konkreten Darstellung abbilden. Man unterscheidet zwei Textebenen: die Ebene des Gesagten und die Ebene des Gemeinten. Diese beziehen sich aufeinander und berühren sich schließlich im Vergleichsmoment (d. i. „das Dritte des Vergleichs“, auch Vergleichungspunkt). Im Gegensatz zur Parabel muss im Gleichnis, das einen expliziten Vergleich darstellt („so wie“), die Sachebene nicht durch die Leser erschlossen werden, sie wird direkt im Text parallel zur Bildebene genannt.

Beispiele dafür sind die homerischen Gleichnisse und die Gleichnisse in der Bibel, von denen sich viele im Neuen Testament finden. Literaturwissenschaftlich gesehen handelt es sich jedoch oft um Parabeln, wie etwa beim „Gleichnis vom Verlorenen Sohn“ (siehe nächster Abschnitt).
Lessing unterscheidet Sachteil und Bildteil: Ein Sachverhalt, eine Abstraktion, ein Gedanke (= Sachteil) werde umgesetzt in einen anderen Lebensbereich, in ein konkretes Bild (= Bildteil); diese Umsetzung könne dabei mit oder ohne selbständige Handlung, mit oder ohne Deutung im Gleichnis erfolgen; der Zweck sei die Enthüllung, um das Verstehen zu fördern. Herder setzt dem entgegen, dass das Gleichnis mehr der Verhüllung einer Lehre als zu deren Enthüllung diene: „Parabel ist eine Gleichnisrede, eine Erzählung aus dem gemeinen Leben, mehr zur Einkleidung und Verhüllung einer Lehre als zu ihrer Enthüllung“.

Oft wird der Unterschied zwischen Gleichnis und Parabel betont: das Gleichnis sei kurz, ohne selbständige Handlung, mit Deutung; die Parabel sei lang, mit selbständiger Handlung, ohne Deutung. Diese Unterscheidung lässt sich nicht konsequent durchführen und sollte aufgegeben werden, da die Übergänge fließend sind und in der Literatur der Begriff Gleichnis oft synonym für Parabel, Abbild, Bild, Beispielerzählung und sogar für Fabel und Metapher benutzt wird.



Höhlengleichnis


Das Höhlengleichnis ist eines der bekanntesten Gleichnisse der antiken Philosophie. Es stammt von dem griechischen Philosophen Platon (428/427–348/347 v. Chr.), der es am Anfang des siebten Buches seines Dialogs Politeia von seinem Lehrer Sokrates erzählen lässt. Es verdeutlicht den Sinn und die Notwendigkeit des philosophischen Bildungswegs, der als Befreiungsprozess dargestellt wird. Das Ziel ist der Aufstieg aus der sinnlich wahrnehmbaren Welt der vergänglichen Dinge, die mit einer unterirdischen Höhle verglichen wird, in die rein geistige Welt des unwandelbaren Seins. Den Aufstieg vollzieht zwar jeder für sich, aber da man dabei Hilfe benötigt, ist es zugleich auch ein kollektives Bemühen. Zuvor hat Sokrates am Ende des sechsten Buches das Sonnengleichnis und das Liniengleichnis vorgetragen. Als Abschluss und Höhepunkt der Gleichnisreihe zählt das Höhlengleichnis zu den Grundtexten der platonischen Philosophie, da es zentrale Aussagen von Platons Ontologie und Erkenntnistheorie veranschaulicht.

Das Gleichnis

Bezug

Im sechsten Buch der Politeia hat Sokrates seinen Gesprächspartnern Glaukon und Adeimantos, den beiden Brüdern Platons, die ethischen und intellektuellen Anforderungen erläutert, die ein Philosoph zu erfüllen hat, um für das Studium des höchsten Erkenntnisbereichs und zugleich für politische Führungsaufgaben qualifiziert zu sein. Im siebten Buch legt er ausführlich dar, worin aus philosophischer Sicht Bildung und Unbildung des Menschen bestehen und worauf philosophische Bildung letztlich abzielt. Um dies zu veranschaulichen, erzählt er einleitend das Höhlengleichnis. Glaukon stellt sich die Einzelheiten bildhaft vor.

Inhalt


Sokrates beschreibt eine unterirdische, höhlenartige Behausung, von der aus ein breiter Gang zur Erdoberfläche führt. In der Höhle leben Menschen, die von Kind auf ihr ganzes Leben dort als Gefangene verbracht haben. Sie sind sitzend an Schenkeln und Nacken so festgebunden, dass sie immer nur nach vorn auf die Höhlenwand blicken und ihre Köpfe nicht drehen können. Daher können sie den Ausgang, der sich hinter ihren Rücken befindet, nie erblicken und von seiner Existenz nichts wissen. Auch sich selbst und die anderen Gefangenen können sie nicht sehen; das einzige, was sie je zu Gesicht bekommen, ist die Wand. Erhellt wird die Höhle von einem großen, fernen Feuer, das oben auf der Erde brennt und dessen Licht durch den Gang hineinscheint. Die Gefangenen sehen nur das Licht, das die Wand beleuchtet, nicht aber dessen Quelle. Auf der Wand sehen sie ihre Schatten.

Auf der Erdoberfläche befindet sich zwischen dem Höhleneingang und dem Feuer eine kleine Mauer, die nicht so hoch ist, dass sie das Licht des Feuers abschirmt. Längs der Mauer tragen Menschen unterschiedliche Gegenstände hin und her, Nachbildungen menschlicher Gestalten und anderer Lebewesen aus Stein und aus Holz.

Diese Gegenstände ragen über die Mauer hinaus, ihre Träger aber nicht. Manche Träger unterhalten sich miteinander, andere schweigen.

Da die bewegten Gegenstände auf die Höhlenwand, der die Gefangenen zugewendet sind, Schatten werfen, können die Höhlenbewohner die bewegten Formen schattenhaft wahrnehmen. Von den Trägern ahnen sie aber nichts. Wenn jemand spricht, hallt das Echo von der Höhlenwand so zurück, als ob die Schatten sprächen. Daher meinen die Gefangenen, die Schatten könnten reden. Sie betrachten die Schatten als Lebewesen und deuten alles, was geschieht, als deren Handlungen. Das, was sich auf der Wand abspielt, ist für sie die gesamte Wirklichkeit und schlechthin wahr. Sie entwickeln eine Wissenschaft von den Schatten und versuchen in deren Auftreten und Bewegungen Gesetzmäßigkeiten festzustellen und daraus Prognosen abzuleiten. Lob und Ehre spenden sie dem, der die besten Voraussagen macht.

Nun bittet Sokrates Glaukon sich vorzustellen, was geschähe, wenn einer der Gefangenen losgebunden und genötigt würde, aufzustehen, sich umzudrehen, zum Ausgang zu schauen und sich den Gegenständen selbst, deren Schatten er bisher beobachtet hat, zuzuwenden. Diese Person wäre schmerzhaft vom Licht geblendet und verwirrt. Sie hielte die nun in ihr Blickfeld gekommenen Dinge für weniger real als die ihr vertrauten Schatten. Daher hätte sie das Bedürfnis, wieder ihre gewohnte Position einzunehmen, denn sie wäre überzeugt, nur an der Höhlenwand sei die Wirklichkeit zu finden. Gegenteiligen Belehrungen eines wohlgesinnten Befreiers würde sie keinen Glauben schenken.

Wenn man den Befreiten nun mit Gewalt aus der Höhle schleppte und durch den unwegsamen und steilen Aufgang an die Oberfläche brächte, würde er sich dagegen sträuben und wäre noch verwirrter, denn er wäre vom Glanz des Sonnenlichts geblendet und könnte daher zunächst gar nichts sehen. Langsam müsste er sich an den Anblick des Neuen gewöhnen, wobei er erst Schatten, dann Spiegelbilder im Wasser und schließlich die Menschen und Dinge selbst erkennen könnte. Nach oben blickend würde er sich erst mit dem Nachthimmel vertraut machen wollen, später mit dem Tageslicht, und zuletzt würde er es wagen, die Sonne unmittelbar anzusehen und ihre Beschaffenheit wahrzunehmen. Dann könnte er auch begreifen, dass es die Sonne ist, deren Licht Schatten erzeugt. Nach diesen Erlebnissen und Einsichten hätte er keinerlei Bedürfnis mehr, in die Höhle zurückzukehren, sich mit der dortigen Schattenwissenschaft zu befassen und dafür von den Gefangenen belobigt zu werden.

Sollte er dennoch an seinen alten Platz zurückkehren, so müsste er sich erst wieder langsam an die Finsternis der Höhle gewöhnen. Daher würde er einige Zeit bei der dort üblichen Begutachtung der Schatten schlecht abschneiden. Daraus würden die Höhlenbewohner folgern, er habe sich oben die Augen verdorben. Sie würden ihn auslachen und meinen, es könne sich offenbar nicht lohnen, die Höhle auch nur versuchsweise zu verlassen. Wenn jemand versuchte, sie zu befreien und nach oben zu führen, würden sie ihn umbringen, wenn sie könnten









Sonnengleichnis



Das Sonnengleichnis ist ein bekanntes Gleichnis der antiken Philosophie. Es stammt von dem griechischen Philosophen Platon (428/427–348/347 v. Chr.), der es im sechsten Buch seines Dialogs Politeia von seinem Lehrer Sokrates erzählen lässt. Anschließend trägt Sokrates das Liniengleichnis vor, mit dem das sechste Buch endet. Am Anfang des siebten Buches folgt das Höhlengleichnis, das letzte der drei berühmten Gleichnisse in der Politeia. Alle drei Gleichnisse veranschaulichen Aussagen von Platons Ontologie und Erkenntnistheorie.

In den drei Gleichnissen wird spezifisch platonisches Gedankengut vorgetragen. Der „platonische“ Sokrates, der hier als Sprecher auftritt und die Gleichnisse erzählt, ist eine literarisch gestaltete Figur. Seine Position kann daher nicht mit der des historischen Sokrates gleichgesetzt werden.
Im Sonnengleichnis versucht der platonische Sokrates das Gute, statt es direkt zu definieren, gleichnishaft zu veranschaulichen. Er vergleicht es mit der Sonne: Wie im Bereich des Sichtbaren die Sonne als Quelle des Lichts die alles beherrschende Macht ist, so herrscht in der geistigen Welt das Gute als Quelle von Wahrheit und Wissen.

Vorgeschichte im Dialog

Im sechsten Buch der Politeia erläutert der platonische Sokrates seinen Gesprächspartnern Glaukon und Adeimantos, den beiden Brüdern Platons, die ethischen und intellektuellen Anforderungen, die man zu erfüllen hat, um für politische Führungsaufgaben in einem idealen, von Philosophen regierten Staat qualifiziert zu sein. Ein an der Staatslenkung beteiligter Philosoph benötigt für seine Entscheidungen einen ethischen Orientierungsrahmen. Es genügt nicht, dass seine charakterliche Disposition die Grundtugenden Gerechtigkeit, Besonnenheit, Tapferkeit und Weisheit umfasst. Diese Tugenden sind erst dann hilfreich, wenn man ihr Wesen philosophisch auf vollkommene Weise erfasst hat. Das gelingt aber nur dem, der die Tugenden aus einem ihnen übergeordneten Prinzip ableiten kann, das ihre gemeinsame Quelle und Basis ist, und über dieses Prinzip Klarheit erlangt hat.

Bei den folgenden Ausführungen des Sokrates wird die Kenntnis der platonischen Ideenlehre vorausgesetzt. Platon geht davon aus, dass die sinnlich wahrnehmbare Welt dem nur gedanklich erreichbaren (intelligiblen) Bereich der Ideen nachgeordnet ist. Die Ideen sind reale, eigenständig existierende, unveränderliche Urbilder, die Sinnesobjekte deren Abbilder. Die Existenz und Beschaffenheit der Abbilder ist auf die Urbilder zurückzuführen. Das überzeitliche Sein der Ideen ist für Platon das Sein im eigentlichen Sinne. Den veränderlichen und vergänglichen Sinnesobjekten hingegen kommt nur ein bedingtes und damit unvollkommenes Sein zu, das sie den Ideen verdanken. Ihre Eigenschaften spiegeln das Wesen der Ideen; beispielsweise ist etwas Materielles schön, wenn und solange sich die Idee des Schönen darin abbildet.
Der Ursprung aller Tugenden ist „das Gute“ schlechthin, das heißt in der Ausdrucksweise der Ideenlehre die Idee des Guten. Ihr verdankt alles, was gut ist, die Eigenschaft gut zu sein.

Sie ist das höchste Prinzip. Erst wenn man über sie Bescheid weiß, wird alles andere Wissen nützlich und vorteilhaft. Eine Tugend kann man nur wahren, wenn man weiß, inwiefern sie auch gut ist. Die Einsicht in das Wesen der Idee des Guten ist für den platonischen Sokrates das eigentliche Ziel des philosophischen Erkenntnisstrebens. Allerdings betont er auch, dass solche Einsicht schwer zu erlangen sei; der Weg zu ihr sei weit und mühevoll.

Es gehe hier um die „größte Lektion“, das „am meisten zu Lernende“ (mégiston máthēma).

Zwar strebt jede Seele das Gute an, doch was es ist, das ahnen die Menschen nur, wobei sie Irrtümern zu unterliegen pflegen. Die verbreitete Meinung, das Gute sei mit der Lust gleichzusetzen, ist abwegig, denn niemand bestreitet, dass es auch schlechte Lust gibt. Auch als Einsicht lässt sich das Gute nicht definieren, denn damit kann nur eine auf es selbst bezogene Einsicht gemeint sein, wodurch die Definition zirkulär wird.

Nach diesen Darlegungen des Sokrates wird er nach seiner eigenen Auffassung befragt. Er bekennt, nicht zu wissen, was das Gute ist. Er habe zwar eine Meinung dazu, doch sei es besser, diese Frage „für jetzt“ beiseitezulassen. Da er einen Versuch, das Gute auf direktem Weg zu bestimmen, unter den gegebenen Umständen nicht für sinnvoll hält, wählt er den Umweg über ein Gleichnis. Das unbekannte Gute soll den Gesprächspartnern anhand seines bekannten und ihm sehr ähnlichen „Sprösslings“ nahegebracht werden. Damit meint Sokrates die Sonne.

Einleitend weist Sokrates darauf hin, dass die Ausgangsbasis der folgenden Darlegungen die Ideenlehre ist.

Ihr zufolge hängen die sichtbaren guten Einzeldinge auf mehrfache Weise mit der Idee des Guten, „dem Guten selbst“, zusammen. Im Gleichnis stellt Sokrates den Zusammenhang als Analogiebeziehung dar; Gutes im Bereich des Sichtbaren soll die Idee des Guten und ihre Wirkungsweise veranschaulichen.

Das Gleichnis

Sokrates legt dar, dass der Gesichtssinn sich vom Gehör und den anderen Sinnen dadurch unterscheidet, dass er mit seinen Objekten nicht ohne Weiteres in Kontakt treten kann, sondern dazu eines zusätzlichen Elements, des Lichts, bedarf. Das Licht, das offensichtlich etwas Edles ist, stellt ein köstliches Band zwischen dem Gesichtssinn und dem Sichtbaren dar. Dieses Band ist göttlichen Ursprungs. Unter den himmlischen Göttern ist Helios, der Sonnengott, für die Erzeugung des Lichts zuständig. Der Sonne verdanken die Menschen die Möglichkeit, das Sichtbare zu sehen. Der Zusammenhang zwischen der Sonne und dem Gesichtssinn zeigt sich auch darin, dass das Auge unter allen Sinnesorganen das „sonnenhafteste“ ist. Die Fähigkeit des Auges zu sehen betrachtet Sokrates als eine Gabe des Sonnengottes. Aus der besonderen Beschaffenheit des Gesichtssinns ergibt sich der Vorrang des Sehens vor allen anderen Sinneswahrnehmungen.

Die Sonne ist ein „Sprössling“ oder „Abkömmling“ des Guten und ihm daher hinsichtlich ihrer Natur und Wirkungsweise ähnlich. Daraus ergibt sich für den platonischen Sokrates eine Analogiebeziehung: So wie sich im geistigen Bereich das Gute zum Denken und zum Gedachten verhält, so verhält sich im Bereich des Sichtbaren die Sonne zum Sehen und zum Gesehenen. Das Auge ist in der nächtlichen Finsternis behindert. Es kann seine Sehkraft erst dann richtig entfalten, wenn die Gegenstände, die es erblicken soll, von der Sonne beschienen werden. Analoge Verhältnisse bestehen im geistigen Bereich, wo die Seele die wahrnehmende Instanz, ihre Vernunft (Nous) die Sehkraft und das Gute die „Lichtquelle“ ist. Wenn die Seele sich mit dem Entstandenen und Vergänglichen befasst, das von der „Lichtquelle“ relativ weit entfernt ist, dann richtet sie ihre Aufmerksamkeit auf Verdunkeltes. Daher kann sie dann nicht zu richtiger Einsicht gelangen, so wie das Auge bei schlechter Beleuchtung kaum etwas sieht. Wendet sie sich aber der unveränderlichen Wahrheit und dem wirklich Seienden und Unvergänglichen zu, den Ideen, so erblickt sie das vom geistigen Licht Beschienene. Dann sieht sie gleichsam den Glanz dieser Wirklichkeit, so wie der Gesichtssinn die Dinge, auf die das Tageslicht fällt, deutlich erfasst.

Der Gesichtssinn und das Licht sind zwar sonnenartig, aber sie sind nicht die Sonne. Ebenso sind die Erkenntnis und die erkennbare Wahrheit, die das Denken dem Denkenden erschließt, dem Guten ähnlich, aber nicht mit ihm gleichzusetzen. Vielmehr steht das Gute über der Erkenntnis und der Wahrheit und übertrifft beide an Schönheit. Es ist die Instanz, die Wahrheitserkenntnis ermöglicht, denn es verleiht dem Erkennbaren die Wahrheit und dem Erkennenden die Erkenntnisfähigkeit. Darüber hinaus ist das Gute aber noch in einem weit umfassenderen Sinn ursächlich. So wie die Sonne nicht nur dem Sichtbaren die Sichtbarkeit verleiht, sondern auch dem Werdenden Nahrung verschafft und Wachstum ermöglicht, so verleiht das Gute dem Erkennbaren nicht nur die Erkennbarkeit, sondern auch sein Dasein und sein Wesen. Wie die Sonne, ohne selbst das Werden zu sein, das Werden des Werdenden verursacht, so bewirkt das Gute das Sein (to eínai) und Wesen (Ousia) der geistigen Wirklichkeit, obwohl es selbst dem Bereich des Seins und Wesens nicht angehört, sondern über ihm steht und ihn an Ursprünglichkeit und Macht übertrifft



Sonne

 

Die Sonne (von althochdeutsch Sunna; lateinisch sol; griechisch ἥλιος hēlios; astronomisches Zeichen: ☉) ist ein Stern in der Galaxie Milchstraße. Sie ist ein Hauptreihenstern (Zwergstern) und steht im Zentrum des Sonnensystems, das sie durch ihre Gravitation dominiert.

Die Erde ist einer der Planeten, die die Sonne umkreisen. Die thermonuklear gespeiste Strahlung des heißen Gasballs ist Grundvoraussetzung für die Entstehung und Entwicklung des Lebens auf der Erde.

Die Sonne ist der erdnächste sowie am besten erforschte Stern überhaupt. Sie ist ein pulsationsveränderlicher Stern, das heißt, sie weist zyklisch veränderliche Eigenschaften auf, was Sonnenaktivität genannt wird.

Die Sonne, deren Himmelslauf den (Erden-)Tag und das (Erden-)Jahr gliedert, wird seit Urzeiten kultisch verehrt.


Kulturgeschichte


Die Sonne ist das zentrale Gestirn am Himmel, von ihr hängt alles Leben auf der Erde ab. Diese überragende Bedeutung war den Menschen seit Alters her bewusst. Viele frühere Kulturen verehrten sie als Gottheit. Die regelmäßige tägliche und jährliche Wiederkehr der Sonne wurde teils ängstlich erwartet und mittels kultischer oder magischer Rituale beschworen. Besonders Sonnenfinsternisse lösten große Bestürzung und Furcht aus.

Im alten China glaubte man, ein Drache würde die Sonne verschlingen. Durch großen Lärm versuchte man, das Untier dazu zu bewegen, die Sonne wieder freizugeben. Andererseits machte sich die Menschheit das Wissen über die für alles Leben fundamentalen Perioden Tag und Jahr schon seit frühester Zeit nutzbar. Die Sonne ist – über die Erddrehung – die natürliche Uhr der Menschen und die Abfolge der Jahreszeiten führte zur Entwicklung des Kalenders, der vor allem nach Entwicklung des Ackerbaus für alle Kulturen überlebenswichtig war.

Für die Sumerer verkörperte die Sonne den Sonnengott Utu.

Bei den Babyloniern entsprach er dem Gott Schamasch, der jeden Tag den Himmel betrat und dessen Strahlen nichts verborgen blieb.

Im alten Ägypten wurde Ra (auch Re oder Re-Atum) als Sonnengott verehrt. Der „Ketzer“- Pharao Echnaton ließ später nur noch Aton, die personifizierte Sonnenscheibe, als einzigen Gott zu und schaffte alle anderen ägyptischen Götter ab.

In China stand die Sonne als Symbol für Osten, Frühling, Männlichkeit (Yang) und Geburt sowie auch für den Kaiser.

Im antiken Griechenland verehrte man den Sonnengott Helios, der mit seinem Sonnenwagen täglich über das Firmament fuhr. Allerdings sind aus dem antiken Griechenland auch die ersten Überlegungen überliefert, in denen die Sonne als physikalisches Objekt betrachtet wird. Die wohl älteste dieser Hypothesen stammt dabei von Xenophanes, der die Sonne als eine feurige Ausdünstung oder Wolke benannte. So naiv diese Beschreibung aus heutiger Sicht zwar wirkt, stellt sie doch einen gewaltigen kulturhistorischen Schritt dar, denn die Wahrnehmung der Sonne als ein natürliches Objekt widerspricht fundamental der vorherigen – und auch der oft noch in späteren Jahrhunderten vertretenen – Auffassung der Sonne als Teil einer göttlichen Entität. Es ist daher auch wenig verwunderlich, dass aus ebendiesen Gedanken auch die erste kritische Auseinandersetzung mit dem vermenschlichten Götterbild des antiken Griechenlands hervorgingen („Wenn die Pferde Götter hätten, sähen sie wie Pferde aus“) und daraus folgend erste Gedanken zum Monotheismus.

Interessant ist dabei sicherlich auch der Vergleich mit dem bereits oben erwähnten ägyptischen Monotheismus des Echnaton, der ja gerade die Vergötterung der Sonne als Ausgangspunkt nahm. Man kann also sagen, dass mit Xenophanes die Sonne zum ersten Mal in der europäischen Geschichte als Gegenstand der Physik auftauchte, oder – etwas schmissiger –, dass es sich um die Geburtsstunde der Astrophysik handelte. Die Thesen des Xenophanes wurden später auch von anderen griechischen Philosophen aufgenommen, zum Beispiel beschrieb der Vorsokratiker Anaxagoras die Sonne als glühenden Stein. Diese Auffassungen setzten sich allerdings im Folgenden nicht bei allen Denkern durch und viele spätere Schulen fielen wieder auf eher mythische Erklärungen zurück. Der Volksglaube in Griechenland nahm wahrscheinlich keinerlei Kenntnis von all diesen Überlegungen.

Dem griechischen Gott Helios entsprach weitgehend der römische Gott Sol invictus, dessen Kult in der Kaiserzeit bis in die beginnende Spätantike weit verbreitet war. Aus der Antike übernommen ist die Sonne als Symbol der Vitalität in der Astrologie.

In der nordischen Mythologie formten die Götter die Sonne aus einem Funken und legten sie in einen Wagen. Die Göttin Sol fährt mit dem Wagen über den Himmel, gezogen von den Rössern Alsvidr und Arwakr. Das Gespann wird beständig von dem Wolf Skalli (Skoll) verfolgt. Am Tag des Weltunterganges (Ragnarök) wird der Wolf die Sonne verschlingen.

Im frühen Mexiko wurde der Sonnengott Tonatiuh von den Azteken verehrt. Bei den Maya und den Inka waren Itzamná beziehungsweise Inti die Hauptgottheiten.

Die Beobachtung der Sonne (und anderer Sterne) und die Bestimmung ihrer Bahnpunkte (Tagundnachtgleiche, Sommer- und Wintersonnenwende) war eine Voraussetzung für die Erstellung von Kalendern. Hierdurch konnten wichtige jahreszeitliche Ereignisse vorherbestimmt werden, wie das Eintreffen des Nilhochwassers im alten Ägypten, der günstigste Zeitpunkt der Saat oder das Eintreffen der für die Seefahrt gefährlichen Herbststürme. Vorchristliche Kultstätten, wie Stonehenge, waren offensichtlich zu derartigen Beobachtungszwecken errichtet worden. Die Anlage von Stonehenge ist so ausgerichtet, dass am Morgen des Mittsommertages, wenn die Sonne ihre höchste nördliche Position erreicht, die Sonne direkt über einem Positionsstein („Fersenstein“) aufgeht und die Sonnenstrahlen in gerader Linie ins Innere des Bauwerks eindringen. Die bronzezeitliche Himmelsscheibe von Nebra scheint ebenfalls ein Instrument zur Himmelsbeobachtung gewesen zu sein. Ihre goldenen Ränder werden u. a. als „Sonnenbarken“, ein religiöses Symbol der Bronzezeit, interpretiert. In die gleiche Zeit fällt auch der Sonnenwagen von Trundholm, bei der die Scheibe als Sonnensymbol mit einer Tag- und Nachtseite gedeutet wird.

Das geozentrische Weltbild der Antike, wie es von Ptolemäus überliefert ist, sah die Erde als Mittelpunkt des Universums. Sonne, Mond und die Planeten bewegten sich dabei auf Kreisbahnen um die Erde. Diese Vorstellung hielt sich fast 2000 Jahre lang. Allerdings hatte sie Schwächen. So konnte die mit bloßen Augen beobachtbaren Bewegung der Planeten nur durch komplizierte Hilfskonstruktionen der Epizykeltheorie erklärt werden. Bereits Aristarchos von Samos postulierte im 2. Jahrhundert v. Chr., dass die Sonne das Zentrum der Welt darstelle. Die Gelehrten Nikolaus von Kues und Regiomontanus griffen diesen Gedanken mehr als 1500 Jahre später wieder auf. Nikolaus Kopernikus versuchte in seinem Werk De revolutionibus orbium coelestium eine mathematische Grundlage dafür zu schaffen, was ihm nicht gelang. Sein Werk regte allerdings weitere Forschungen unter anderem durch Galileo Galilei an. In der Folge setzte sich allmählich das heliozentrische Weltbild durch, das die Sonne als Mittelpunkt des Universums ansieht.

Die weiteren Fortschritte der Astronomie ergaben, dass auch die Sonne keine herausragende Stellung im Universum einnimmt. Vielmehr ist sie einer unter einigen hundert Milliarden Sternen der Milchstraße, die wiederum Teil noch größerer Strukturen des Kosmos ist.










Tag



Der Tag (mhd. tag tac, asächs. dag, got. dags, urgerm. *dagaz) wird in verschiedener Weise als vom scheinbaren Lauf der Sonne um die Erde bestimmter Zeitbegriff verwendet.
  • Der Tag ist die Zeit von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang, auch als lichter Tag bezeichnet.
  • Davon abweichend wird auch die Zeitspanne des Wachseins und Tätigseins der Menschen, die bis in mittlere Breiten und besonders im Winter (nördliche Erdhälfte) wesentlich länger als der lichte Tag ist, als Tag bezeichnet.
  • In Abweichung zum lichten Tag wird auch dessen Summe mit der Nacht als Tag, genauer als voller Tag oder Volltag bezeichnet.
  • Einzelne aufeinander folgende Volltage werden als Kalendertage, die heute in der Regel von Mitternacht bis Mitternacht dauern, bezeichnet. Die beiden Hälften der Nacht gehören somit verschiedenen Kalendertagen an.
  • Weil die Dauer des vom Lauf der Sonne vorgegeben Volltages (wahrer Sonnentag) über ein Jahr schwach variiert, wird allgemein ein aus ihm gemittelter mittlerer Sonnentag, auch bürgerliche Tag verwendet.
Der mittlere Sonnentag ist 24 Stunden lang. Seine gleichmäßig lange Stunde wird in 60 gleichmäßig lange Minuten und die Minute in 60 gleichmäßig lange Sekunden unterteilt. Die Sekunde – der 86.400-te Teil des mittleren Sonnentages – ist die Zeiteinheit des SI-Systems

Frühere irdische Tage

Da die Rotation der Erde im Laufe der Zeit abgebremst wird – insbesondere durch Gezeitenwirkungen des Mondes – werden künftige Erdtage tendenziell länger;
umgekehrt dauerte ein Tag auf der Erde früher nicht so lange wie heute.

Vor etwa 600 Millionen Jahren vollzog die Erde eine volle Drehung um sich selbst in etwa 22 heutigen Stunden.

Da der Umlauf um die Sonne etwa genauso lange wie heute dauerte, hatte ein Jahr damals knapp 400 Sonnentage. Belege dafür finden sich unter anderem in den zyklisch abgelagerten Sedimenten (Warven) präkambrischer Gesteine.


Für die sehr junge Erde vor etwa 4,5 Milliarden Jahren ergaben numerische Simulationen eine Tagesdauer von etwa 6 Stunden.



Tag (Altes Ägypten)



Ein Tag im Alten Ägypten entsprach 24 altägyptischen Stunden, die in „zwölf Tages-” und „zwölf Nachtstunden” aufgeteilt waren. Die zwölf Tagesstunden begannen üblicherweise mit dem Sonnenaufgang und dauerten bis zum Sonnenuntergang, denen die zwölf Nachtstunden folgten. Die sichtbare Sonne markierte so den lichten Tag.  

Das Datum wechselte daher im ägyptischen Kalender nicht wie im gregorianischen und julianischen Kalender zu Mitternacht, sondern mit Sonnenaufgang.



Tag in Hieroglyphen




Re

Tag


Re (Ägyptische Mythologie)




Re (auch Ra genannt), ist der altägyptische Sonnengott. Das heißt, die Sonne selbst ist der Gott und nicht ein göttliches Wesen, das die Sonne erschuf. Er kann bis in die späten Perioden als wohl wichtigster altägyptischer Gott bezeichnet werden, denn durch das Wirken seiner Kraft (der Sonne) ermöglichte er überhaupt erst das Leben auf der Erde und ließ es fortbestehen. Sein Name bedeutet im Ägyptischen schlicht „Sonne“.

Die hervorgehobene Verehrung der Sonne als Sonnenkult lässt sich in königlichen Totentempeln bis in die 3. Dynastie unter Djoser zurückverfolgen. Mit Beginn der 4. Dynastie gewann der Sonnenkult unter Radjedef mit der erstmaligen Nennung als Sohn des Re eine besondere Bedeutung, die sich in der 5. Dynastie steigerte, aus der auch die ersten ikonografischen Darstellungen belegt sind.

Der Kult des Sonnengottes mündete schließlich in neu errichteten Sonnenheiligtümern, beispielsweise dem Sonnenheiligtum des Niuserre. In der 6. Dynastie stieg Re in Heliopolis zur neuen Hauptgottheit auf und löste Atum ab, der bis dahin den dort ansässigen Kult der Neunheit von Heliopolis angeführt hatte. Im demotischen Papyrus Heimkehr der Göttin werden die acht Gottheiten aus Hermopolis als „Väter des Re“ bezeichnet, der bei dem Aufenthalt der Tefnut in Punt wiederum in seiner Erscheinungsform als Miu („der Kater“) mit dem Gesicht einer Katze auftrat.

Bedeutung

Diese Gottheit ist Erhalter und Beherrscher der geschaffenen Welt. Seit der 4. Dynastie nannten sich die Pharaonen Sohn des Re, so zum Beispiel Chephren. Später wurde er mit Amun, dem wichtigsten Gott Thebens, zum Hauptgott Ägyptens, Amun-Re, verschmolzen. Mehrere andere Götter wurden auch durch den allgemeinen Sonnenkult zu Gottheiten mit solarem Aspekt und verbanden sich mit dem Sonnengott Re wie zum Beispiel Chnum-Re, Sobek-Re, Month-Re etc.

Symbolik

Sein Kultgegenstand war der Obelisk. Die Darstellungsformen von Re sind äußerst zahlreich. Unter anderem wurde er symbolisch als geflügelte, gewöhnlich von der Uräusschlange umwundene Sonnenscheibe dargestellt; so beispielsweise in Menschengestalt verbunden mit Horus als Re-Harachte-Atum mit Falkenkopf, der eine Sonnenscheibe trägt. Der Falkenkopf wurde jedoch nur für die Dauer des Sonnenauf- und Unterganges verwendet. Er zeigt Re im Zustand des Gebärens von Nut kurz vor dem Erscheinen am Horizont beziehungsweise im Zustand des Sterbens nach dem Untergang unter den Horizont. Re wurde deshalb oft auch als „Horus im Horizont” oder „der rote Horus” bezeichnet. Die damit verbundene rote Farbe erklärt die weitere Gleichsetzung von Re mit dem Planeten Mars.

Da Re dem überlieferten Mythos nach als Tagesgestirn in der Nacht im Innern von Nut ruhte und erst am Morgen neu von ihr geboren wurde, durfte sein Name während seiner nächtlichen Abwesenheit öffentlich nicht ausgesprochen werden. In Ehrfurcht und aus Angst vor einer Bestrafung bei Brechung dieses Tabus nannten die Ägypter Re in diesem Zeitraum „die Majestät dieses Gottes”.

In der ägyptischen Mythologie

Dem Mythos nach herrschten Götter am Anfang der Welt als Könige. Hier stand Re (als Atum-Re) an der Spitze der Neunheit von Heliopolis, als Ursprungsgott, der dem Urhügel entstieg, um die Menschheit zu erschaffen. Anschließend soll er sich wieder in den Himmel zurückgezogen haben und fuhr danach tagsüber in Begleitung seiner Tochter Maat mit der Sonnenbarke durch den Himmel. Am Abend stieg Re in die Nachtbarke um und fuhr durch das Totenreich, um am nächsten Morgen bei Sonnenaufgang wiedergeboren zu werden. Dabei musste er mit Hilfe von Seth die Angriffe der Schlangengottheit Apophis in der Unterwelt abwehren.
Res Aufstieg zum Himmel:

Zu Anbeginn der Zeit, als die Welt erschaffen wurde, war Re, König aller Existenz, kein fernes Wesen, sondern lebte auf Erden. Seine Herrschaft war paradiesisch; seine einzige Aufgabe bestand darin, ab und an mal nach dem Rechten zu schauen. Doch Re wurde alt und dachte daran, seine Herrschaft auf Erden zu beenden, jedoch verachteten viele Menschen ihn dafür. Der Sonnengott erboste und sandte sein Auge in Gestalt der Göttin Sachmet, um diese Menschen zu vernichten. Danach beschloss er der Erde den Rücken zu kehren und lebte fortan im Himmel. Doch musste er mit ansehen, dass die Menschen unter ihm sich bekämpften und jeder dem anderen die Schuld für den Verlust der Sonne gab.








D10




Auge des Re
oder
Rechtes Auge des Re

U28 G1 P3 W24 t pt


Dja-Nut
Ḏ3-Nwt
Der die Nut überquert















Licht




Licht ist der für das Auge sichtbare Teil der elektromagnetischen Strahlung. Im elektromagnetischen Spektrum umfasst der Bereich des Lichts Wellenlängen von etwa 380 nm bis 780 nm. Dies entspricht Frequenzen von etwa 789 THz bis 384 THz. Eine genaue Grenze lässt sich nicht angeben, da die Empfindlichkeit des Auges an den Wahrnehmungsgrenzen nicht abrupt, sondern allmählich abnimmt. Die an das sichtbare Licht angrenzenden Bereiche der Infrarot- (Wellenlängen zwischen 780 nm und 1 mm) und Ultraviolettstrahlung (Wellenlängen zwischen 10 nm und 380 nm) werden häufig ebenfalls als Licht bezeichnet.

Geschichte


Bis weit in die Neuzeit hinein war weitgehend unklar, was Licht tatsächlich ist. Man glaubte teilweise, dass die Helligkeit den Raum ohne Zeitverzögerung ausfüllt, und dass „Strahlen“ von den Augen ausgehen und die Umwelt beim Sehvorgang abtasten. Es gab jedoch auch schon seit der Antike Vorstellungen, nach denen das Licht von der Lichtquelle mit endlicher Geschwindigkeit ausgesendet wird.

Galileo Galilei versuchte als einer der ersten, die Ausbreitungsgeschwindigkeit des Lichts ernsthaft zu messen, jedoch ohne Erfolg. Dafür waren die ihm zur Verfügung stehenden Mittel viel zu grob. Dies gelang erst Ole Römer anhand von Beobachtungsdaten der Jupitermonde 1676/78. Zwar betrug die Abweichung seines Messwerts vom tatsächlichen Wert (ca. 3 · 108 m/s) rund 30 %. Die eigentliche Leistung Römers bestand jedoch darin, nachzuweisen, dass sich das Licht mit endlicher Geschwindigkeit ausbreitet. Römers Messwert wurde im Laufe der folgenden 200 Jahre durch immer raffiniertere Verfahren (vor allem durch Fizeau und Foucault) mehr und mehr präzisiert.

Die Natur des Lichts blieb jedoch weiter ungeklärt.

Sir Isaac Newton versuchte, in seiner Korpuskeltheorie die Ausbreitung des Lichts durch die Bewegung von kleinen Teilchen zu erklären. Damit könnte man zwar die Reflexion verstehen, nicht jedoch manche andere optische Phänomene, wie die Beugung. Hierbei handelt es sich eindeutig um ein Wellenphänomen. Christiaan Huygens und andere begründeten die Wellentheorie des Lichts, die sich vor allem nach den Doppelspaltexperimenten von Thomas Young mehr und mehr durchzusetzen begann.

James Clerk Maxwell formulierte 1864 die noch heute gültigen Grundgleichungen der Elektrodynamik und erkannte, dass dadurch die Existenz freier elektromagnetischen Wellen vorhergesagt wurde. Da deren vorhergesagte Ausbreitungsgeschwindigkeit mit der bekannten Lichtgeschwindigkeit übereinstimmte, schloss er, dass das Licht wohl eine elektromagnetische Welle sei. Er vermutete (wie damals nahezu alle Physiker), dass diese Welle nicht im Vakuum existieren könnte, sondern ein Ausbreitungsmedium bräuchte. Dieses Medium, das das gesamte Weltall ausfüllen müsste, wurde als Äther bezeichnet.

Mit der darauf aufbauenden elektromagnetischen Lichttheorie schienen im ausgehenden 19. Jahrhundert beinahe alle Fragen zum Licht geklärt. Allerdings ließ sich einerseits der postulierte Äther nicht nachweisen (siehe Michelson-Morley-Experiment), was letztendlich das Tor zur speziellen Relativitätstheorie aufstieß. Andererseits schien unter anderem der Fotoeffekt der Wellennatur des Lichts zu widersprechen. So entstand eine radikal neue Sichtweise des Lichts, die durch die Quantenhypothese von Max Planck und Albert Einstein begründet wurde. Kernpunkt dieser Hypothese ist der Welle-Teilchen-Dualismus, der das Licht nun nicht mehr ausschließlich als Welle oder ausschließlich als Teilchen beschreibt, sondern als Quantenobjekt, das weder das eine noch das andere ist und sich unserer konkreten Anschauung entzieht. Daraus entstand Anfang des 20. Jahrhunderts die Quantenphysik und später die Quantenelektrodynamik, die bis heute unser Verständnis von der Natur des Lichts darstellt.



Licht in der Gesellschaft

 

Licht ist, wie Feuer, eines der bedeutendsten Phänomene für alle Kulturen. Künstlich erzeugtes Licht aus Lampen ermöglicht dem Menschen heutzutage ein angenehmes und sicheres Leben auch bei terrestrischer Dunkelheit (Nacht) und in gedeckten Räumen (Höhlen, Gebäuden). Technisch wird die Funktionsgruppe, die Licht erzeugt, als Lampe oder Leuchtmittel bezeichnet. Der Halter für die Lampe bildet mit dieser eine Leuchte. „Licht“ und „Leuchte“ werden auch als Symbole für Intelligenz verwendet (Lichtblick, Aufklärung). Ein Mangel an Intelligenz wird auch als „geistige Dunkelheit“ oder „geistige Umnachtung“ bezeichnet. Im Christentum steht das Licht in der Selbstbezeichnung Jesu Christi für die Erlösung des Menschen aus dem Dunkel der Gottesferne. In der biblischen Schöpfungsgeschichte ist das Licht das erste Werk Gottes.







Regenbogen



Der Regenbogen ist ein atmosphärisch-optisches Phänomen, das als kreisbogenförmiges farbiges Lichtband in einer von der Sonne beschienenen Regenwand oder -wolke wahrgenommen wird. Sein radialer Farbverlauf zeigt Ähnlichkeiten mit den Spektralfarben. Jeder der annähernd kugelförmigen Regentropfen bricht das Sonnenlicht beim Ein- und beim Austritt und reflektiert es innen an seiner Rückwand. Das in Richtung auf die Sonne zurückgeworfene Licht wird dabei zum überwiegenden Teil in einem Kegelmantel konzentriert. Der Beobachter hat die Schicht reflektierender Wassertropfen vor sich und die Sonne im Rücken. Diejenigen Tropfen, aus deren Kegelmantel ihn ein farbiger Lichtstrahl erreicht, befinden sich auf einem kreisförmigen Band, dessen bogenförmigen Ausschnitt der Regenbogen darstellt.

Manchmal erscheint über einem kräftigen Hauptregenbogen ein schwächerer Nebenregenbogen mit umgekehrter Farbfolge. Gelegentlich werden auf der blauen Seite des Regenbogens weitere schmale Lichtbänder sichtbar, die Interferenzstreifen oder überzähligen Regenbögen.

Kulturelle Bedeutung

Als ein nicht alltägliches und beeindruckendes Naturschauspiel haben Regenbögen ihre Spuren in der Kulturgeschichte der Menschheit hinterlassen und sind zudem ein in unzähligen Kunstwerken dargestelltes Bildmotiv. Da der Regenbogen weltweit bekannt und mit zahlreichen positiven Attributen versehen ist, hat er auch immer wieder Einzug in die Symbolik gehalten.

Rolle in Religion und Mythologie


Der Regenbogen ist von jeher ein wichtiges Element zahlreicher Mythologien und Religionen über alle Kulturen und Kontinente hinweg.

Die Mythen sprechen ihm dabei oft die Rolle eines Mittlers oder einer Brücke zwischen Götter- und Menschenwelt zu.

Mythologien ohne Regenbogen sind selten. Der Regenbogen als Mythos findet sich auch in den Erzählungen relativ isolierter Kulturen; daraus lässt sich schließen, dass dieser Mythos auf der Erde an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zeiten eigenständig erdacht und überliefert worden ist. Es geht nicht allein auf den Verkehr und den Austausch unter den großen Kulturen der Menschheit zurück, wenn der Regenbogen-Mythos heute überall auf der Erde aufgefunden werden kann.


Die australischen Ureinwohner, die Aborigines, verehren in ihrer Schöpfungsgeschichte eine Regenbogenschlange als den Schöpfer der Welt und aller Lebewesen. 

Die griechische Mythologie sah ihn als Verbindungsweg, auf dem die Göttin Iris zwischen Himmel und Erde reist. 

Nach der irischen Mythologie hat der Leprechaun seinen Goldschatz am Ende des Regenbogens vergraben. 

In der germanischen Mythologie war er die Brücke Bifröst, welche Midgard, die Welt der Menschen, und Asgard, den Sitz der Götter, miteinander verband. Während des Ragnarök, des Weltuntergangs der nordischen Mythologie, wird der Regenbogen zerstört. 

Regenbogen tauchen auch in der Schöpfungsgeschichte der Diné auf. Bei den Inka vertrat der Regenbogen die Erhabenheit der Sonne.

Babylonien
 
In der babylonischen Schöpfungsgeschichte Enuma Elisch („Als oben…“, im Folgenden Ee) wird davon erzählt, dass der Schöpfergott Marduk das Leben auf der Erde ermöglichte, indem er die Urflut, die Göttin Tiamat, tötete. Dieser Kampf geschah mit einem Bogen (Ee IV,35-40). Um das dauerhafte Bestehen der Schöpfung zu gewährleisten, nahm der höchste Gott, der Himmelsgott Anu, den Bogen Marduks und setzte ihn als „Bogenstern“ an den Himmel. Im babylonischen Mythos wird der Bogen vergöttlicht: Er darf in der Versammlung der Götter Platz nehmen und wird ewig erfolgreich sein (Ee VI,87-94). Der Bogen am Himmel ist in der altorientalischen Vorstellungswelt also ein kriegerisches Symbol für die göttliche Macht, Störungen auf der Erde zu bekämpfen und zu besiegen und so das Leben zu sichern. Assyrisches Rollsiegel: Eine Gottheit bekämpft mit dem Bogenstern eine dämonische Macht (1. Jahrtausend v.d.Z.).
Judentum und Altes Testament
 
Im jüdischen Tanach (Altes Testament der christlichen Bibel), 1. Buch Mose 9, ist der Regenbogen ein Zeichen des Bundes, den Gott mit Noach und den Menschen schloss. Laut biblischer Erzählung versprach Gott nach dem Ende der Sintflut: „Ich will hinfort nicht mehr die Erde verfluchen um der Menschen willen, denn das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf.“ (Gen 8,21 EU) Der Regenbogen als Zeichen des Friedens zwischen Mensch und Gott nimmt damit eine altorientalische Tradition auf, nach der das Phänomen als abgesenkter, also nicht schussbereiter Bogen Gottes interpretiert wurde. Aufgrund dieser Stelle ist der Regenbogen im Judentum bis heute ein wichtiges religiöses Symbol.
„Und wenn es kommt, dass ich Wetterwolken über die Erde führe, so soll man meinen Bogen sehen in den Wolken. Alsdann will ich gedenken an meinen Bund zwischen mir und euch und allem lebendigen Getier unter allem Fleisch, dass hinfort keine Sintflut mehr komme, die alles Fleisch verderbe.“
Gen 9,14–15 EU
Christentum und Neues Testament
 
Im Christentum wird ein anderer Traditionsstrang wichtig. In Ezechiel 1 sieht der Prophet einen gewaltigen Thronwagen. Oben auf dem Thron ist ein heller Schein „wie der Anblick des Bogens, der sich an einem Regentag in den Wolken zeigt. … So etwa sah die Herrlichkeit Gottes aus.“(Hes 1,28 EU)
Im griechisch verfassten Neuen Testament kommt der Regenbogen nur ein einziges Mal vor. In der Offenbarung des Johannes 10,1 EU erscheint ein Engel mit einem Buch vom Himmel herab, er ist in eine Wolke gehüllt und über seinem Kopf ist ein Regenbogen. Dieses Bild basiert auf Ezechiel 1,28. Das griechische Wort für diese Erscheinung heißt „iris“, und hier wird deutlich, dass die antike Vorstellung des Kriegsbogens vergessen ist. Wichtig an der Erscheinung ist die schillernde Farbenpracht, die Himmel und Erde verbindet. Das griechische Wort bezeichnet neben dem Regenbogen auch ganz allgemein einen farbigen Ring (oder Halbring). In Offb 4,3 EU steht in vielen deutschen Übersetzungen zwar Regenbogen, aber hier heißt es ausdrücklich, dass es sich um einen grünlich schimmernden Lichtkranz handelt – also einen Heiligenschein, der Gottes Gegenwart anzeigt. In der folgenden christlichen Tradition lebt das Symbol auf Ikonen und in der mittelalterlichen Malerei und Bildhauerei. Auf Altären und auf den Darstellungen des Jüngsten Gerichts über dem Eingangsportal einer Kirche wird Christus manchmal als der auf (oder in) einem Regenbogen sitzende Richter dargestellt werden – eine freie Aufnahme der Stellen in der Offenbarung vermischt mit Ezechiel. Der Regenbogen symbolisiert hier die Göttlichkeit Christi. Seit dem 12. Jahrhundert wird auch Maria in einem Regenbogen oder auf einem Regenbogen sitzend dargestellt und dadurch ihre Heiligkeit zum Ausdruck gebracht.

Regenbogen als Symbol

  • In Anlehnung an eine indianische Prophezeiung, der zufolge nach der Verwüstung der Erde Krieger des Regenbogens („Menschen vieler Farben, Klassen und Glaubensrichtungen“) die Welt bevölkern werden, erkor Greenpeace den Regenbogen zu seinem Erkennungszeichen und taufte sein Flaggschiff auf den Namen Rainbow Warrior.
  • Die Regenbogenfahne ist ein in der Geschichte wiederkehrendes Symbol, das meist Vielfalt zum Ausdruck brachte. Sie war die Flagge der alten südamerikanischen Hochkultur der Inkas.
    • Während der Bauernkriege symbolisierte sie den Anspruch auf eine Wiederherstellung des Bundes mit Gott, entsprechend der christlichen Begründung ihrer Forderungen sowohl in den Zwölf Artikeln wie auch bei Thomas Müntzer.
    • Heutige Homosexuelle sehen die Regenbogenfahne mit 6 Farben als Zeichen für Toleranz und sexuelle Freiheit. In jüngerer Zeit, insbesondere seit den Demonstrationen gegen den Irak-Krieg 2003, führte die italienische Friedensbewegung eine Regenbogenfahne mit 7 Farben mit dem Aufdruck Pace, italienisch für Frieden, ein. Sie dient inzwischen der internationalen Friedensbewegung als Symbol.
  • Die offizielle Flagge des Jüdischen Autonomen Gebiets zeigt einen ebenfalls siebenfarbigen Regenbogen vor weißem Hintergrund. Die Farbreihenfolge ist gegenüber der italienischen Friedensfahne wiederum umgekehrt.
  • In der New-Age-Bewegung erschien der Regenbogen als Logo für die erste Buchreihe der Bewegung „New Age, Modelle für morgen“ und ziert seitdem zahlreiche esoterische Publikationen und Produkte. Hier hat der Regenbogen seine Symbolik jedoch verloren und dient lediglich zur Schaffung positiver Gefühle, Harmonie und Ganzheit.
  • Teile der Hamburger Grün-Alternativen Liste, die nach der Bielefelder Bundesdelegiertenkonferenz von Bündnis 90/Die Grünen Anfang 1999 aus der Partei ausgetreten waren, nannten sich in der Folgezeit Regenbogen – Für eine neue Linke. Ihre Abgeordneten im Landesparlament, der Bürgerschaft, wurden als Regenbogenfraktion bezeichnet.
  • Auch auf die Sprache hat der Regenbogen abgefärbt, wovon Begriffe wie Regenbogenpresse und Regenbogenforelle zeugen. Ein baden-württembergischer privater Radiosender nennt sich Radio Regenbogen. Auch der Name der Hilfsorganisation AIDA e.V. setzt sich aus den jeweiligen Anfangsbuchstaben aus dem portugiesischen Arco Iris do Amor (zu Deutsch: Regenbogen der Liebe) zusammen.
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Erde




Die Erde ist der dichteste, fünftgrößte und der Sonne drittnächste Planet des Sonnensystems. Ihr Durchmesser beträgt über 12.700 Kilometer und ihr Alter etwa 4,6 Milliarden Jahre. Sie ist Heimat aller bekannten Lebewesen. Nach der vorherrschenden chemischen Beschaffenheit der Erde wird der Begriff der erdartigen (terrestrischen) oder auch erdähnlichen Planeten definiert. Das astronomische Symbol der Erde ist ♁ oder \oplus (Radkreuz).


Expansionstheorie


Die Expansionstheorie der Erde (auch Expansionshypothese genannt) ist eine gegen Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte und besonders in den 1950er- und 1960er-Jahren diskutierte Theorie, welche die von Alfred Wegener postulierte Kontinentaldrift und das Auseinanderbrechen des Superkontinents Pangaea durch eine ständige Vergrößerung des Erdradius zu erklären versucht. Als wichtigste Vertreter gelten der deutsche Geowissenschafter Ott Christoph Hilgenberg (1896–1976), der ungarische Geophysiker Laszlo Egyed (1914–1970) und der australische Geologe Samuel Warren Carey (1911–2002).

Die Theorie wird im wissenschaftlich-akademischen Umfeld nicht mehr vertreten, seit die Plattentektonik die Bewegung der Kontinente anhand von Konvektionsströmen im Erdmantel erklären kann. Inzwischen sind exakte Vermessungen der Erde möglich. Sie zeigen, dass gegenwärtig keine Expansion stattfindet















Geb



Geb ist der Erdgott in der ägyptischen Mythologie. Er gilt als Brudergatte der Himmelsgöttin Nut sowie als Sohn vom Luftgott Schu und der Feuergöttin Tefnut als Trägerin des Sonnenauges.


Darstellung


Geb wird menschengestaltig und mit grüner Hautfarbe dargestellt. Die meisten Abbildungen zeigen ihn unter seiner Schwester und Frau Nut, manchmal aber auch stehend mit einem Stab in der linken und dem Zeichen des Lebens (Anch) in der rechten Hand sowie mit einer Gans auf dem Kopf, weswegen er auch „Großer Schnatterer“ genannt wird. Bei der Gans, mit der er assoziiert wurde, handelte es sich um die Nilgans, einem im Alten Ägypten domestizierten Entenvogel.

In der Mythologie

Mit Nut zeugte er die Götter Osiris, Isis, Seth und Nephthys. Alten Mythen zufolge zeugten Geb und Nut die Sonne und sind damit die Vorfahren aller ägyptischen Götter.

Bedeutung

Neben Aker, Tatenen und Sokar war Geb der wichtigste Erdgott. Er schenkte den Menschen Bodenschätze, bewirkte aber auch Erdbeben. Getreide und Pflanzen wachsen auf seinem Rücken. Geb war die Quelle des Wassers und alldessen was die Erde hervorbrachte und somit der Fruchtbarkeitsgott. Er regierte nach seinem Großvater Atum und Vater Schu, die sich in die himmlischen Gefilde zurückzogen. Geb, ihr Nachfolger, stand somit auch für die göttliche Rechtmäßigkeit des Königtums. Der ägyptische König (Pharao) selbst wurde „Erbe des Geb“ genannt und saß angeblich auf dem „Thron des Geb“. Er brachte auch ein Ei hervor aus dem die Vogelgottheit Benu schlüpfte.

Kultorte

Geb wurde in Heliopolis als Erbfürst und Richter oder „Vater“ der Götter verehrt. Weitere Kultorte waren Memphis und Kom Ombo. Es findet sich auch eine Darstellung des Gottes im Amun-Tempel in Hibis.

In der griechischen Mythologie

Die Griechen setzten Geb ihrem Gott Kronos gleich.



Geb in Hieroglyphen








Geb
Gb



Negaga-wer
Ng3g3-wr
Der große Schnatterer







Hieroglyphen - Gardiner Liste - D58



bw
Fuß
- als Ideogramm für „Ort, Stelle“
- als Phonogramm wird dieses Zeichen zur Wiedergabe von b verwendet





Hieroglyphen - Gardiner Liste - V30



 nb
 Korb
 Ideogramm für Korb, jeder, alle und Herr.



Mutter Natur



Als Mutter Natur oder auch Mutter Erde wird in der Redensart die Natur beziehungsweise die Umwelt personifiziert, die durch die Figur der Mutter eine weibliche Rolle einnimmt. Bilder, in welchen die Natur als Frau verkörpert wird, sind zeitlos. Häufig stehen die Wörter in Zusammenhang mit dem Leben.

Die Redewendung wurde mutmaßlich erstmals im mykenisch-griechischen benutzt.

Die Metapher kam allerdings erst um 1770 in der Frühzeit der Industrialisierung größer in Gebrauch.

Sie findet auch heute – in die jeweilige Sprache übersetzt – in zahlreichen Zungen Verwendung, so unter anderem bei Mutter Natur und die Dampfmaschine von Gerhard Kaiser.

Der von neuheidnischen Einflüssen, insbesondere in der Literatur geprägte Gegensatz von Wildnis, unberührter Natur und menschengemachter Landschaft ist allerdings selbst künstlich und eine strenge Trennung keineswegs möglich.






Pachamama



Für die Völker der Anden ist Pachamama oder Mama Pacha die als weibliche Gottheit verehrte, personifizierte Mutter Erde (Quechua, auch „Mutter Welt“ oder „Mutter Kosmos“) und somit die Gottheit, die Leben in vielfacher Hinsicht schenkt.

Die Erde hat die Merkmale einer Mutter. Sie nährt, schützt und ist zu ritueller Kommunikation fähig. Sie ist Vermittlerin zwischen Oberwelt und Unterwelt. Die Quechua und Aymara verehren die Pachamama als omnipotente Göttin, die allen Kreaturen das Leben schenkt und sie nährt. Pachamama wird heute als Faktor für Identität, sozialen Widerstand und als Hoffnung auf ein umfassenderes Leben angesehen. 2008 wurde Pachamama neben Sumak kawsay (gutes oder harmonisches Leben) als ein Grundprinzip in die neue Verfassung von Ecuador aufgenommen.

Es ist zu unterscheiden zwischen Pacha als einem eher geschlechtslosen Prinzip für das universale kosmische Gefüge, wie es von den Indigenen verstanden wurde, und der weiblichen Götter-Personifizierung, wie sie im Verlauf der europäischen Eroberung durch die Verknüpfung des Prinzips mit dem christlichen Marienkult in zahlreiche Formen des Pachamama-Kultes mündete.

Herkunft

Das Wort pacha gibt es sowohl im Quechua als auch im Aymara, wo es das gleiche Bedeutungsfeld umfasst. Der Begriff pacha umfasst in beiden Sprachen seit jeher und bis heute sowohl Zeit als auch Raum, damit also die Gesamtheit des Seins, die Totalität. Doch pacha kann aufgeschlüsselt werden in drei Seinsebenen: Auf der räumlichen Ebene heißen die zwei sich gegenüberstehenden Dimensionen hanaqpacha / hananpacha (Quechua) bzw. alaxpacha (Aymara), die Oberwelt (Himmel in der christlichen Vorstellung) und ukhupacha (Quechua) bzw. manqhapacha (Aymara), die Unterwelt (Hölle in der christlichen Vorstellung). In der andinen Kosmologie gibt es nicht die Vorstellung von absolut gut oder absolut schlecht. Alles hat alles in sich. Das gesamte Leben der Andenbewohner ist darauf ausgerichtet, ein ständiges Gleichgewicht (Mitte: chawpi bzw. taypi) zwischen den Gegensätzen zu schaffen. Arbeit, Gebete, Feste und Riten haben zum Ziel, dieses Gleichgewicht wieder herzustellen. So wie die Natur aus komplementären Gegensätzen besteht, bestehen auch jeder Mensch und auch alle Götter aus diesen diametralen Eigenschaften. Besitzt etwas, eine Sache, ein Mensch oder eine der Wesenheiten die eine Eigenschaft, so ist sie auch von der Gegenteiligen geprägt. Ohne das Gegenteil ist keine Einheit möglich. Gut ist nur das Ganze - der Ausgleich - und nur durch den Ausgleich ist Stabilität garantiert. Die dritte Dimension, die zwangsläufig vorhanden sein muss, weil sich diese beiden Ebenen niemals treffen können, da sie diametral entgegengesetzt sind, heißt auf Quechua kaypacha, im Aymara akapacha: diese Welt/Zentrum.
Auf der zeitlichen Ebene repräsentiert auf Quechua ñawpa pacha, auf Aymara nayra pacha das Vergangene, auf Quechua kunan pacha oder kanan pacha, auf Aymara jichha pacha das Gegenwärtige und auf Quechua qhipa pacha oder hamuq pacha, auf Aymara qhipa pacha oder jutiri pacha das Kommende.

Mama ist das Quechua-Wort für Mutter, während die Aymara-Bezeichnung tayka lautet. Im heutigen Aymara wird teilweise auch das aus dem Quechua stammende Wort mama für Mutter verwendet. Somit bedeutet Pachamama in beiden Sprachen auch Mutter des Raumes und der Zeit, der Welt und des Universums.

Durch Substitutionsprozesse seit der Ankunft der Spanier und der damit einhergehenden Evangelisierung wurden die alten einheimischen Götterbilder gegen christliche Heilige und auch die Jungfrau Maria ausgetauscht. Maria wurde von den Missionaren der katholischen Kirche dazu benutzt, in der „heidnischen“ Welt den Kult der Großen Mutter zu ersetzen. Damit sollte ein Anschluss an die alte Religion gewonnen werden, um sie auch plausibel widerlegen zu können. Erfolgreiche Mission setzte somit formale und inhaltliche Konvergenz zwischen Altem und Neuem voraus und konnte ohne ein starkes weibliches Symbol nicht überzeugen. Der Austausch der Götter war für die Bewohner weniger das Problem als das Verbot, weiterhin ihre Riten auszuüben, denn durch vorherige Eroberungen waren sie es gewöhnt, neue Götter in ihr Pantheon aufzunehmen.

Erscheinungsbild / Aussehen

Es gibt keine Abbilder, die Pachamama darstellen. Die Figuren, die auf den Märkten feilgeboten werden, sind neueren Datums und ausschließlich für Touristen hergestellt worden. Die Einheimischen selber brauchen und benutzen kein Abbild. Archäologisch gibt es auch keinen Nachweis. Da Pachamama an jedem Ort und in jedem Moment gefühlt werden kann, gibt es auch kein bestimmtes Datum sie zu ehren. In Bolivien gelten Dienstag und Freitag um Karneval zwar als besondere Tage für Pachamama, und auch die Zeit zwischen Ernte und Aussaat Anfang August ist etwas Besonderes für Pachamama, weil die Erde dann besonders verletzlich ist. Doch sind das Daten, die abhängig sind von anderen Faktoren und somit nicht auf ein bestimmtes Datum reduzierbar. Die Beziehung zu Pachamama ist auf jeder Ebene möglich, denn sie ist das Leben selbst. Durch den Einfluss der westlichen Welt stellt man sich heutzutage Pachamama als kleine, hutzelige alte Frau vor, mit Kleidern aus feingesponnener Vicuña-Wolle. Manche Leute glauben, sie trage Spindel und Wolle mit sich und werde von einem schwarzen Hund und einer Schlange begleitet oder von einem Ehemann, dem Pacha Tata oder Pacha Apu, und lebe in der Erde. Trotz ihres Alters ist sie noch jung und kann immer noch Früchte hervorbringen. Zu Zeiten der Conquista hatte man aber keine klare Vorstellung von ihr.

Pachamama ist auch nicht explizit weiblich. Dies erscheint auch logisch, wenn man bedenkt, dass Pachamama als ausgleichende Kraft zwischen Oberwelt (männlich) und Unterwelt (weiblich) fungiert und somit beide Merkmale in sich vereinigt und sich somit im Bereich des taypi/chawpi (bei Mircea Eliade: axis mundi) aufhält, sie (es) ist somit die ausgleichende Mitte.
Für die andine Bevölkerung haben sowohl Dinge als auch Ereignisse eine Mutter und diese Mutter ist Pachamama. Pachamama ist der Ursprung des Neuen und wird als mütterliche Quelle wahrgenommen. Dieser mütterlicher Charakter hat zur Folge, dass die Indigenen sich als Kinder dieser Kraft betrachten. Dieser mütterliche Charakter war ausschlaggebend dafür, dass Pachamama vornehmlich von Frauen verehrt wurde und über die Jahrhunderte und westlichen Einflüssen weiblich wurde.

Irrarázaval weist auf den Umstand hin, dass Pachamama nicht die Mutter Erde und nicht den vergöttlichten Boden darstellt, sondern das Leben an sich.

Kultplätze

Als Kultstätten dienen häufig Felsen oder Steine, denen übernatürliche Eigenschaften zugesprochen werden. Oft erinnern sie in ihrer Form an das Symboltier der Pachamama, die Kröte, die seit altersher mit ihr identifiziert wird.

Religiöser Kontext

Die Pachamama wird heute noch in vielen Gegenden Perus, Boliviens, Kolumbiens und Ecuadors, aber auch teilweise noch im Nordwesten von Argentinien und im Norden von Chile von der indigenen Bevölkerung verehrt. Für weite Teile der indigenen Bevölkerung vermischt sich die Gestalt der Pachamama mit der Gestalt der Mutter Gottes Maria. Es verbinden sich so „heidnische“ und christliche Vorstellungen (Synkretismus). Beide Wesenheiten verbinden wesentliche Gemeinsamkeiten: betonte Mütterlichkeit und die Neigung, sich in zahlreiche kultbedingte örtliche Personifizierungen zu differenzieren. Vermutlich wurde die Vermischung beider sowohl von den Missionaren gefördert als auch von den Indigenen erkannt und hingenommen, zumal die Eingliederung fremder Wesenheiten in die lokalen Pantheons in den Zentralanden eine lange Tradition hatte. Oft geht die Symbiose so weit, dass der Name Mariens bei Anrufung, mit dem der Kröte, die Pachamama symbolisiert, verbunden ist.

Nach Irrarázaval handelt es sich bei beiden Wesenheiten um religiöse Symbole, die vor allem in der Praxis wahrgenommen werden. Pachamama werden Opfer dargebracht (pago a la pachamama), der Jungfrau werden Gelübde abgelegt. Beides wird vom Volk ausgeübt und man braucht keinen Spezialisten dazu. Beiden Wesenheiten kann eine bestimmte Art von Gleichwertigkeit festgestellt werden, wenngleich in unterschiedlicher Form. So kann zum Beispiel festgestellt werden, dass in Städten und in den von Mestizen bewohnten Gegenden Maria Charakterzüge und Attribute der chthonischen Göttin Pachamama aufweist. Das kann den Eindruck vermitteln, dass sich das Christentum überlegen fühlt, was in der Praxis nicht der Fall ist. Als gemeinsame Elemente weisen sie auf das Leben und den Schutz hin, weshalb sich die Bevölkerung beiden Wesenheiten nahesteht. Der Unterschied ist, dass Pachamama mehr in familiären und gemeinschaftlichen Bereichen anzutreffen ist, Maria hingegen mehr im privaten, städtischen Bereich angerufen wird. Das Opfer an die Pachamama ist ein gemeinschaftlicher Akt, wohingegen die Kerze für Maria ein individueller ist. Pachamama integriert eher die soziokulturelle Ordnung, Maria ist für alles zuständig, Pachamama wird in allem gesehen, Maria hat ein konkretes Abbild. Abschließend lässt sich sagen, dass die Beziehung zwischen Pachamama und Maria mehr funktionaler als identifikatorischer Art ist.

Opferschuld


Das gesamte Leben der Andenbewohner ist darauf ausgerichtet, ein ständiges Gleichgewicht zwischen den Gegensätzen zu schaffen. Feste, Riten und Gebete haben zum Ziel, das Gleichgewicht der Kräfte zu erhalten, bzw. es immer wieder herzustellen.

Auf der Basis der Reziprozität streben die Menschen die Ausgewogenheit ständig an. Wenn einmal etwas anderes als das Erhoffte eintritt, dann gerät der Mensch in Opferschuld, was mit dem Konzept der Reziprozität aufs Engste zusammenhängt. Opferschuld ist der Inbegriff der Nicht-Reziprozität auf Seiten der Menschen. Opferschuld hat nichts mit dem christlichen Konzept des „schuldig sein“ zu tun, es hat keine moralische Funktion, sondern ist auf dem Hintergrund des Wertes der Reziprozität, der Gegenseitigkeit, ein Defizit im Geben. Ist also ganz wörtlich genommen „Schuld haben“ und verweist auf ein Handlungsdefizit. Opferschuld bezieht sich genau genommen auf das Eins-Seins mit sich selbst, auf das Ausgewogensein mit dem gesamten Kosmos. Meist schicken die Gottheiten erst einmal kleine Signale des Unheils (z. B. stolpern, sich den Knöchel verletzen oder ähnliches. Nichts wird zufällig gesehen) und kündigen somit an, dass etwas Schlimmeres passieren könnte, wenn der Opferschuld nicht nachgegangen wird. Opferschuld kann auch erblich sein, d. h., selbst wenn man immer reichlich geopfert hat, kann es sein, dass die Eltern oder Großeltern es versäumt haben, ihrer Verantwortung des Opferns nachzugehen und den Nachkommen die Opferschuld nun aufgeladen wird. Opferschuld kann auch kollateral wirken. d. h. es kann sein, dass sich diese Opferschuld auf Geschwister oder Vettern überträgt. Doch wenn man die Grundsätze immer beachtet, erscheint es unmöglich von der Opferschuld getroffen zu werden. Doch das ist bei der Vielzahl an Gottheiten und heiligen Plätzen gar nicht möglich, denn man kann nicht alle kennen.

Laut Hans van den Berg streben die Menschen auf der Basis der Reziprozität immer diese Ausgewogenheit an - und verfehlen sie ständig. Er meint, dass dies zum einen an den moralischen Verfehlungen gegenüber der Gesellschaft und der Natur und zum anderen an der Respektlosigkeit gegenüber den Göttern liegt, d. h., es wurde nicht richtig und genug geopfert. Das heißt auch, dass die Menschen die „Schuld“ erst einmal bei sich suchen, in einem Fehlverhalten gegenüber dem Numinosen und nicht bei den Göttern selber.






Taweret



Taweret ist die Schutzgöttin schwangerer Frauen in der ägyptischen Mythologie.


Weitere Schreibweisen

Diese Gottheit ist auch unter den Synonymen Tauret und ihrer griechischen Bezeichnung Toeris bekannt. Teilweise finden sich auch die Schreibweisen Thoëris, Taueret, Taurt und Tueris, die auf ältere Lautübersetzungen der Hieroglyphenschrift zurückgehen.

Bedeutung

Ihr Name Ta-weret bedeutet „Die Große“. In der Mythologie wird sie teils als Tierform der Göttin Mut, teils aber auch als eigenständige Gottheit verehrt. So gilt sie in Texten als Tochter des Re, Mutter von Isis und Osiris und Gemahlin des Seth.

Teilweise sollen Statuen der Göttin mit Gewändern schwangerer, bzw. stillender Frauen behängt worden seien, um diesen besondere Schutzkraft zu verleihen.

Im Alten Reich gilt Taweret den Menschen als besonders wohlwollend, speziell bei der Entbindung. In späteren Zeiten werden ihr dann auch Wesenszüge eines Dämons zugeordnet. So soll sie beispielsweise Tote verschlingen, die das Totengericht vor Osiris nicht bestehen, und ihnen damit die Möglichkeit eines ewigen Lebens nehmen. Im Zusammenhang mit dieser Prüfung des Verstorbenen auf ein gerechtes Leben hin haben besonders die Gottheiten Anubis, Maat und Thot eine besondere Bedeutung.

In Gebel es-Sisile wurde Taweret mit der Nilüberschwemmung in Verbindung gebracht.

Darstellung

Taweret wird als aufrechtstehendes trächtiges Nilpferd mit löwenähnlichem Kopf, Löwenarmen und -beinen, einem Krokodilschwanz sowie menschlichen Brüsten dargestellt, das in den Vordertatzen Sa-Schleifen trägt und manchmal in der anderen eine brennende Fackel zur Abwehr gegen Dämonen. Es gibt auch gelegentliche Abbildungen, die sie mit Menschenhaupt und dem Gehörn der Sonnenscheibe der Göttin Hathor zeigen. Darstellungen der Göttin finden sich als Skulpturen und auf Wandmalereien in ägyptischen Gräbern.

Kultorte

Taweret wurde in Deir el-Medina, im Fayyum, in Abu Simbel und im westlichen Gebel es-Sisile verehrt.


Taweret in Hieroglyphen


Taweret
T3 wrt
Die Große



Taweret
T3 wrt´3t
Die Große