Die Götter der alten Ägypter









Neunheit von Heliopolis





Unter dem Begriff Neunheit (oder Enneade) von Heliopolis (von griechisch ennea „neun“), altägyptisch Pesdjet (PsDt), werden die neun Schöpfergottheiten der heliopolitanisch-kosmologischen Kratogonie (kosmologische Entstehung der weltlichen Herrschaft) zusammengefasst. Nun, die kosmologische Verkörperung des Urwassers, aus dem die Welt entstanden sei, gehört nach der altägyptischen Mythologie nicht zu den „weltlichen Schöpfergottheiten“. Das Prinzip des Nun verkörperte auf weltlicher Ebene die Gottheit Atum, der als Schöpfungsgott die „Dreiheit“ des „irdischen Nichts“ sowie die Zweigeschlechtlichkeit symbolisierte.

Die heliopolitanische Kosmogenie der weltlichen Schöpfung versteht Atum daher als Lichtgott, der als Sonne während seines ersten Sonnenaufgangs das irdische Leben noch in sich trug. Aus ihm heraus entstanden durch Trennung die göttlichen zwei Geschlechter Schu und Tefnut.


Schöpfungsmythos


Die Schöpfungsgeschichte von Heliopolis ist eine der ältesten ägyptischen Mythen zur Entstehung der Welt. Er nimmt ein präexistentes, chaotisches Urgewässer (Nun) an, aus dem der Schöpfergott Atum als Singularität entstieg. Atum ließ im Nun einen Urhügel entstehen - der später mit Heliopolis gleichgesetzt wurde - und ließ sich auf diesem nieder. Nachdem nun das Wasser und der Schöpfergott existierten, begann Atum aus sich selbst die Elemente der Schöpfung hervorzubringen: die Luft (Schu), die Feuchtigkeit (Tefnut), das Himmelsgewölbe, die Erde und die Zeit.

Schu und Tefnut bildeten das erste Götterpaar der Enneade von Heliopolis. Sie wurden durch Nun, das präexistente Urgewässer aufgezogen und von Atums Stirnauge beobachtet, welches er an seiner Stirn platzierte. Das Götterpaar zeugte den Erdgott Geb und die Himmelsgöttin Nut, die wiederum Osiris, Isis, Seth und Nephthys zeugten.

Die Schöpfergottheiten

Obwohl der Begriff "Neunheit" aus Heliopolis stammt, gehören die dortigen Götter Re und Horus nicht dazu. Für Re ist erstmals eine Verbindung zu Heliopolis in den Pyramidentexten unter König Unas am Ende der 5. Dynastie belegt. In den Pyramidentexten ist Atum bereits als Vorderster der großen Neunheit belegt.






Sonne

 

 

Die Sonne (von althochdeutsch Sunna; lateinisch sol; griechisch ἥλιος hēlios; astronomisches Zeichen: ☉) ist ein Stern in der Galaxie Milchstraße. Sie ist ein Hauptreihenstern (Zwergstern) und steht im Zentrum des Sonnensystems, das sie durch ihre Gravitation dominiert.

Die Erde ist einer der Planeten, die die Sonne umkreisen. Die thermonuklear gespeiste Strahlung des heißen Gasballs ist Grundvoraussetzung für die Entstehung und Entwicklung des Lebens auf der Erde.

Die Sonne ist der erdnächste sowie am besten erforschte Stern überhaupt. Sie ist ein pulsationsveränderlicher Stern, das heißt, sie weist zyklisch veränderliche Eigenschaften auf, was Sonnenaktivität genannt wird.

Die Sonne, deren Himmelslauf den (Erden-)Tag und das (Erden-)Jahr gliedert, wird seit Urzeiten kultisch verehrt.


Kulturgeschichte


Die Sonne ist das zentrale Gestirn am Himmel, von ihr hängt alles Leben auf der Erde ab. Diese überragende Bedeutung war den Menschen seit Alters her bewusst. Viele frühere Kulturen verehrten sie als Gottheit. Die regelmäßige tägliche und jährliche Wiederkehr der Sonne wurde teils ängstlich erwartet und mittels kultischer oder magischer Rituale beschworen. Besonders Sonnenfinsternisse lösten große Bestürzung und Furcht aus.

Im alten China glaubte man, ein Drache würde die Sonne verschlingen. Durch großen Lärm versuchte man, das Untier dazu zu bewegen, die Sonne wieder freizugeben. Andererseits machte sich die Menschheit das Wissen über die für alles Leben fundamentalen Perioden Tag und Jahr schon seit frühester Zeit nutzbar. Die Sonne ist – über die Erddrehung – die natürliche Uhr der Menschen und die Abfolge der Jahreszeiten führte zur Entwicklung des Kalenders, der vor allem nach Entwicklung des Ackerbaus für alle Kulturen überlebenswichtig war.

Für die Sumerer verkörperte die Sonne den Sonnengott Utu.

Bei den Babyloniern entsprach er dem Gott Schamasch, der jeden Tag den Himmel betrat und dessen Strahlen nichts verborgen blieb.

Im alten Ägypten wurde Ra (auch Re oder Re-Atum) als Sonnengott verehrt. Der „Ketzer“- Pharao Echnaton ließ später nur noch Aton, die personifizierte Sonnenscheibe, als einzigen Gott zu und schaffte alle anderen ägyptischen Götter ab.

In China stand die Sonne als Symbol für Osten, Frühling, Männlichkeit (Yang) und Geburt sowie auch für den Kaiser.

Im antiken Griechenland verehrte man den Sonnengott Helios, der mit seinem Sonnenwagen täglich über das Firmament fuhr. Allerdings sind aus dem antiken Griechenland auch die ersten Überlegungen überliefert, in denen die Sonne als physikalisches Objekt betrachtet wird. Die wohl älteste dieser Hypothesen stammt dabei von Xenophanes, der die Sonne als eine feurige Ausdünstung oder Wolke benannte. So naiv diese Beschreibung aus heutiger Sicht zwar wirkt, stellt sie doch einen gewaltigen kulturhistorischen Schritt dar, denn die Wahrnehmung der Sonne als ein natürliches Objekt widerspricht fundamental der vorherigen – und auch der oft noch in späteren Jahrhunderten vertretenen – Auffassung der Sonne als Teil einer göttlichen Entität. Es ist daher auch wenig verwunderlich, dass aus ebendiesen Gedanken auch die erste kritische Auseinandersetzung mit dem vermenschlichten Götterbild des antiken Griechenlands hervorgingen („Wenn die Pferde Götter hätten, sähen sie wie Pferde aus“) und daraus folgend erste Gedanken zum Monotheismus.

Interessant ist dabei sicherlich auch der Vergleich mit dem bereits oben erwähnten ägyptischen Monotheismus des Echnaton, der ja gerade die Vergötterung der Sonne als Ausgangspunkt nahm. Man kann also sagen, dass mit Xenophanes die Sonne zum ersten Mal in der europäischen Geschichte als Gegenstand der Physik auftauchte, oder – etwas schmissiger –, dass es sich um die Geburtsstunde der Astrophysik handelte. Die Thesen des Xenophanes wurden später auch von anderen griechischen Philosophen aufgenommen, zum Beispiel beschrieb der Vorsokratiker Anaxagoras die Sonne als glühenden Stein. Diese Auffassungen setzten sich allerdings im Folgenden nicht bei allen Denkern durch und viele spätere Schulen fielen wieder auf eher mythische Erklärungen zurück. Der Volksglaube in Griechenland nahm wahrscheinlich keinerlei Kenntnis von all diesen Überlegungen.

Dem griechischen Gott Helios entsprach weitgehend der römische Gott Sol invictus, dessen Kult in der Kaiserzeit bis in die beginnende Spätantike weit verbreitet war. Aus der Antike übernommen ist die Sonne als Symbol der Vitalität in der Astrologie.

In der nordischen Mythologie formten die Götter die Sonne aus einem Funken und legten sie in einen Wagen. Die Göttin Sol fährt mit dem Wagen über den Himmel, gezogen von den Rössern Alsvidr und Arwakr. Das Gespann wird beständig von dem Wolf Skalli (Skoll) verfolgt. Am Tag des Weltunterganges (Ragnarök) wird der Wolf die Sonne verschlingen.

Im frühen Mexiko wurde der Sonnengott Tonatiuh von den Azteken verehrt. Bei den Maya und den Inka waren Itzamná beziehungsweise Inti die Hauptgottheiten.

Die Beobachtung der Sonne (und anderer Sterne) und die Bestimmung ihrer Bahnpunkte (Tagundnachtgleiche, Sommer- und Wintersonnenwende) war eine Voraussetzung für die Erstellung von Kalendern. Hierdurch konnten wichtige jahreszeitliche Ereignisse vorherbestimmt werden, wie das Eintreffen des Nilhochwassers im alten Ägypten, der günstigste Zeitpunkt der Saat oder das Eintreffen der für die Seefahrt gefährlichen Herbststürme. Vorchristliche Kultstätten, wie Stonehenge, waren offensichtlich zu derartigen Beobachtungszwecken errichtet worden. Die Anlage von Stonehenge ist so ausgerichtet, dass am Morgen des Mittsommertages, wenn die Sonne ihre höchste nördliche Position erreicht, die Sonne direkt über einem Positionsstein („Fersenstein“) aufgeht und die Sonnenstrahlen in gerader Linie ins Innere des Bauwerks eindringen. Die bronzezeitliche Himmelsscheibe von Nebra scheint ebenfalls ein Instrument zur Himmelsbeobachtung gewesen zu sein. Ihre goldenen Ränder werden u. a. als „Sonnenbarken“, ein religiöses Symbol der Bronzezeit, interpretiert. In die gleiche Zeit fällt auch der Sonnenwagen von Trundholm, bei der die Scheibe als Sonnensymbol mit einer Tag- und Nachtseite gedeutet wird.

Das geozentrische Weltbild der Antike, wie es von Ptolemäus überliefert ist, sah die Erde als Mittelpunkt des Universums. Sonne, Mond und die Planeten bewegten sich dabei auf Kreisbahnen um die Erde. Diese Vorstellung hielt sich fast 2000 Jahre lang. Allerdings hatte sie Schwächen. So konnte die mit bloßen Augen beobachtbaren Bewegung der Planeten nur durch komplizierte Hilfskonstruktionen der Epizykeltheorie erklärt werden. Bereits Aristarchos von Samos postulierte im 2. Jahrhundert v. Chr., dass die Sonne das Zentrum der Welt darstelle. Die Gelehrten Nikolaus von Kues und Regiomontanus griffen diesen Gedanken mehr als 1500 Jahre später wieder auf. Nikolaus Kopernikus versuchte in seinem Werk De revolutionibus orbium coelestium eine mathematische Grundlage dafür zu schaffen, was ihm nicht gelang. Sein Werk regte allerdings weitere Forschungen unter anderem durch Galileo Galilei an. In der Folge setzte sich allmählich das heliozentrische Weltbild durch, das die Sonne als Mittelpunkt des Universums ansieht.

Die weiteren Fortschritte der Astronomie ergaben, dass auch die Sonne keine herausragende Stellung im Universum einnimmt. Vielmehr ist sie einer unter einigen hundert Milliarden Sternen der Milchstraße, die wiederum Teil noch größerer Strukturen des Kosmos ist.







Re (Ägyptische Mythologie)




Re (auch Ra genannt), ist der altägyptische Sonnengott. Das heißt, die Sonne selbst ist der Gott und nicht ein göttliches Wesen, das die Sonne erschuf. Er kann bis in die späten Perioden als wohl wichtigster altägyptischer Gott bezeichnet werden, denn durch das Wirken seiner Kraft (der Sonne) ermöglichte er überhaupt erst das Leben auf der Erde und ließ es fortbestehen. Sein Name bedeutet im Ägyptischen schlicht „Sonne“.

Die hervorgehobene Verehrung der Sonne als Sonnenkult lässt sich in königlichen Totentempeln bis in die 3. Dynastie unter Djoser zurückverfolgen. Mit Beginn der 4. Dynastie gewann der Sonnenkult unter Radjedef mit der erstmaligen Nennung als Sohn des Re eine besondere Bedeutung, die sich in der 5. Dynastie steigerte, aus der auch die ersten ikonografischen Darstellungen belegt sind.

Der Kult des Sonnengottes mündete schließlich in neu errichteten Sonnenheiligtümern, beispielsweise dem Sonnenheiligtum des Niuserre. In der 6. Dynastie stieg Re in Heliopolis zur neuen Hauptgottheit auf und löste Atum ab, der bis dahin den dort ansässigen Kult der Neunheit von Heliopolis angeführt hatte. Im demotischen Papyrus Heimkehr der Göttin werden die acht Gottheiten aus Hermopolis als „Väter des Re“ bezeichnet, der bei dem Aufenthalt der Tefnut in Punt wiederum in seiner Erscheinungsform als Miu („der Kater“) mit dem Gesicht einer Katze auftrat.

Bedeutung

Diese Gottheit ist Erhalter und Beherrscher der geschaffenen Welt. Seit der 4. Dynastie nannten sich die Pharaonen Sohn des Re, so zum Beispiel Chephren. Später wurde er mit Amun, dem wichtigsten Gott Thebens, zum Hauptgott Ägyptens, Amun-Re, verschmolzen. Mehrere andere Götter wurden auch durch den allgemeinen Sonnenkult zu Gottheiten mit solarem Aspekt und verbanden sich mit dem Sonnengott Re wie zum Beispiel Chnum-Re, Sobek-Re, Month-Re etc.

Symbolik

Sein Kultgegenstand war der Obelisk. Die Darstellungsformen von Re sind äußerst zahlreich. Unter anderem wurde er symbolisch als geflügelte, gewöhnlich von der Uräusschlange umwundene Sonnenscheibe dargestellt; so beispielsweise in Menschengestalt verbunden mit Horus als Re-Harachte-Atum mit Falkenkopf, der eine Sonnenscheibe trägt. Der Falkenkopf wurde jedoch nur für die Dauer des Sonnenauf- und Unterganges verwendet. Er zeigt Re im Zustand des Gebärens von Nut kurz vor dem Erscheinen am Horizont beziehungsweise im Zustand des Sterbens nach dem Untergang unter den Horizont. Re wurde deshalb oft auch als „Horus im Horizont” oder „der rote Horus” bezeichnet. Die damit verbundene rote Farbe erklärt die weitere Gleichsetzung von Re mit dem Planeten Mars.

Da Re dem überlieferten Mythos nach als Tagesgestirn in der Nacht im Innern von Nut ruhte und erst am Morgen neu von ihr geboren wurde, durfte sein Name während seiner nächtlichen Abwesenheit öffentlich nicht ausgesprochen werden. In Ehrfurcht und aus Angst vor einer Bestrafung bei Brechung dieses Tabus nannten die Ägypter Re in diesem Zeitraum „die Majestät dieses Gottes”.

In der ägyptischen Mythologie

Dem Mythos nach herrschten Götter am Anfang der Welt als Könige. Hier stand Re (als Atum-Re) an der Spitze der Neunheit von Heliopolis, als Ursprungsgott, der dem Urhügel entstieg, um die Menschheit zu erschaffen. Anschließend soll er sich wieder in den Himmel zurückgezogen haben und fuhr danach tagsüber in Begleitung seiner Tochter Maat mit der Sonnenbarke durch den Himmel. Am Abend stieg Re in die Nachtbarke um und fuhr durch das Totenreich, um am nächsten Morgen bei Sonnenaufgang wiedergeboren zu werden. Dabei musste er mit Hilfe von Seth die Angriffe der Schlangengottheit Apophis in der Unterwelt abwehren.
Res Aufstieg zum Himmel:

Zu Anbeginn der Zeit, als die Welt erschaffen wurde, war Re, König aller Existenz, kein fernes Wesen, sondern lebte auf Erden. Seine Herrschaft war paradiesisch; seine einzige Aufgabe bestand darin, ab und an mal nach dem Rechten zu schauen. Doch Re wurde alt und dachte daran, seine Herrschaft auf Erden zu beenden, jedoch verachteten viele Menschen ihn dafür. Der Sonnengott erboste und sandte sein Auge in Gestalt der Göttin Sachmet, um diese Menschen zu vernichten. Danach beschloss er der Erde den Rücken zu kehren und lebte fortan im Himmel. Doch musste er mit ansehen, dass die Menschen unter ihm sich bekämpften und jeder dem anderen die Schuld für den Verlust der Sonne gab.



D10




Auge des Re
oder
Rechtes Auge des Re



Dja-Nut
Ḏ3-Nwt
Der die Nut überquert


















Nun (Ägyptische Mythologie)






Nun ist ein altägyptischer Gott, der mit seiner Gemahlin Naunet ein Götterpaar bildete. Während Nun den oberen Himmel außerhalb der Erde repräsentierte, symbolisierte Naunet die ober- und unterirdischen Wasser der Duat.

Mythologische Verbindungen

Nun als kosmisches Element

Im Nutbuch und im Grab von Sethos I. wird das Urwasser näher beschrieben, ein Ort der absoluten Finsternis, wo sich „die Erschöpften“ aufhalten. In den Pyramidensprüchen wird dem Hunger befohlen: "Geh doch zum Nun!", weil er dort nicht existieren kann, und so vernichtet wird.
31 Die Oberseite des Himmels ist die Keku-semau. Die Außenseite des Himmels befindet sich in Reteh-qabet, welche die Umgrenzung des Himmels ist. 32 Ihre Grenzen (der Umgrenzung) sind unbekannt. 33 Die Grenzen sind im Nun festgemacht als „Müde“. Diese sind im Wasser, indem sie erschöpft sind, das heißt, die Orte. 34 Der Ba erhebt sich dort nicht. Re geht dort nicht auf. 35 Ohne dass sein Land von Göttern und Verklärten gekannt wird, 35 das heißt, der Ort, in dem die Finsternis ist. 36 Es ist überhaupt kein Licht darin. 37 Jeder Ort breitet nun jeden Schatten aus. 37 Es ist gänzlich mit Finsternis bedeckt, das heißt, die Wasser. 38 Höher sind die Länder erhoben als die gesamte Duat. 38 Die Finsternis dort übertrifft diejenige der Duat.“
Grundriss des Laufes der Sterne
Die Begriffe „Müde“ und „Erschöpfte“ beziehen sich auf die Himmelsrichtungen im Nun, die dort nicht mehr existieren. Es handelt sich um ein beliebtes altägyptisches Wortspiel, das die Bedeutungslosigkeit der Himmelsrichtungen im Nun erklärt, ähnlich dem modernen Vergleich, dass im Universum Himmelsrichtungen ihre Zugehörigkeit verlieren, wenn dort kein irdischer Standort als Bezugspunkt vorliegt. In der 58. Szene des Pfortenbuches liegt eine ähnliche Schilderung vor, wo vier mal vier „Müde im Nun“ zu sehen sind.

Die Vorstellungen des Nun fanden im Neuen Reich mit der Einführung des Totenbuches allerdings eine theologische Veränderung. Der wohl aus dem Mittleren Reich stammende Mythos „Buch der Himmelskuh“ verortet den Sonnengott Re noch auf den Rücken der Nut und charakterisiert diesen Bereich als Rückzugsgebiet des Re. Im Nutbuch kann Re dagegen den oberen Himmel des Nun, der sich auf dem Rücken der Nut befindet, in seiner ausgebildeten Form als Gottheit nicht mehr betreten. Ebenso wird im Pfortenbuch der Bereich der Duat zur Region des Nun, obwohl Naunet im Alten Reich als Gemahlin des Nun für diesen Bereich zuständig war. Die theologischen Umdeutungen sind in diesem Zusammenhang mit den Verortungen von Qebehu zusätzlich auffällig.

Nun als Gottheit

Nun gehört zu den älteren Gottheiten Ägyptens. Man nennt ihn das Alte, den Ursprung der Götter. Die Darstellung ist rein menschlich, teilweise ohne besondere Attribute, teilweise mit einem Federpaar auf dem Haupt. Wie alle männlichen Mitglieder der Achtheit von Hermopolis kann Nun mit einem Froschkopf dargestellt werden.
Früheste Hinweise auf Nun als menschengestaltige Gottheit liegen in Hermopolis Magna vor. In der dortigen Achtheit bildet Nun mit Naunet seit dem Neuen Reich das erste Paar des Stammbaums, das von Atum erzeugt wurde. In Memphis verband man sie eng mit der Gottheit Ptah zu Ptah-Nun.

Urhügel

Aus der Urflut bzw. dem Urwasser erhob sich eines Tages der Urhügel, auf dem die Schöpfung ihren Fortgang nahm. Die Schöpfungsmythen von Hermopolis, Heliopolis (ägypt. On) und Memphis unterscheiden sich hierbei.
Auch der Schöpfungsakt der Menschen von Chnum, die aus Lehm geformt werden, findet auf dem Urhügel statt. Mehrere Städte nehmen für sich in Anspruch, der „hohe Boden, der aus dem Nun herauswuchs“ zu sein.



In Hieroglyphen



Nun
Nwn
Die Urflut (des Himmels)






Naunet (Ägyptische Mythologie)






Naunet ist die altägyptische Göttin des vorzeitlichen Meeres der Unterwelt und gehörte zu der Achtheit von Hermopolis. Sie ist die Ehefrau des Nun. Im Alten Reich gehörte sie zu den vier Gottheiten, die von den beiden großen Göttern auf die nördliche Seite des verstorbenen Königs (Pharao) gesetzt wurde; ihr Gemahl Nun saß ihr gegenüber auf der südlichen Seite. Vom anderen Götterpaar war Schu für die östliche und Tefnut für die westliche Region zuständig.
Naunet wird in den Pyramidentexten mit dem Determinativ des unterirdischen Bereiches dargestellt und als Quelle aller irdischen Gewässer verstanden, die gemeinsam mit den Himmelsgewässern des Nun eine Einheit herstellt. Damit symbolisiert Naunet auch die jährliche Nilschwemme, die neues Leben hervorbringt.



In Hieroglyphen



Naunet
Nwnt
Die Urflut (unter der Erde)







Benben






Benben (auch benbenti ägyptisch für „der vom Benben-Stein“) ist der Name des pyramidenförmig-göttlichen Steins von Heliopolis, der Hauptstadt des 13. unterägyptischen Gaus des unversehrten Zepters, 12 km nordöstlich von Kairo. Er stellt den Urhügel dar, auf dem Atum zum ersten Male Land betrat.

Der Benben-Stein ist daher zunächst eng verbunden mit den Göttern Sokar und Atum, der aus dem Urwasser des Nun auftauchte. In deren Tempeln fanden sich entsprechende Benben-Steine. Die Obeliskenspitze und auch die Spitze von Pyramiden (Pyramidion) werden ebenfalls Benben genannt.
Erstmals wird der Benben in Zusammenhang des Obelisken („Techen“) in den Pyramidentexten erwähnt. Eine Verbindung zum Sonnengott Re in Heliopolis kann für die frühe Phase des Benben-Steinkultes nicht festgestellt werden, da Inschriften und archäologische Funde fehlen. Die früher angenommenen Verbindungen des Benben-Steins als „Vorlage“ zu den Bauten in den Sonnenheiligtümern beruhten auf „möglichen Interpretationen“ und Anachronismen, weshalb diese Vermutungen nicht bestätigt werden konnten.

Der Benben wurde später im innersten Heiligtum des „Hauses des Re“ aufbewahrt. Den gleichen Namen trug auch das Allerheiligste im Tempel des Aton in Tell el-Amarna (Achet-Aton).



In Hieroglyphen


Benben in Hieroglyphen


















Atum (Ägyptische Mythologie)






Atum (auch Tem, Tem-Re, Atum-Re, Temu, Tema) war die altägyptische große Urgottheit aus Iunu (Heliopolis). Er war eine Schöpfer- und Himmelsgottheit. In den Pyramidentexten des Alten Reichs ist Atum bereits als Vorderster der großen Neunheit ebenso belegt wie auch sein Beiname Der sich selbst erschaffen hat.


Name und Darstellung


Der Name unterlag im Verlauf der altägyptischen Geschichte unterschiedlichen Schreibweisen. In der Schreibung des Neuen Reiches hatte der Name „Tem, Temu“ die Bedeutung von „alle Menschen“, „das Universum“, „Alles“ und „vollständig sein“.

Atum wird meist in Menschengestalt mit der Ober- und Unterägyptischen Krone (Pschent) dargestellt, aber auch mit Pfeil und Bogen. Mit Bezug auf seine Erd- und Urnatur sind weitere Erscheinungsformen Schlange, Ichneumon, Widder, Löwe und Affe. In Verbindung zur Sonne erfolgt die Darstellung als Skarabäus.

Bedeutung

Die heliopolitanische Kosmogenie der weltlichen Schöpfung versteht Atum als Lichtgott, der als Sonne während seines ersten Sonnenaufgangs das irdische Leben noch in sich trug. Aus ihm heraus entstanden durch Trennung die göttlichen zwei Geschlechter Schu, Gott der Luft, und Tefnut, Göttin des Feuers. Im Glauben der Altägypter waren das Diesseits und Jenseits (Duat) auch die Schöpfung von Atum. Doch während Re in Heliopolis die Sonne des Tages war, wurde Atum bei Sonnenuntergang und in der Nacht als abendliche Erscheinungsform des universellen Sonnengottes verehrt.

Die Pyramidentexte setzen Atum mit Re gleich, der später Atum-Re-Harachte genannt wurde. Atum war mit dem Phönix und seit dem Neuen Reich mit Apis verbunden. So vereinte der Urgott Atum in sich die Eigenschaften als Allherr, Schöpfer, König der Götter und des Königs, der Sonne, der Erde und war zudem zusammen mit Geb der Beschützer des Toten. Zum anderen kommt ihm später eine magische Bedeutung zu, da die Hand des Atum Unwetter vertreiben konnte. Als Urgott von Heliopolis beanspruchte Atum die Königswürde im Götterreich, das nach der Reichseinigung beide Länder (Ober- und Unterägypten) umfassen sollte. Zu allen Zeiten der ägyptischen Geschichte spielen die Verheißungen des göttlichen Königtums auf das Erbe, den „Thron den Atum“, eine große Rolle.

Die Göttin von Hetepet, als „Herrin von Hetepet“ bezeichnet, wurde sehr früh zum weiblichen Komplement des Atum, weswegen ihr Beiwort Gotteshand, die die Neunheit gebar lautet. In der
18. Dynastie wird diese Göttin Hathor genannt und zuweilen auch als Kuh dargestellt.

Kult und Kultorte

Atum wurde als Allherr und Weltschöpfer verehrt, dessen heiliger Gegenstand der sogenannte Benben-Stein ist, der den Urhügel darstellt. Seit dem Alten Reich wurde Atum hauptsächlich in Heliopolis (On) verehrt und hatte dort einen Tempel, den sogenannten Hut-Benben (ḫwt bnbn), „das Haus des Urhügels“. Dieser Tempel war mit dem „Haus des Phoenix“ (ḫwt bnw) verbunden, bzw. war ein Teil davon. Vermutlich war Atum die wichtigste Gottheit in Heliopolis. Inschriften bezeichnen Atum oft als „Herr von Heliopolis“.

Weitere Kultorte befanden sich in Per-Atum bzw. Teku in der Region Pithom im 8. unterägyptischen, östlichen Harpunengau (siehe hierzu Gauliste (Sesostris I.)). In Herakleopolis wurde das Grab des Atum verehrt.

Atum war mit dem altägyptischen König (Pharao) eng verbunden, was sich in zahlreichen kultischen Ritualen zeigt. So ist es Atum, der den König zur Zeit des Neuen Reiches zusammen mit dem thebanischen Gott Month in den Amun-Tempel von Karnak begleitet. Aus der Spätzeit stammt ein Papyrus, der sich heute im Brookly Museum befindet, und der von der Bedeutung des Gottes beim ägyptischen Neujahrsfest berichtet




In Hieroglyphen
 


Tem
Tm
Tem / Atum












Schu (Ägyptische Mythologie)






Schu (Beiname: „Leben“) ist eine Gottheit aus der ägyptischen Mythologie.

Bedeutung

Bei den alten Ägyptern war dieser Gott der Herrscher der Luft, Brudergemahl der Tefnut und Vater der Nut - Göttin des Himmels - und Geb - Gott der Erde. In Tiergestalt wurde er auch als Löwe symbolisiert - oder, wenn in menschlicher Gestalt dargestellt, mit einer Straußenfeder auf dem Kopf.
Das ägyptische Weltbild zur Zeit der Pharaonen betrachtete die Welt als von allen Seiten mit Wasser umgeben. Schus Aufgabe bestand darin über der Erde einen Raum aufzuspannen, der Leben ermöglicht. In alten Abbildungen wird er dargestellt, wie er mit Händen und Füßen von oben auf Geb gestützt, mit seinem Rücken den Himmelsozean nach oben drückt.

In Unternubien tritt er in Verbindung mit dem Gott Arensnuphis auf.




In Hieroglyphen











Schu
Šw


Tjau
Ṯ3w
Der Wind / Die (Atem)luft
















Luft



Als Luft bezeichnet man das Gasgemisch der Erdatmosphäre. Trockene Luft besteht hauptsächlich aus den zwei Gasen Stickstoff (rund 78,08 Vol.-%) und Sauerstoff (rund 20,95 Vol.-%). Daneben gibt es noch die Komponenten Argon (0,93 Vol.-%), Kohlenstoffdioxid (0,04 Vol.-%) und andere Gase in Spuren. Gasförmiges Wasser (Wasserdampf) ist im Mittel zu 1,3 Vol.-% in Bodennähe und zu 0,4 Vol.-% in der gesamten Erdatmosphäre enthalten, bei den obigen Werten aber nicht mitgerechnet.
Zusätzlich enthält Luft auch Staub und andere makromolekulare Teilchen (z. B. Pollen). Im natürlichen Zustand ist sie trotzdem für Menschen geruch- und geschmacklos.

Kulturelle Bedeutung

Die griechischen Naturphilosophen hielten Luft für eines der vier Grundelemente, aus denen alles Sein besteht. Dem Element Luft wurde der Oktaeder als einer der fünf platonischen Körper zugeordnet.


Tefnut (Ägyptische Mythologie)






Tefnut (auch Tefnet; weitere Beinamen: „Nubische Katze“, „Wahrheit“) ist eine altägyptische Göttin, die zu den neun Schöpfergottheiten der heliopolitanischen Kosmogonie (Enneade von Heliopolis) gehört. Sie symbolisierte das Feuer. Frühere Annahmen, dass Tefnut die Feuchtigkeit darstelle, wurden in der Ägyptologie zwischenzeitlich verworfen.

Etymologie

In den Pyramidentexten ist für Tefnut im Zusammenhang des Himmelsaufstiegs vom König (Pharao) neben ihrem Namen Die Waise das Epitheton Die Wahrheit belegt. Außerdem sieht sich der König als Osiris, der das Wasser verkörpert:
„Oh Geb, Stier des Himmels, ich bin Horus...Ich bin gegangen und zurückgekehrt, als vierter Gott der vier Götter, der das Wasser gebracht hat. Ich bin gerechtfertigt für das, was ich getan habe. Ich bin Tefen (Waise), der gerichtet hat mit Tefnut, die beiden Wahrheiten, obwohl Zeugen fehlten. Die beiden Wahrheiten haben befohlen, dass die Throne des Geb zu mir zurückkehren, so dass ich mich erheben kann, so wie ich es mir gewünscht habe.“
Pyramidentext 260
In den Sargtexten des Mittleren Reichs wird auf den Beinamen der Tefnut Bezug genommen, wobei das theologische Schöpfungskonzept auf den Pyramidentexten fußt: Da sagte Atum: Tefnut ist meine lebendige Tochter, sie ist zusammen mit ihrem Bruder Schu. „Leben“ ist sein Name, „Wahrheit“ ist ihr Name...„Leben“ schläft mit meiner Tochter „Wahrheit“.

Abstammung

Zusammen mit ihrem Bruder, dem Luftgott Schu, war sie die erste, die aus dem Körper der Schöpfergottheit Atum hervorgegangen ist, und somit entstand die Zweigeschlechtlichkeit. Über die Abstammung Tefnuts existiert noch eine weitere Version, in der sie und Schu Kinder der Isis sind und in Chemmis geboren wurden. Im Planetenkapitel des Nutbuches wird die Geburt der Tefnut im Zusammenhang der Geburt von Horus beschrieben:
„Der Jüngling in der Nut, er entfernte sich mit seinen Händen. So wurden seine beiden Hände zu einer Vulva, indem seine beiden Arme um sie herum waren. Atum zu sprechen: „Dieses, was aus meinen Lippen hervorkam, was ich in meine Hand spuckte, die eine Vulva war, das ist dieses. Schu und Tefnut. Ka und Kat“. So streckten Isis und Nephthys ihre Hände dem Horus entgegen, um ihn zu empfangen, als Isis ihn gebar und er aus ihrem Leib hervorkam.“
Nutbuch-Planetenkapitel, Zeilen x+95 bis x+98
Neben der mythologischen Vorstellung, dass Atum die Götter Schu und Tefnut durch Masturbation erzeugte, beschreibt das Nutbuch eine abweichende Schöpfungsversion. Tefnut wird als Kat und somit als Vulva definiert. Das Ausführungen des Nutbuches spielen auf die Pyramidentexte an, wo Atum seine Arme in Form der Hieroglyphe Ka um Schu und Tefnut legt, um beide zu beseelen. Während das Ka in Atum noch zweigeschlechtlich ist, trennt Atum durch diesen Schöpfungsvorgang das Ka in das männliche (Ka) und weibliche (Kat) Prinzip. Die Bezugnahme auf die Geburt des Horus verweist auf Haroeris als kosmischer Horus. Sein linkes Horusauge symbolisiert den Mond und Tefnut; das rechte Horusauge die Sonne und Schu Bei Atum handelt es sich aufgrund von anderen Aussagen in den Pyramidentexten wahrscheinlich um eine Gleichsetzung mit dem kosmischen Horus als Haroeris, der öfter auch als 10. Gott der Neunheit von Heliopolis benannt ist.

Bedeutung

Schu und Tefnut bildeten das Paar, das die Götter erzeugt hat: sie gelten als Eltern des Erdgottes Geb und der Himmelsgöttin Nut. Überall, wo Tefnut erwähnt wird, geschieht dies zusammen mit Schu, sie sind die Zwillinge schlechthin. Auch wird Tefnut nicht als Löwin, sondern als nubische Katze beschrieben. Wenn aber Zorn sie packt, verwandelt sie sich immer wieder in eine „wilde Löwin“. Tefnut ist die Uräusschlange, die zugleich als Sonnenauge wirkt. Im Mythos Die Heimkehr der Göttin heißt es:
„Der Festjubel ist mit dir fortgezogen, die Trunkenheit verschwand und wurde nicht gefunden. Schlimmer Streit ist in ganz Ägypten. Der Festsaal des Re ist erstarrt, die Trinkhalle des Atum ist bedrückt. Sie alle sind mit dir fortgezogen und haben sich vor Ägypten verborgen. Man ist in Heiterkeit unter den Nubiern.“
Die Heimkehr der Göttin, Demotischer Papyrus
Die ungebändigte Kampfeslust der Löwin entlädt sich nun in ihrer Macht als Stirnschlange des Re. Der Papyrus Harris sagt: „Wenn Re den Himmel jeden Morgen durchfährt, dann ruht Tefnut auf seinem Haupt und sendet ihren Feuerhauch gegen seine Feinde“. Die Doppelseitigkeit ihres Wesens kommt auf einer Inschrift in Philae zum Ausdruck: „Als Sachmet ist sie zornig, als Bastet fröhlich“. Beide, Sachmet, die grimmige Löwin, und Bastet, die heitere Katze, sind in Tefnut vereint. Nach der späteren Verschmelzung der Götter Atum und Re zu „Atum-Re“ wurden Schu und Tefnut damit auch zu Kindern des Re.

Darstellung

Dargestellt wurde Tefnut menschengestaltig mit einem Löwenkopf oder in ihrem Hauptkultort Leontopolis (Löwenstadt) als Löwe. Sie trägt eine Sonnenscheibe auf dem Kopf, die von zwei Schlangen umringt ist. Daher trägt Tefnut auch den Beinamen „Herrin der Schlange“ oder „Stirnschlange am Haupte aller Götter“. In Buto kennt man sie als flamingogestaltiges „Kind des unterägyptischen Königs“, in Elkab erscheint sie in Gestalt eines Geiers.




In Hieroglyphen



Tefnut / Tefnet
Tfnt
Die Waise



Djet
Ḏt
Die Ewigkeit der Duat
(Die Zeit, in der Re in der Duat verweilt)











Nut (Ägyptische Mythologie)






Nut ist in der ägyptischen Mythologie die Göttin des Himmels. Sie symbolisiert das Firmament und wurde als die Mutter der Gestirne angesehen.

Mythen

Die Göttin Nut ist als eine der Urgöttinnen Teil des Schöpfungsmythos der Neunheit von Heliopolis. Nach dem heliopolitanischen Schöpfungsmythos ist sie die Tochter des Schu, des Gottes der Luft, und der Tefnut, der Göttin der Feuchtigkeit, und die Enkelin des Sonnengottes Atum. Zusammen mit ihrem Gemahl Geb, dem Gott der Erde, zeugte sie die Gottheiten Osiris, Isis, Seth und Nephtys.
In der altägyptischen Mythologie gilt Nut neben Isis auch als „Mutter des Horus“, da Isis bereits im Mutterleib der Nut durch die Begattung von Osiris schwanger wurde.

Darstellung

Nut wird zumeist in menschlicher Gestalt abgebildet. Eine der häufigsten Darstellungen zeigt die nackte Göttin von der Seite, wie sie sich mit bogenartig gewölbten Leib über den Erdgott Geb wölbt und mit ihren ausgestreckten Armen und Beinen den Horizont berührt. Manchmal wird sie dabei von ihrem Vater, dem Luftgott Schu gestützt.
Auch wurde sie an der Innenseite von Sarkophagen von vorne gezeigt, häufig beim Verschlucken oder Gebären der Sonne. Das Abbild wurde an der Unterseite des Deckels angebracht, um eine Art Vereinigung mit dem Verstorbenen zu erzielen. Der Sarg stellte dabei den Körper der Nut dar, die den Toten aufnahm, um ihn dann wieder zu gebären.
Nut wurde teilweise auch als Himmelskuh abgebildet, wobei die vier Hufe die Himmelsrichtungen symbolisierten, oder als Sau mit ihren Ferkeln.

Nut als Himmelsgöttin

Nut erfüllte eine wichtige Funktion in der ägyptischen Kosmogonie. Sie stellte den Himmel dar; ihr Lachen war der Donner und ihre Tränen der Regen. Der Körper der Nut symbolisierte das Himmelsgewölbe, er trennte die Erde von der sie umgebenden Urflut. Nach mythologischer Vorstellung spannte sich Nuts Körper schützend über die Erde; ihre Gliedmaßen, die den Boden berühren sollten, symbolisierten die vier Himmelsrichtungen.
Zugleich galt sie als die Mutter der Gestirne. Man glaubte, dass die Sonne abends in ihrem Mund verschwinde, um des Nachts durch ihren Körper zu reisen und morgens in ihrem Schoß im Osten wieder zu erscheinen. Im ewigen Kreislauf durchwanderten des Tages ebenfalls die Sterne ihren Körper. Diese Metaphorik ist der Ursprung für die Bezeichnung von Nut als "Sau, die ihre Ferkel frisst". Trotz dieses Beinamens wurde die Göttin als sehr positiv angesehen.
Der Mythos der Geburt ihrer Kinder wurde von dem griechischen Schriftsteller Plutarch dokumentiert: Der Sonnengott Re habe Nut um ihre ewige Position am Himmel beneidet und befürchtete, dass diese ihm seine Macht streitig machen könnte. Er verfluchte sie aus diesem Grunde, so dass sie an keinem Tag des 360 Tage währenden Jahres Kinder gebären könne. Der Gott Thot (bei Plutarch war es der griechische Gott Hermes) jedoch habe daraufhin das Jahr um 5 Tage verlängert und so Nut ermöglicht, ihre Kinder zu gebären.

Nut im ägyptischen Totenkult

Nut kam ebenfalls eine wichtige Rolle im ägyptischen Totenkult zu. Sie stand in engem Zusammenhang mit dem Glauben an die Auferstehung der Verstorbenen, die nach ihrem Tod als Sterne an ihrem Körper prangten. Zusammen mit ihrem Brudergemahl Geb, dem Erdgott, zeugte sie die Götter Osiris, Isis, Nephtys, Seth die alle mit dem ägyptischen Totenkult verbunden waren.
Nut war auch eine Totengöttin. In den Pyramidentexten wird sie unter anderem als heilende Kuh dargestellt. Als Beschützerin der Toten auf ihrer Reise ins Jenseits wurde sie auch oft auf der Innenseite von Sarkophagen abgebildet. Die Rolle der Nut wurde in späteren Zeiten häufig mit der der Göttin Hathor zusammengefasst. Nut übernahm so teilweise die Rolle von Hathor als Herrin der Sykomore, des Baumes, der den Verstorbenen Speis und Trank geben sollte, und Hathor wurde teilweise als Himmelsgöttin dargestellt.

Nut in der Astronomie

Einige Ägyptologen, beispielsweise Kurt Sethe, Arielle Kozloff und Ronald Wells, vertreten die Ansicht, dass die Göttin Nut das Band der Milchstraße symbolisiert habe. Sie bezogen sich dabei unter anderem auf Spruch 176 des ägyptischen Totenbuchs, der ihrer Meinung nach das Sternenband in Zusammenhang mit der Göttin nennt. Ergänzend deuteten sie die Darstellungen aus der Ramessidenzeit mit Sternen auf und um ihren Körper herum als Beweis für ihre Hypothese, ohne jedoch klare Belege dafür nennen zu können. Nach Aufarbeitung dieser und anderer Texte konnten jene Ansichten nicht mehr in die engere Wahl gezogen werden, da durch Harco Willems, Rolf Krauss und Arno Egberts eindeutig belegt wurde, dass mit der Mesqet von Nut die „Durchgangsregion des Himmels und der Sterne in den Ein- und Ausgangsbereichen der Duat” gemeint ist.

Kult

Wie viele andere kosmische Gottheiten hatte Nut weder einen eigenen Kult noch einen eigenen Tempel, jedoch schmücken ihre Bildnisse viele Kultstätten. In der Bevölkerung wurden, wenn auch selten, Amulette getragen, die Nut als Sau darstellten.



In Hieroglyphen







nwt






Gardiner-Liste N1



ḫr(j), ḫrj
Himmel
Determinativ (auch phonetisches Determinativ) und Ideogramm für Himmel und die Göttin Nut



Gardiner-Liste N14



sb3, dw3
Stern
Determinativ und Ideogramm für Stern, den Gott Sopdet, Sternbild und Sirius und eine Abkürzung für Stunde und Priesterschaft.











Geb (Ägyptische Mythologie)



Geb ist der Erdgott in der ägyptischen Mythologie. Er gilt als Brudergatte der Himmelsgöttin Nut sowie als Sohn vom Luftgott Schu und der Feuergöttin Tefnut als Trägerin des Sonnenauges.


Darstellung


Geb wird menschengestaltig und mit grüner Hautfarbe dargestellt. Die meisten Abbildungen zeigen ihn unter seiner Schwester und Frau Nut, manchmal aber auch stehend mit einem Stab in der linken und dem Zeichen des Lebens (Anch) in der rechten Hand sowie mit einer Gans auf dem Kopf, weswegen er auch „Großer Schnatterer“ genannt wird. Bei der Gans, mit der er assoziiert wurde, handelte es sich um die Nilgans, einem im Alten Ägypten domestizierten Entenvogel.

In der Mythologie

Mit Nut zeugte er die Götter Osiris, Isis, Seth und Nephthys. Alten Mythen zufolge zeugten Geb und Nut die Sonne und sind damit die Vorfahren aller ägyptischen Götter.

Bedeutung

Neben Aker, Tatenen und Sokar war Geb der wichtigste Erdgott. Er schenkte den Menschen Bodenschätze, bewirkte aber auch Erdbeben. Getreide und Pflanzen wachsen auf seinem Rücken. Geb war die Quelle des Wassers und alldessen was die Erde hervorbrachte und somit der Fruchtbarkeitsgott. Er regierte nach seinem Großvater Atum und Vater Schu, die sich in die himmlischen Gefilde zurückzogen. Geb, ihr Nachfolger, stand somit auch für die göttliche Rechtmäßigkeit des Königtums. Der ägyptische König (Pharao) selbst wurde „Erbe des Geb“ genannt und saß angeblich auf dem „Thron des Geb“. Er brachte auch ein Ei hervor aus dem die Vogelgottheit Benu schlüpfte.

Kultorte

Geb wurde in Heliopolis als Erbfürst und Richter oder „Vater“ der Götter verehrt. Weitere Kultorte waren Memphis und Kom Ombo. Es findet sich auch eine Darstellung des Gottes im Amun-Tempel in Hibis.

In der griechischen Mythologie

Die Griechen setzten Geb ihrem Gott Kronos gleich.



Geb in Hieroglyphen








Geb
Gb



Negaga-wer
Ng3g3-wr
Der große Schnatterer







Hieroglyphen - Gardiner Liste - D58



bw
Fuß
- als Ideogramm für „Ort, Stelle“
- als Phonogramm wird dieses Zeichen zur Wiedergabe von b verwendet





Hieroglyphen - Gardiner Liste - V30



 nb
 Korb
 Ideogramm für Korb, jeder, alle und Herr.




Gengen Wer (Ägyptische Mythologie)




Der Gengen Wer ist ein Gott aus der ägyptischen Mythologie, der als Gans dargestellt wird.
Sein lautmalerischer Name bedeutet Großer Schreier. Die verwendete Symbolik ist die Gans, die das Ei trägt, welches der Ursprung neuen Lebens ist. Der Gott steht für Wirkung und Einfluss der kreativen Energie. Die Gans wird auch auf altägyptisch als „Negeg “, zu Deutsch: Knisterer, bezeichnet, eine Form in der auch Amun als ein Schöpfergott erscheinen kann.
Damals gingen die Ägypter davon aus, dass die Schöpfung ein kontinuierlicher Kreislauf ist.

Um Teil dieser Schöpfung zu sein, wird ein Mensch in der Unterwelt als das Ei innerhalb
des Großen Schreiers genau bewachend betrachtet. Oder er ist sogar das Ei selbst.














Hathor (ägyptische Mythologie)

Hathor ist eine Göttin in der ägyptischen Mythologie. In ihren Anfängen nahm sie noch den Rang einer Lokalgöttin ein und fungierte dort in ihrer kuhgestaltigen Erscheinungsform Im weiteren Verlauf stieg Hathor zur Himmelsgöttin des Westens auf und wurde zu einer allumfassenden Muttergottheit. Sie war aber auch Totengöttin und Göttin der Liebe, des Friedens, der Schönheit, des Tanzes, der Kunst und der Musik.


Spätestens seit der 1. Dynastie ist Hathor unter Narmer als kuhgestaltige Göttin belegt. Auf einem Elfenbeintäfelchen aus dem Grab des Djer in Umm el-Qaab bei Abydos ist sie als liegende Kuh vor dem Serech als „Hathor in den Sümpfen von König Djers Stadt Dep“ zu sehen. Ihre ikonografische Darstellung unterscheidet sich nur wenig von der älteren Himmelsgöttin Bat. Abbildungen auf Gefäßbruchstücken belegen im Aussehen der Göttin Hathor nur einen kleinen Unterschied zu Bat, da die Hörnerspitzen der Hathor im Gegensatz zu Bat nach außen verlaufen.

Auf der Statuengruppe des Mykerinos aus der 4. Dynastie ist Hathor an der linken Seite von Mykerinos mit dem Bat-Emblem abgebildet, während Hathor an seiner rechten Seite in ihrer Eigenschaft als Personifikation des siebten oberägyptischen Gaus auftritt. Gut erkennbar ist das Gehörn der Hathor mit der dazwischen liegenden Sonnenscheibe, das einen leichten Schwung nach außen aufweist, während das Bat-Emblem die nach innen geneigte Hörnerwindung der Bat zeigt. Der Hintergrund einer abweichenden Gehörnform ist wahrscheinlich in zwei verschiedenen Bovidenarten zu sehen. Ab der 11. Dynastie verschmolz die Göttin Bat vollständig mit Hathor.

Ihr Name bedeutet „Haus des Hor“ beziehungsweise „Haus des Horus“, wobei sich der Namensbestandteil „Haus“ von der Bedeutung „Mutterschoß“ ableitet, der Horus umgibt. Das Ideogramm stellt daher meist einen Horusfalken im „Mutterschoß“ dar. Als spätere Gemahlin des Re und Mutter des Horus bildete sie den umschließenden Mutterleib, aus welchem Horus als ihr Sohn entsprang.
 
Die Darstellung der Göttin Hathor ist vielfältig: Neben ihrer Erscheinungsform als stehende Frau mit Kuhgehörn und dazwischenliegender Sonnenscheibe ist sie auch vollständig als Kuh oder als kuhköpfige Frau abgebildet. In Verbindung zu einem Mythos um die Göttin Sachmet erscheint sie löwen- oder schlangenköpfig sowie als Gebieterin des Westens mit der zugehörigen Hieroglyphe „Westen“
R14
oder sogar als Nilpferd.
 

Mythologische Verbindung zum Sonnengott Re

Ihre mythologischen Anfänge mit Re werden wie folgt beschrieben: Re öffnet im Inneren des Lotos seine Augen in dem Moment, in dem er das Urchaos verließ. In seinen Augen bildete sich eine Flüssigkeit, die zu Boden fiel: Sie verwandelte sich in eine schöne Frau, der man den Namen „Gold der Götter, Hathor die Große, Herrin von Dendera“ gab. In einem Mythos verwahrt Hathor über Nacht Re in ihrem Leib und gebärt ihn jeden Morgen neu.

In anderen Mythen ist Hathor das Auge des Re selbst.
Im Neuen Reich wird Re entsprechend mit dem Epitheton Kamutef als „Stier seiner Mutter“ genannt, der sich „durch Hathor selbst zeugte“. Damit repräsentiert Hathor das weibliche Element des göttlichen Königtums und ermöglicht so die zyklische Wiedergeburt des Königs als ursprünglich herrschender Horus.

Im Mythos „Die Vernichtung der Menschheit“ ist Re über die Schlechtigkeit der Menschen enttäuscht und schickt Sachmet, um die bösen Menschen zu töten. Sachmet verfällt jedoch in einen Blutrausch und tötet immer mehr Menschen. Durch einen Plan des Thot wird Sachmet betrunken gemacht, um sie aufzuhalten und während sie schläft, verwandelt Re sie in Hathor.

Bedeutung und Kult


Als eine der ältesten altägyptischen Göttinnen trat sie später einige ihrer Symbole und Funktionen an die jüngere Isis ab. Ihre enge Verbindung zu Isis besteht in den Gemeinsamkeiten als Mutter- und als Totengöttin. Seit dem Neuen Reich ist Hathor nur noch durch die hieroglyphische Beischrift von Isis zu unterscheiden.

In ihren zahlreichen Funktionen galt sie auch als Beschützerin des Landes am Nil, der Fremden, der Bergleute (beispielsweise in den königlichen Kupfer- und Türkisminen auf dem Sinai), aller weiblichen Wesen und als Behüterin der Toten. Sie wurde auch als die Gemahlin des Horus angesehen.

Der Göttin Hathor wurde unter anderem jrp (irep) – Wein in Krügen – geopfert, galt doch dieses alkoholische Getränk als Symbol des Blutes und der Kraft der Wiederauferstehung nach dem Tode. So wurde Hathor auch „Herrin der Trunkenheit“ genannt.

Hathor wurde an vielen Orten im Alten Ägypten verehrt, darunter in Theben, Memphis, Sais und Abu Simbel, wobei Dendera seit dem Alten Reich als ihr Hauptkultort gilt. Aber auch im Ausland fand die Göttin Verehrung: in Byblos, Libanon und Timna.

Zusammen mit Horus von Edfu und den Söhnen Ihi (Sistrumgott) und Harsomtus (Vereiniger der beiden Länder) bildet Hathor in Dendera eine Familie. In Theben gehörte sie zur dortigen Götterneunheit. In Kom Ombo bildete Hathor mit Sobek und ihrem Sohn Chons eine Triade.

In der Interpretatio Graeca wurde Hathor mit Aphrodite identifiziert












Hathorsäule

Die Hathorsäule, welche auch Sistrumsäule genannt wird, ist eine trommelförmige Säule mit einem Hathorkapitell bei dem an allen vier Seiten das Gesicht der Göttin Hathor gezeigt wird und einem blockförmigen Aufsatz (Sistrum).

Tempel der Hathor

Dieser Göttin war, ebenso wie der Tempel von Dendera, der von Ramses II. für seine Frau Nefertari erbaute zweite Tempel von Abu Simbel geweiht.

Die Priesterinnen der Hathor wurden „Hathore“ genannt. Hathoren waren Tänzerinnen, Sängerinnen und Musikerinnen und dieser Begriff bezeichnete später weissagende Frauen und Prophetinnen. Beispielsweise diente auch dem Pharao Cheops eine Hathore als persönliche Prophetin, die Hathor- und Neith-Priesterin Hetepheres.







Hathorsäule


Die Hathorsäule (auch Hathorpfeiler oder Sistrumsäule) ist ein altägyptischer Säulentyp. Sie besteht aus einem runden Schaft oder einem Pfeiler und einem zweistöckigen Kapitell. Die untere Hälfte des Kapitells ist zwei- oder vierseitig und zeigt auf jeder Seite ein Gesicht der kuhohrigen Göttin Hathor. Das Oberteil hat die Form eines Sistrums, das als ein typisches Musikinstrument der Göttin gilt.

Die Hathorsäule hat sich aus dem Fetisch weiblicher ägyptischer Gottheiten entwickelt und ist in Ägypten seit dem Mittleren Reich weit verbreitet. Früheste Beispiele finden sich im Tempel der Bastet in Bubastis (12. Dynastie).

Hathorpfeiler kommen am häufigsten in Tempeln weiblicher Gottheiten (Hathor, Isis oder Königin) vor, beispielsweise in Serabit el-Chadim oder im Totentempel der Hatschepsut in Deir el-Bahari, ab der Spätzeit vor allem in Geburtshäusern (Mammisi).

Eine Blüte erreicht die Hathorsäule in griechisch-römischer Zeit und kommt in vielen Tempeln dieser Zeit reich dekoriert vor.

Im Tempel von Dendera erreicht sie Höhen bis zu 14 m. Im Opet-Tempel von Karnak und im Nektanebos-Kiosk von Philae tritt sie auch in Kombination mit Kompositkapitellen auf.







                           Sistrum, ägyptisch, um 350 v. Chr. (Ägyptisches Museum Berlin)



Sistrum


Sistrum (ägypt. sechem, griech.: seistron) ist eine Rahmenrassel, die historisch aus der Kultmusik Mesopotamiens und des Alten Ägypten bekannt ist. Ein Sistrum ist auf einem 2600 v. Chr. datierten Rollsiegel der Sumer abgebildet. Im römischen Ägypten verwendeten Frauen Sistren beim Kultus der Isis.

Das altägyptische Sistrum besteht aus einem metallenen, in ovale Form gebogenen Bügel mit einem Stiel. Mitten durch den Bügel gehen metallene Stäbe, die sich in weiten Löchern leicht hin- und herbewegen und dadurch beim Tanz ein rasselndes Geräusch hervorbringen. Der Stiel ist meist mit einem Kopf der Hathor, seltener des Gottes Besa geschmückt.

Hiernach sind auch die „Sistrumsäulen“ benannt, die in Dendera den Tempel der Hathor zieren. Diese tragen Kapitelle, die an vier Seiten Hathors Kopf zeigen, während der obere Teil der Säule den Mammisi zeigt.

Das aus einer Metallscheibe mit Rasselkörpern am Rand bestehende Marawe-Sistrum der orientalischen Christen stellt instrumentenkundlich ein Bindeglied zu den ebenfalls im Orient bei religiösen Zeremonien verwendeten Rasseltrommeln dar. Das in der Liturgie der äthiopisch-orthodoxen Kirche verwendete Sistrum heißt ts'anats'el oder sanasel.




 Zwei Prinzessinnen mit Sistren, Fragment eines Grabreliefs aus Theben, um 1365 v. Chr. (Ägyptisches Museum Berlin)




Anch


Das Anch (, ägyptisch ˁnḫ), auch Anch-Symbol, Anch-Kreuz, in englischer Transkription Ankh, ägyptisches Kreuz, Henkelkreuz, Lebensschleife, Nilschlüssel oder koptisches Kreuz (als Symbol der koptischen Kirche), lateinisch Crux ansata, ist ein altägyptisches Symbol, das für das Weiterleben im Jenseits steht.

Als Hieroglyphe steht das Zeichen für das körperliche Leben.

Das Unicodesymbol ist U+2625 ANKH. In konventionellen Büchern/Texten wird das Anch-Symbol als OT geschrieben.


Das Symbol selbst besteht aus einem T mit einer aufgesetzten halben Lemniskate. Die entsprechende Hieroglyphe in der Gardiner-Liste hat die Bezeichnung S 34.

Es gibt alte ägyptische Darstellungen, in denen ein Gott das Zeichen Anch dem Pharao als Zeichen des Lebens überreicht. Dabei ist das Zeichen manchmal in der Nähe der Nase zu finden, um eine Verbindung zwischen Leben und Atem darzustellen.










 

 

Osiris (Ägyptische Mythologie)






Osiris (übersetzt etwa: „Sitz des Auges”) ist der ägyptische Gott des Jenseits, der Wiedergeburt und des Nils. Der zugehörige Osirismythos gilt als übertragener Mythos auf die Natur, ohne dass Osiris selbst als Vegetationsgott wirkt. Dennoch wird er vereinzelt in der Literatur zu Unrecht mit einem Vegetationsgott gleichgesetzt. Sein Hauptkultort war Abydos. Als vierter König der ersten Götterdynastie fungierte er auch als Bestandteil der Götterneunheit von Heliopolis. In den Pyramidentexten galt Osiris als „Gott des Nordens“.

Mit Beginn der 4. Dynastie taucht in den Opferformeln der Privatgräber ein namenloser Gott auf; am Ende der 4. Dynastie dann erstmals namentlich als Osiris. Die früheste ikonografische Darstellung der Gottheit Osiris ist auf einem Block des Pyramidenbezirks des Djedkare belegt, vorletzter Herrscher der 5. Dynastie. Unter Unas, dem Nachfolger und letzten König der 5. Dynastie, folgt die erstmalige schriftliche Erwähnung in den Pyramidentexten. Zunächst nahm Osiris im Königskult eine untergeordnete Rolle ein, da Osiris zwar als Gott der Verstorbenen galt, aber nicht als Gott des Königs. Der König sah sich mythologisch auf gleicher Ebene und bezeichnete sich daher als sein Bruder, der mit den Kräften des Osiris ausgestattet ist. Osiris herrschte in diesem Stadium als Gott über die menschlichen Verstorbenen, während sich der König nach seinem Tod als Gott über die ruhenden Götter im Jenseits verstand. Insofern repräsentierte Osiris den Totengott des Volkes und der König den Totengott der Götter. Erst mit dem Zusammenbruch des Alten Reiches änderte sich die königliche Distanz zu Osiris.

Mit Beginn des Mittleren Reiches erhielt Osiris in der ägyptischen Mythologie die gesamte Macht über das Totenreich und stand seither in der Rangordnung über dem König. Seine Bedeutung als einer der wichtigsten Götter des Alten Ägyptens nahm im weiteren Verlauf der altägyptischen Geschichte stetig zu, weshalb sich sein Kult auch über die hellenistische Welt verbreiten konnte. Osiris bildete zusammen mit Horus und Isis die Triade von Abydos. Mit ihm verknüpft wird das Sternbild des Orion.

Funktionen

Nilflut

Gemäß der altägyptischen Überlieferung entsprang der Nil dem Bein des Osiris im Abaton auf Philae. Die Nilflut symbolisierte seine Ausflüsse, die im Mittelmeer mündeten. Seine jährliche Wiedergeburt kündigte sich durch den „himmlischen Nil“ an, der im Süden an den Grenzen Ägyptens auf die Erde niederging und den Nil ansteigen ließ.

Totengott

Osiris ist Gott und Richter über die Toten und der Unterwelt und ebenfalls Herrscher der unterirdischen Welt, des Duat. Vor ihm müssen sich die Toten verantworten, bevor sie in das Jenseits eintreten können. Alle jenseitigen Feinde der Verstorbenen, wie die Netzfänger oder die mit den schrecklichen Gesichtern, sind Abgesandte des Osiris und damit per Definition keine bösen Mächte, da sie Feinde des Osiris verfolgen und töten. Doch damit es nicht zu Verwechslungen kommt, enthält jede Sprüchesammlung, die den Toten im Grab begleitet, üblicherweise Beschwörungen gegen diese Dämonen.

In den Sargtexten identifizieren sich die Verstorbenen mit Osiris (wsjr NN pn, „dieser Osiris NN“); durch die ausführliche Beschreibung von Osiris' Einbalsamierung und Wiederauferstehung erhoffen sich die Verstorbenen, dass bei ihnen ebenfalls diese Ereignisse gelingen. Die Aspekte eines Totengottes übernahm er wahrscheinlich von Sokar.

Fruchtbarkeitsgott

Durch die Wiedererstehung ist Osiris zum Fruchtbarkeitsgott geworden. Auferstehungsmythen finden sich ebenso in der hebräischen Bibel (Ezechiel) und im Neuen Testament (Auferstehung Christi) mit einer je eigenen Bedeutung. Sir Alan Gardiner hielt es für möglich, dass der Osirismythos auf ein reales Geschehen zurückgeht.

In der griechisch-römischen Zeit wurde am 27. Choiak (23. Novembergreg. seit Augustus) das Fest des Auffindens des Unterschenkels von Osiris gefeiert. An diesem Tag erschuf Osiris die Gottheit Nemti in Form einer Made aus Silber, die am Kopf eines Rindes befestigt ist.

Verschmelzungen und Beinamen

Der Osirismythos gilt als einer der wichtigsten Mythen der altägyptische Religion. Im Mittleren Reich bildete Osiris mit Ptah und Sokar eine singuläre Gottheit. Außerdem verschmolzen verschiedene Lokalgötter der Frühzeit als Erscheinungsform von Osiris, beispielsweise Anedjti, Chontamenti, Sepa und Wenen-nefer (Wen-nefer); unter anderem wird Osiris im Amun-Tempel von Hibis mit dem Beinamen Wsjr-wnn-nfer (Osiris-Onophris / Onophrios) genannt (Osiris, der gut ist/Osiris, der vollkommen ist).

Im Hellenismus fand eine Zusammenführung des Osiris-Kultes mit dem des Apis-Stieres sowie einigen griechischen Göttern wie Dionysos statt. Die Ptolemäer erhoben Osiris unter dem Namen Serapis zum Reichsgott (Siehe auch: Serapeum (Sakkara) und Serapeum von Alexandria).


Osiris wird in anthropomorpher Gestalt dargestellt, als menschliche Mumie, immer in stehender oder steif aufrecht sitzender Haltung mit geschlossenen Beinen, entweder mit grüner Hautfarbe, als Symbol für Fruchtbarkeit, mit schwarzer Hautfarbe, als Farbe chthonischer Götter und des dunklen Nilschwemmlandes, oder mit weißer Hautfarbe, vielleicht als Symbol für die Mumienbinden.
Seine Hände ragen aus der Umhüllung hervor und halten als seine Hauptattribute Krummstab (Symbol des guten Hirten) und Dreschflegel (Symbol der Fruchtbarkeit), die wegen seiner Rolle als Herrscher des Jenseits wahrscheinlich von königlichen Insignien übernommen wurden. In der Art, wie er die Insignien hält, gibt es regionale Unterschiede. So halten die Osirisfiguren aus Mittelägypten die Arme üblicherweise auf gleicher Höhe, während sie in Oberägypten häufig gekreuzt sind.

Die Darstellungen ab dem Mittleren Reich zeigen ihn häufig mit der weißen Krone des Südens, die vielleicht auf seine oberägyptische Herkunft hinweist. Eine weitere häufige Bekrönung des Osiris ist die Atefkrone, die der weißen Krone ähnelt, an der allerdings zwei seitliche Federn und gelegentlich Hörner und Sonnenscheiben befestigt sind. In späteren Darstellungen finden sich auch andere Kronen und komplexe Mischformen als Abweichung des Standards der weißen beziehungsweise der Atef-Krone.

In späteren Formen sind die Osiris-Darstellungen manchmal mit breiten Schmuckkragen und Armreifen ausgeschmückt, aber auch mit mehr Details bei der Darstellung von Mumienbinden und mit über der Brust gekreuzten Bändern und einer an der Taille festgebundenen Schärpe.

Mythos

Der Osirismythos ist einer der wichtigsten Mythen der ägyptischen Religion. Einzelne Elemente des Mythos findet man ausgehend von den Pyramidentexten des Alten Reiches bis in die griechisch-römische Zeit. In geschlossener Erzählform ist der Mythos jedoch erst von dem griechischen Autor Plutarch in seinem Werk Über Isis und Osiris überliefert. Diese Fassung stimmt jedoch in einigen wichtigen Passagen nicht mit den ägyptischen Originaltexten überein, die in sich aber auch nicht vollkommen konsistent sind.

In der ägyptischen Mythologie wird beschrieben, dass Osiris und Isis sich bereits im Mutterleib liebten und einander Schutz und Geborgenheit spendeten. Deshalb wurden sie als Erwachsene ein Paar. Seit der Geburt ist Osiris das ganze Gegenstück zu seinem Bruder Seth. Er schätzte die guten Dinge, während sein Bruder vom ersten Atemzug nur von Hass und Wut getrieben wurde. Seth nahm seine Schwester Nephthys zur Frau, die Zwillingsschwester der Isis. Dies und der Gegenpol der zwei Götter führten zur gegenseitigen Verabscheuung und sie begannen sich für lange Zeit zu bekriegen.
Eines Tages erfuhr Isis, dass ihre Schwester Nephthys sich als sie ausgegeben und danach mit Osiris geschlafen hatte. Nephthys bekam große Furcht, dass ihr Gatte Seth dies herausfinden könnte, weshalb sie das bald geborene Kind von Osiris aussetzte. Mit Hilfe von Hunden fand Isis dieses Kind, nahm es mit und zog es auf. Später wurde es als Anubis, Gott der Einbalsamierer und Beschützer der Verstorbenen, ihr Wächter und Begleiter.

Zu der Zeit, als Isis dieses Kind fand, tötete Seth seinen Bruder, indem er ihn bei einem Gastmahl überlistete. Er zerstückelte die Leiche des Osiris in mehrere Teile und verstreute sie in alle Welt. Daraufhin machte sich die trauernde und verzweifelte Isis auf die Suche nach den Überresten ihres geliebten Gemahls Osiris, um diese anschließend mit Hilfe von Magie wieder zusammenzufügen. Durch die Ermordung des Osiris entstand das Jenseits und so wurde Isis auserwählt, es mit dem Diesseits zu verbinden. Sie übernahm diese Aufgabe und Macht, um mit ihrem Geliebten Osiris ein Kind zeugen zu können, welches seinen Vater rächen sollte, sobald es reif und erwachsen genug war. So wurde Isis schwanger und gebar auf dem leblosen Körper des Osiris ihren gemeinsamen Sohn Horus, den Sonnengott. Er wurde in Buto aufgezogen, damit er Seth noch nicht zu früh zu nahe kommen konnte. Als Horus jedoch herangewachsen war und die Geschichte über seinen Vater erfuhr, empfand er nur noch Hass für Seth und übte jeden Tag, um ihn in einem Kampf schlagen und töten zu können.

Zusammen mit Isis bewachte Nephthys die letzte Pforte der Unterwelt, durch die der Sonnengott zur Oberwelt reiste. Mit Isis beweinte und belebte sie die Verstorbenen und beide besuchten häufig den Leichnam ihres Bruders und Geliebten Osiris.

Während Isis zu ihrem Sohn Horus reiste, stieß Seth nachts beim Jagen das Grab von Osiris auf. Als er seinen verhassten Bruder darin wiedererkannte, war er so erbost, dass er seinen Leichnam in Tausend Stücke zerriss. Als Isis dies erfuhr, machte sie sich auf den Weg dorthin, segelte in einem Papyrusboot durch die Sümpfe und suchte alle Stücke ihres Geliebten wieder zusammen. Aus diesem Grunde redete man immer von mehreren Gräbern des Osiris.

Allerdings teilen sich hier wieder die Geschichten. Einige behaupten, dass Isis die einzelnen Glieder des Osiris vergraben hätte. Andere hingegen meinen, dass Isis Nachbildungen der Leiche anfertigte und sie mehreren Städten schenkte, damit er dort verehrt werde. Außerdem sollte Seth, sobald er die Überhand über Horus gewonnen hätte, ihn niemals finden können. Durch die Vielzahl der Gräber sollte er die Lust am Suchen verlieren.

Nachdem Osiris seinen Sohn Horus auf der Erde besuchte und ihm Mut zum Kampf gegen Seth schenkte, begann der unerbittliche Kampf, der vier ganze Tage anhielt. Horus ging dabei als Sieger hervor und wurde der neue König von Ägypten. Da jedoch Isis den angeketteten Seth befreite, war er besonders aus großer Zuneigung, Beachtung und Liebe zu seinem Vater Osiris so erbost und empört darüber, dass er ihr die Krone vom Haupt riss. Deshalb wurde gegen ihn die Todesstrafe in Form seiner Zerstückelung verhängt.




In Hieroglyphen



Sitz des Auges











Isis (Ägyptische Mythologie)






Isis, auch Iset oder Aset, war in der ägyptischen Mythologie die Tochter des Geb und der Nut, Schwester des Seth und der Nephthys, sowie Schwester und Gemahlin des Osiris. Von diesem empfing sie Horus als Sohn, den sie in der Einsamkeit der Nilsümpfe, versteckt vor dem Gott Seth, zur Welt brachte. Da sie den toten Osiris beklagte, der von Seth getötet wurde, galt sie auch als Göttin der Toten. Mit Hilfe von Anubis gelang es ihr, den zerstückelten Körper ihres Gatten wieder zusammenzusetzen und auferstehen zu lassen. In den Pyramidentexten galt Isis als „Göttin des Nordens“.

Etymologie

In den Pyramiden- und Sargtexten erscheint Isis während der Einbalsamierung in ihrer Funktion als Klagefrau stets am Fußende des Totenbettes oder des Sarges positioniert, während ihre Schwester Nephthys das Kopfende einnimmt. Die Interpretation ihres Namens als „Die von der Kopfstütze“ ist daher zu hinterfragen. Ihre Vergöttlichung im Verlauf der 5. Dynastie ist im Zusammenhang mit dem Aufkommen von Osiris zu sehen. Es besteht daher die Vermutung, dass Isis ursprünglich eine der Priesterinnen von Hathor und Neith war.


Zuschreibungen


Den Ägyptern galt sie als „Göttin der Liebe”, als „Meergöttin”, „Gottesmutter”, „Sonnenmutter”, „Königin des westlichen Himmels” und als „Zauberin”, da sie sich in ihrer Beziehung zu Horus und Osiris der Zauberei bediente. Mütter baten sie um Segen für ihre Kinder. Sie galt als mächtige Zauberin, die alle Geheimnisse und zukünftigen Ereignisse kannte. In Inschriften wird gesagt, sie sei „klüger als alle Götter”. So hatte sie für die Ägypter auch dunkle Seiten. Sie stahl dem gealterten Gott Re die Magie, um sich so zur Herrscherin über die Welt aufzuschwingen.

Die ägyptischen Pharaonen beriefen sich darauf, Söhne der Isis zu sein und ihr Schoß wurde als königlicher Thron angesehen. Das Trinken von Milch, die als Milch der Isis galt, war Bestandteil der Inaugurationszeremonie im Pharaonenreich. Später wurde ihre Gestalt in Ägypten mit anderen ägyptischen Gottheiten (besonders Hathor) vermischt. Und durch die Missionierungsarbeit der ägyptischen Isis-Priester wurde ihr Kult unter den Ptolemäern im ganzen Römischen Reich populär.
Der Tempel der Isis stand auf der Insel Philae, welche tief im Süden Ägyptens liegt. Wegen des Baus des Assuan-Staudamms wurde der Tempel Stein für Stein weiter nördlich, auf der Insel Agilkia, von 1977 bis 1980 wieder aufgebaut. Isis wurde bis ins 5. oder 6. Jahrhundert in Ägypten verehrt und ihr dienten nur Priesterinnen.

Durch die spätere Vermischung mit der Hathor erhielt sie außerdem als Kopfzierde Kuhhörner mit einer Sonnenscheibe. Oft wurde sie auf Gruft- und Sarkophagwänden mit ausgebreiteten Flügeln dargestellt, mit denen sie die Toten beschützte und Luft zuwedelte. Die Kuhhörner bedeuten zugleich die Mondsichel. Als Göttin der Magie und der Toten wurde Isis, v.a. in späterer Zeit, auch als Mondgöttin gedeutet.


In Hieroglyphen




Ast / Aset
3st
Sitz, Thron









                                                  Isis mit Was-Zepter und Anch-Zeichen






Nephthys (Ägyptische Mythologie)






Nephthys, auch Neb-hut oder Nebet-hut ist eine Geburts- und Totengöttin in der ägyptischen Mythologie, die in ihrer Erscheinung auch die Göttin Nut repräsentiert. In den Pyramidentexten galt sie als „Göttin des Südens“.

Darstellung

Nephthys wird als stehende Frau dargestellt. Wie ihre Schwester Isis, trägt auch sie die Hieroglyphen ihres Namens auf dem Kopf: Die Zeichen für Herr(in) und Haus. Auf Särgen erscheint sie in menschlicher Gestalt mit ausgebreiteten Flügeln, im Osiris-Mythos hingegen als Raubvogel. Manche Darstellungen zeigen die Gottheit auch beim Säugen des Königs, der als ihr Menstruationsblut bezeichnet wird. Im Alten Reich wurde sie als Beschützerin des Pharao zum ersten Mal erwähnt, im Neuen Reich dann auf diversen Wänden und Statuen

Name

Ihr Name Nebet-hut bedeutet lediglich Herrin des Hauses, woraus sich jedoch keine weiteren Hinweise über sie ergeben. Mit Haus ist vermutlich der Palast des Osiris gemeint. Weitere Namen der Nephthys sind Die Schwester des Gottes (des Osiris) und Die Witwe (des Osiris) .

Bedeutung

Über das ursprüngliche Wesen der Nephthys ist nichts bekannt. In der Neunheit von Heliopolis ist sie die Tochter von Nut und Geb und Schwester von Osiris, Seth und Isis. Sie war aber auch die Gattin des Seth, wobei aus dieser Verbindung keine Kinder hervorgingen. Dem Osiris-Mythos zufolge wünschte sie sich ein Kind von Osiris und dieser zeugte mit ihr das Kind Anubis.
Nephthys galt, wie ihre Schwester Isis, als Totengöttin. Sie half Isis beim Auffinden des verstückelten Leichnam des Osiris sowie bei dessen Einbalsamierung. Beide trauerten über dem Toten in Gestalt von Milanen. Sie begleitete die Toten ins Jenseits und trauerte um sie. Einem verstorbenen König riet man, dass er vor den Locken der Nephthys fliehen solle. Sie symbolisierten Mumienbinden. Diese sind zwar erforderlich, gelten im Jenseits aber auch als Hindernis. Sie gilt auch als die Göttin der Magie und der Weissagung.

Zusammen mit Isis, Neith und Selket ist sie eine der vier Schutzgöttinnen der Horussöhne. Sie beschützt die Kanope des Hapi, in der die Lunge des Verstorbenen aufbewahrt wird.
Eine weitere Verbindung besteht zu den Göttinnen Uto und Nechbet. Zusammen mit ihnen war sie Amme und Wärterin des Harpokrates .

Kultorte und Kult

Der Geburtstag der Nephthys wurde am 5. Epagomen (ca. 26. September) gefeiert. Da sie keine Ortsgöttin war, gab es auch keinen festen Kult um sie, wie bei anderen Göttern. Selten wurde sie ohne Bezug zu Isis verehrt. Aus der Ramessidenzeit, in der 19. und 20. Dynastie, sind Kulte um sie in Verbindung mit Seth belegt.

In der griechischen Mythologie

Hier wird sie mit Teleute, Nike oder Aphrodite gleichgesetzt.




In Hieroglyphen




Nephthys
(Nepht hys)
Nb.t ḥw.t










Seth (Ägyptische Mythologie)






Seth (auch Set, Setech, Sutech; Variante Wedja) ist eine sehr ambivalente altägyptische Gottheit, deren Bedeutung nicht völlig geklärt ist. Seth ist ein Wüstengott; deshalb wird er mit den Stürmen und Unwettern darin in Verbindung gebracht, dies geht so weit, dass er als Gott des Chaos und des Verderbens gilt. Andererseits war er auch Schutzgott der Oasen und Gefährte des Horus. Er ist der Sohn der Himmelsgöttin Nut und des Erdgottes Geb, sein Sternbild war der große Wagen, sein Planet der Merkur. In den Pyramidentexten galt Seth als „Gott des Südens“.

An seiner Seite beschützt er den König, spendet Segen, führt Reinigungsriten durch etc. Jedoch ist die sicher bekannteste Geschichte der gewalttätige Kampf mit Osiris und Horus auf der einen Seite und Seth auf der anderen Seite. Einige Könige, z. B. Sethos I. und Sethos II. sowie Sethnacht, führten den Namen Seth als Eigennamen. Außerhalb der königlichen Familie trugen zumeist Beamte mit militärischer Funktion diesen Namen und unterstellten sich so seinen körperlichen und magischen Kräften.

Seth hatte mehrere Kultstätten, besonders in Oasen, die jedoch alle nicht sehr beständig waren. In der Spätzeit wurde er umso stärker mit dem Fremdland in Verbindung gebracht und als unerwünschter Gott angesehen. Seine negativen Aspekte haben schon vorher möglicherweise verhaltenes Misstrauen hervorgerufen, die unter mehreren Fremdherrschern schließlich eskalierte. Seth wird überwiegend als schädlicher Gott gesehen.

Name


Der Name des Seth zeigt eine längere und später eine kürzere Form. Die längere Form lässt sich für das Altägyptische als *Sū́tVẖ/Sū́tVẖ rekonstruieren, der kürzeren, seit dem Neuen Reich anzutreffenden Form fehlte das finale .
Im ersten Jahrtausend v. Chr. wurde die kürzere Form durch regulären Lautwandel zu Sḗt, woraus die griechische Form Seth und das koptische Sēt entstand.

Funktionen des Seth

Die negativen Seiten des Seth sind in den Pyramidentexten lediglich auf den Zyklus Osiris-Seth-Horus beschränkt. Seine positiven Aspekte tauchen dagegen immer in Verbindung mit dem Sonnengott Re auf. Dort wird Seth in den Sarg- sowie späteren Totentexten als Helfer des Re und als Kämpfer in der Sonnenbarke gegen Apophis beschrieben. Die Ausführungen der Pyramidentexte haben jene positiven Schilderungen jedoch nicht zum Inhalt. Da die Sargtexte erst im Mittleren Reich auftauchen, kann Seth seine Funktion als „Schützer des Re“ bereits im Alten Reich oder in der frühdynastischen Zeit besessen haben. Die auffälligen Hinweise auf Seths positive Seiten passen sehr gut in das göttliche Konzept des „Seth als Schützer des Re“, worauf auch der Name des Königs Peribsen hindeutet.

Neben seinen schon erwähnten Funktionen war er auch der Gott des Unwetters und im Glauben der Ägypter brüllte er am Himmel, der Donner war seine Stimme und durch ihn bebte die Erde. So war er der Gott der Gewalt, des Chaos und der Verwirrung, der bösartige Gott, welcher auch Zorn, Wut, Gewalt und Mord verkörperte. Die Harmonie der Maat wurde durch ihn gefährdet und er bedrohte als Gott der Wüste und der Fremden Länder auch die Vegetation. Damit stellte er den schädlichen Widersacher und Mörder des Vaters Osiris dar, welcher in der Mythologie der rechtmäßige König Ägyptens war. Seth galt in der Mythologie als starker und potenter Gott und deshalb wurden auch Eisenerze als die „Knochen des Seth“ bezeichnet. Also erhob man ihn auch zum Gott der Metalle, der mit seinem 2000 Kilogramm schweren Szepter andere Götter erschlagen konnte. Zudem gehörte dieser Gottheit auch die sechste Tagesstunde.
Im medizinischen Papyrus Hearst tritt Seth in ungewohnter Funktion als heilender Gott der Asiatenkrankheit auf.

Darstellung

Der Gott Seth wurde mit menschlichem Körper und dem Kopf des „Seth-Tieres“ – auch typhonisches Tier genannt – dargestellt. Mit dem Neuen Reich kommt die Darstellung in Menschengestalt auf. In der Spätzeit wird er wiederum mit einem stilisiertem Eselskopf dargestellt, als welches heute das Seth-Tier allgemein von den Ägyptern interpretiert wird.

Darstellung als Seth-Tier

Anfangs wurde dieses Tier stehend dargestellt, in späteren Abbildungen jedoch meist in sitzender oder kauernder Haltung. Das Seth-Tier hatte eine lange, gebogene Schnauze, aufrecht stehende, oben eckig beschnittene Ohren sowie einen erhobenen, an der Spitze gespaltenen Schwanz. Manche Ägyptologen, wie beispielsweise Kurt Sethe, möchten dies als einen Pfeil sehen, der auf das Tier abgeschossen wurde.
Die zoologische Entsprechung lässt sich erstaunlicherweise, im Gegensatz zu den sonstigen altägyptischen Naturdarstellungen, nicht feststellen. Als Vorlage werden verschiedene Tiere vermutet, nämlich Erdferkel, Antilope, Elefantenspitzmaus, Kamel, Okapi, Giraffe, Esel, Windhund oder Pinselohrschwein. Im Glauben der Ägypter stammt dieses Seth-Tier aus der Wüste. Wegen dieser schwierigen Zuordenbarkeit sind zwei Theorien entstanden: nach der einen ist das Seth-Tier schon früh aus dem Bewusstsein der Menschen verschwunden, entweder weil es ausstarb oder andere Wohnorte aufsuchte, möglicherweise wurde es einfach allgemein scheuer. Da man es seltener zu Gesicht bekam, verfremdete sich die Darstellung mit der Zeit, so dass sich in dynastischer Zeit eine sehr unähnliche Darstellung als kanonisch entwickelt hatte (Hans Bonnet). Andere, wie z. B. Sethe, sehen in der Darstellung eine Stigmatisierung: weil der Gott mit vielen negativen Eigenschaften behaftet war, kam es zu einer verzerrten Darstellung und zu einem Pfeil, der im Körper des Tieres steckt. Beides sind jedoch Theorien, von denen man keine als eindeutig richtig oder falsch bezeichnen kann.
Seth wurde oft anthropomorph dargestellt, d. h. mit menschlichem Körper und dem Kopf des Seth-Tieres.
In vielen Darstellungen in Menschengestalt (wie rechts abgebildet) hält Seth in der einen Hand einen Stab aus Papyrus in der anderen ein Anch, wobei das altägyptische Henkelkreuz für das körperliche Leben aber auch für das Weiterleben im Jenseits steht.

Weitere Darstellungen

Seth wurde seltener auch in anderer Tiergestalt dargestellt, von Tieren, die geringes Ansehen genossen, wie z. B. Esel, Schwein, Schildkröte, Krokodil, Schlange.
Weiterhin kam im Neuen Reich die Darstellung als Mensch auf, der jedoch nicht mit typisch ägyptischen Attributen, sondern betont ausländisch dargestellt ist: ein mit Quasten besetzter Schurz, ein Hörnerpaar als ausländisches Attribut sowie ein Band, das an der ägyptischen Krone befestigt ist.
Es kam jedoch auch vor, dass die Gottheit Seth als mit Horus verschmolzen dargestellt wurde. Dies ist jedoch nur für einen kurzen Zeitraum der ägyptischen Geschichte belegt.

In der Sprache

Das Determinativ oder das Ideogramm determiniert oft eine ganze Reihe von Verben, die alle mit der Vorstellung von Leid, Gewalt, Störungen und Chaos verbunden sind. Auch insgesamt um die 25 Wörter, die Unwetter als im fast unveränderlichen ägyptischen Klima außergewöhnliche Ereignisse bezeichneten, wiesen dieses Deutzeichen auf.

Geschichtliche Entwicklung

Ursprünge

Seth scheint ursprünglich eine Wüstengottheit gewesen zu sein, die vielleicht aus Libyen kam. Er stellte schon damals die Kräfte der Störung und Verwirrung dar, gehört zu den ältesten Göttern Ägyptens und taucht schon in der Naqada-Kultur I (4000–3500 v. Chr) auf einem geschnitzten Elfenbeinartefakt auf. Außerdem erscheint er auch auf Bannern, die in den Keulenkopf des vordynastischen Herrschers Skorpion I. geschnitzt sind. In der 2. Dynastie taucht die Figur des Seth zusammen mit Horus auf dem Serech des Chasechemui auf und allein auf dem des Peribsen. Dies zeigt, dass beide Gottheiten gleichgestellt waren und wie „populär“ auch Seth noch zu dieser Zeit war. In diesen frühesten Darstellungen dieser göttlichen „Mächte“ sind diese noch ganz Tier, handeln jedoch bereits als Menschen. Auf der „Stierpalette“ tritt der König zum Beispiel als Stier auf, der hier die Erscheinung des Seth ist und den Feind zertrampelt.

Seth und Horus repräsentierten den Kampf zwischen Ober- und Unterägypten, in dem Horus den Sieg davontrug. Es gibt einige Theorien, wie sich dies in der vordynastischen Zeit abgespielt haben könnte. Eine spekulative Theorie sieht zum Beispiel Seth als Repräsentant der Nomadischen Großviehbesitzer und Horus als den des Bauerntums, was in sich nicht ganz schlüssig ist. Menes (Hor Aha) soll zum Beispiel durch ein Nilpferd umgekommen sein, denn zur Rolle des Königs gehörte es, seit frühester Zeit ein Nilpferd zeremoniell zu erlegen, weil es das größte und gefährlichste Tier im damaligen Ägypten war. So stellt dies ein Bild des Sieges des Pharaos über alle bösen Geister und Dämonen dar. Das gleiche vollzieht der Königsgott Horus an den Tempelwänden von Edfu, als er Seth mit einem Speer harpuniert, der den Götterfeind als Nilpferd verkörpert. Seth und Horus galten als die Königsgötter Ägyptens. Durch diese Bindung an die geheiligte Person des Königs traten sie in Personennamen nichtköniglicher Menschen kaum auf. Das geschah erst in den Endzeiten der 2. Dynastie.
Auf jeden Fall wurde die Reichseinheit am Schluss besiegelt, Seth und Horus vollzogen die symbolische Vereinigung beider Länder und galten anfangs zwecks besserer Anpassung der Bevölkerung als gleichgestellt. Sie reflektierten den Kampf zwischen Norden und Süden, zwischen Himmel und Erde, Erde und Unterwelt, Links und Rechts, Schwarz und Weiß, Herrschaft und Chaos, Leben und Sterben, Gut und Böse, Eintracht und Zwietracht, Weisheit und Irrtum. Sie sind das beste Beispiel für den Dualismus im alten und immer noch aktuellen Ägypten.

Verbreitung des Kultes

Das Kultzentrum des Seth lag in Nubt, das vielleicht auch die früheste Hauptstadt von Oberägypten und ihrer Volksgruppe war. Die Griechen nannten die Stadt Ombos, nicht zu verwechseln mit Kom Ombo, das auch Ombos bzw. Nub genannt wurde. Dieses liegt aber zwischen Edfu und Elephantine.
Nubt selbst lag nur 4 km von Naqada (bzw. Negada) und 30 km nördlich von Luxor entfernt. Der Stadtname Nubt ist wahrscheinlich von dem ägyptischen „nub“ herzuleiten, was „Gold“ bedeutet, und könnte mit den in der Nähe der östlichen Wüste vom Wadi Hammamat aus zugänglichen Goldminen zusammenhängen. Das Wadi Hammamat wiederum kontrollierte den Handel zu den östlichen Wüstenregionen. In der Stadt selbst ist ein Tempel aus dem Neuen Reich gefunden worden, der dem Seth geweiht war. Seth selbst wurde dort als Ortsgott „Nubti“ genannt, was „der Ombitische”, das heißt „des aus Ombos“ bedeutet, und es hieß, er sei dort auch geboren worden. Somit symbolisierte ein Goldzeichen auch den Gott Seth. Das Goldzeichen taucht auch im Titel des Königs auf, denn wenn man den König als Besieger der Feinde rühmt, so schreibt man dies mit einem Falken, der auf dem Goldzeichen steht. Da dieses Goldzeichen für den Gott von Nubt steht, ist also auch Seth gemeint.

Nach der Verachtung des Seth verfiel sein Tempel in der Spätzeit und der Kult des Falkengottes Haroeris löste ihn ab. Im 19. oberägyptischen Gau wurde er zum Beispiel in Oxyrhynchos und Sepermeru verehrt. In Oxyrhynchos war Seth Hauptgott und hatte dort einen Tempel. Dies liegt wohl damit zusammen, dass laut dem Horusmythos von Edfu dies der Schauplatz des Kampfes zwischen Horus und Seth war, bei dem Horus sein Bein verlor. In Sepermeru hatte Seth auch einen eigenen Tempel und beide Orte wurden von Ramses III. reich beschenkt.

Im fünften Oberägyptischen Gau, in der Gegend um Qift (Koptos), im zehnten Oberägyptischen Gau um Qaw el-Kebir, im elften Oberägyptischen Gau, in der Gegend um Deir Rifa und im neunzehnten Oberägyptischen Gau von el-Bahnasa bis Biba wurde Seth als Hauptgottheit verehrt. So wurde beispielsweise auch der elfte oberägyptische Gau der Sethgau genannt und einige Wissenschaftler vermuten diesen Gau auch als den Herkunftsort dieser Gottheit. Selbst in Unterägypten wurde er auch im 14. Gau in der Gegend um Auaris verehrt.

Im Alten Reich

Im Alten Reich tauchte Seth noch häufig in den Pyramidentexten des Unas oder des Pepi I. auf. So wird beispielsweise in den Texten von Unas geschildert, dass der Tote König im Stehen den Gott Horus und im Sitzen den Seth verkörpert (Linie 579 ff.). Gegenüber seinem Neffen Horus tritt Seth mit der Zeit zurück, da Horus ständig mit dem König gleichgesetzt, während dies bei Seth nur ausnahmsweise – wie bei Peribsen oder Chasechemui geschieht. Am häufigsten taucht Seth noch in den Titeln der Königinnen auf, die sich rühmen, Horus und Seth geschaut zu haben. Bei den Krönungen vertraute der König auf die Macht des Seth, denn der überreichte gemeinsam mit Horus die Wappenpflanzen der beiden Länder dem künftigen Herrscher, und so verknüpften beide die symbolische „Vereinigung der beiden Länder“.

Neuere kritische Untersuchungen der Pyramidentexte belegen, dass die Verfemung des Seth und seine zeitgleiche Ersetzung durch andere Götter schon im Alten Reich einsetzte. Im weiteren Verlauf nahm diese Entwicklung weiter zu. In den Forschungsbefunden bis zum Jahr 2007 ging die Ägyptologie noch zumeist davon aus, dass die Verfemung des Seth erst nach der Ramessidenzeit begann.

Im Mittleren Reich

Im Mittleren Reich wurde Seth in die Sonnentheologie aufgenommen, in der er auf der Sonnenbarke die Schlange Apophis bekämpfte. Im Sedfest trat Seth als Nubti auf und überreicht dem König Pfeil und Bogen und assistiert ihm, Pfeile in die vier Himmelsrichtungen abzuschießen. Dies sollte die Wiederbesitzergreifung der Welt durch den König dokumentieren.
Edfu
Jedes Jahr wurde in Edfu ein „Festival des Sieges“ zu Ehren des Horus veranstaltet. Dieses Schauspiel ist in Edfu in Texten und Bildern zusammengefasst. Seth tritt dort als ein Nilpferd auf, das von Horus mit zehn Harpunen getötet wird. Jede Harpune trifft ein anderes Körperteil von Seth, wobei zuerst die Nase getroffen wird.

Im Ritual wird die Rolle des Horus vom König oder einem Priester dargestellt. Am Schluss des Rituals wird ein Nilpferdkuchen aufgeschnitten und gegessen, welches die totale Vernichtung des Seth repräsentieren soll.

Wüsten und Oasen

Außerhalb des Niltals wurde Seth an den Ausgangspunkten der Karawanenrouten und damit also an den Wüstenrändern und darüber hinaus in der gesamten westlichen Wüste und deren Oasen verehrt. Dies geschah beispielsweise in den Oasen Bahrija oder Dachla, in denen er als Hauptgott angesehen wurde. In Dachla hatte er sogar einen eigenen Tempel, von dem aus in seinem Namen Orakelentscheidungen verkündet wurden. Als lokales Erscheinungsbild wurde Seth dort mit Falkenkopf in Menschengestalt dargestellt. Vor ihm wurde in diesen westlichen Oasen einst ein Gott namens Asch verehrt, der jedoch dem Seth sehr ähnelte und später trat dann auch Seth bzw. Sutech an seine Stelle.

Das Neue Reich und die Blütezeit der Seth-Verehrung

Nach Manfred Bietak geht die Seth-Verehrung im nordöstlichen Nildelta noch vor die Hyksos-Zeit zurück. Ob dort schon im Alten Reich ein Seth-Kult bestand, ist letztlich ungewiss. Allerdings wurde er in dieser Gegend um 1720 v. Chr. etwa 70 Jahre lang von den Hyksos verehrt. Nachgewiesen ist diese Verehrung bei dem Vater des Königs Nehesi, der im nordöstlichen Delta ein Kleinkönigreich regierte und den Titel „geliebt von Seth, dem Herrn von Auaris“ trug. In welcher Gestalt Seth damals abgebildet wurde weiß man nicht, aber er wurde von diesem König als dessen Dynastiegott herangezogen. In dieser Zeit war die Bevölkerung in und um Auaris vorwiegend asiatischer (Kanaaniter) Herkunft.

Diese Bevölkerungsschicht soll nach und nach vor den Hyksos in das Delta eingewandert sein, galt als hervorragende Seefahrer und Schiffszimmerleute und war sogar in der Verwaltung tätig. Von ihnen wurde jedoch der syrische Wettergott Baal verehrt, der zugleich auch der Schirmherr der Seefahrer war. Nach ägyptischer Interpretation wurde diese Gottheit als Gegenspieler Seths identifiziert und auch im altisraelischen Gebiet war er die Opposition zu Jehova. Bei dieser Ägyptisierung behielt Baal lediglich seine asiatische Gestalt, wie es auf der 400-Jahr-Stele zu erkennen ist.
Hyksos
Als nun die Hyksos um ca. 1650 v. Chr die Herrschaft an sich rissen und Auaris zu ihrem Hauptstützpunkt machten, wurde Seth von ihnen aufgrund der weiten Verbreitung seines Kultes im Delta und ihrer eigenen semitischen Herkunft als Hauptgott verehrt.
Ramessiden
Die Familie der Ramessiden stammte ursprünglich aus Auaris und wählte den Gott Seth in seiner nordägyptischen Schreibweise als Sutech zu ihrem Dynastiegott, daneben wurden die anderen Götter aber auch weiterhin verehrt. Wie wichtig der Gott für die Ramessidenherrscher war, zeigt sich in den Namen dieser Könige: Sethos I. (Mann des Seth), Sethos II. oder Sethnacht (Seth ist mächtig). In der 19. und 20. Dynastie erlebte die Verehrung des Seth ihren Höhepunkt und Sethos I. stellte eine vierte Heeresdivision auf, die dieser Gottheit geweiht war. Die anderen drei Heeresabteilungen waren die Divisionen der Götter Amun, Re und Ptah. Somit gehörte Seth zu den vier wichtigsten Reichsgöttern und war ihnen gleichgestellt.

Trotzdem war Seth auch nicht überall erwünscht, denn der Pharao Sethos I. wurde in seinem Felsengrab nicht „der Sethitische“ genannt, sondern der Osirische. Unter Ramses II. erreichte die Seth-Verehrung ihren Höhepunkt, denn dieser Pharao ließ in Pi-Ramesse eigens einen Tempel für diesen Gott im Süden der Stadt errichten, der mindestens so groß war, wie der des Amun im Nordbezirk (Papyrus Anastasi II). Ramses II. ging sogar so weit, dass er sich selbst als Gott Seth ansah oder sich als dessen Sohn bezeichnete, wie es auf einer Inschrift in Abu Simbel nachzulesen ist. Dieser Pharao errichtete beispielsweise in Matmar oder Sepermeru neue Tempel für Seth oder ließ alte Tempel wie den von Ombos wieder restaurieren. In der Angewohnheit des Ramses II. sich die Götter förmlich anzueignen – „Re des Ramses“ oder „Ptah des Ramses“ –, geschah dies auch mit Seth, der unter seiner Regentschaft die Bezeichnung „Seth des Ramses“ bekam. Sogar im Friedensvertrag von Hatti zwischen Ramses II. und dem Hethiterkönig Hattušili III. taucht der Gott in zweifacher Hinsicht auf. Einerseits steht er für die Ägypter und andererseits auch als Bezeichnung für die vielen fremden Gottheiten der Hethiter.

In Auris ist der Seth-Kult noch bis zu Merenptah belegt und unter Ramses III. kam es noch einmal zu seiner Wiederbelebung. Viele Tempel des Seth wie beispielsweise die von Ombos, Sepermeru oder Oxyrhynchos wurden erneut restauriert oder sehr reich beschenkt.

Durch die Popularitätssteigerung des Osirismythos wurde Seth mit der Zeit immer mehr dämonisiert und verlor zunehmend an Ansehen. Er wurde schließlich mit Apophis gleichgesetzt, als Feind der Götter aufgezeigt und nur noch als die Verkörperung des Bösen angesehen. In der 22. Dynastie wurden viele Hinweise auf diese Gottheit und seine Darstellungen in den Monumenten getilgt oder durch die Bilder des Thot oder des Krokodilgottes Sobek ersetzt.

Nach Labib Habachi gibt es eine Theorie, dass die Residenz Pi-Ramesse letztlich aufgegeben wurde, weil diese in dem von Seth geheiligten Gebiet gelegen war. Zudem finden sich in der neuen Residenz Tanis keine Anzeichen mehr für einen Kult des „Seth des Ramses“. Auf Spolien aus Pi-Ramesse ist der Name des Gottes ausgekratzt oder durch den Widder des Amun ersetzt. Spätestens in der 25. Dynastie war diese Entwicklung wohl abgeschlossen, weil aus der Folgezeit keine Artefakte mehr von Seth gefunden werden konnten, die auf eine fortdauernde Anbetung schließen lassen.

In der Ägyptischen Mythologie

Seths Geschwister sind Osiris, Isis und Nephthys, die auch seine Ehefrau ist. Doch da Seth ein unfruchtbar geltender Wüstengott war, blieb die Ehe kinderlos, weshalb sich Nephthys später wieder von ihm trennte. Um den Thron zu erobern, ermordet Seth seinen Bruder Osiris, dessen Sohn Horus wiederum rächt seinen Vater und entmachtet Seth. Hinsichtlich des Osirismythos existieren verschiedene Anfangsversionen.
In einer Version ist Seth nicht ohne Grund auf seinen Bruder Osiris eifersüchtig, denn Geb hatte ursprünglich angeordnet, dass sein Reich zwischen seinen Söhnen aufgeteilt wird. Dabei sollte Seth Oberägypten und Osiris Unterägypten erhalten. Seth erhob aber Einspruch und beanspruchte das ganze Reich für sich allein. Doch durch seine Forderung verlor er im Gegenteil jeden Anspruch am Anteil dieses Erbes.
Nach einer anderen Version regierten beide in Übereinstimmung mit der von Geb angeordneten Teilung des Reiches. Dieser stellte nun wiederum fest, dass Seth ein schlechter Herrscher war und übergab daher Osiris auch dessen Reich. Als Osiris dann im Ausland Krieg führte, erregte sich Seth als Kriegsgott und es kam zum Kampf der beiden Brüder. Diese Auseinandersetzung endete damit, dass Osiris das Totenreich und Seth das Ausland erhielt, während Horus das vereinigte Königreich repräsentierte. Zudem setzte man die ganze Erde dem Osiris gleich und stellte sich vor, dass Seth unter ihm läge und ihn tragen würde.
Der Gott Seth beschützt die Sonne (Re/Ra) vor Apophis, der Schlange. Diese möchte die von ihr gehasste Sonne vernichten, doch wird sie selbst von Seth getötet, der damit auch den Tag rettet. Apophis wird aber immer wieder lebendig, sodass Seth sie in jeder Nacht aufs Neue töten muss, damit die Sonne auch am nächsten Tag wieder aufgeht.

Bedeutung des Osirismythos für Seth

In diesem Mythos stellte Seth das von nomadisierenden Gruppen bevorzugte Wahlkönigtum dar, während Horus die in entwickelten Kulturgesellschaften übliche, erbliche Monarchie und Kultur verkörperte. Da der Norden dem Süden voraus war, erhielt der deshalb entmachtete Seth eine untergeordnete Stellung bei Re und wurde zum Donnerer. Den Sieg in diesem Wettstreit errang die weiterentwickelte Gesellschaft des Nordens und Horus erhielt neben der roten Krone Unterägyptens auch die weiße von Oberägypten.
Horus verkörpert den Prototyp des Gentlemans, der immer zuerst kommt, während Seth hingegen den „Tölpel“ beziehungsweise den „Unbedarften“ und Unordentlichen darstellt, der immer als Zweiter erscheint. Horus steht also im Zentrum und Seth befindet sich eher an der Peripherie, doch zusammen herrschen sie durch den Pharao über das vereinigte Königreich Ägypten.

Geburt

Seth zählt zur Neunheit der Götter von Heliopolis. Nach Plutarch, der Seth mit dem griechischen Gott Typhon gleichsetzte, wurde diese Gottheit am 363. Tag des ägyptischen Jahres geboren. Das ist der 2. Juni in der koptischen Liturgie. Die Geburt des Seth ist der Anfang des Chaos, schon der Verlauf der Geburt zeigt ungewöhnliche Züge, so soll Seth seiner Mutter an der Seite durchbrechend aus dem Körper gesprungen sein. Nach mythologischen Texten soll er im Raum Naqada geboren sein (es gibt jedoch auch eine Quelle – den Schabaka-Stein – der als Geburtsort Su bei Hierakonpolis angibt).

Seth und Anat und Astarte

Nachdem Re den Thron Ägyptens Horus gegeben hatte, schlug ihm Neith vor, die beiden fremdländischen Göttinnen Anat und Astarte dem Seth als Ausgleich zukommen zulassen. In einer anderen Sage werden die beiden als Weiber des Seth genannt, welche von Horus daran gehindert wurden, Kinder zu gebären. So blieb Seth folglich für immer kinderlos, doch er selbst galt als potenter Gott, der – symbolisiert durch seine ihm abgetrennten Hoden – dennoch eine große Kraft besitzt.

Seth und Neith

Während des Streits zwischen Seth und Horus wendet sich Re an die weise Ratgeberin Neith und bittet sie persönlich um Hilfe. Neith jedoch droht damit, den Himmel auf die Erde fallen zu lassen, falls ihr Rat nicht befolgt wird. Im Pyramidentext 1521b wurde Neith dem Seth als Gemahlin zur Seite gestellt.

Seth und Hathor

Seth soll einmal die Göttin Hathor beim Baden im Fluss überrascht haben. Dabei war er von ihrer Schönheit so geblendet, dass er sie vergewaltigte. Als Strafe für diese Tat wurde er von einer schrecklichen Krankheit überfallen und Anat bat deshalb Re um Hilfe. Doch an Stelle von Re half die Göttin Isis.

Seth und Horus

Horus ist der Sohn der Isis und des Osiris, somit ist Seth sein Onkel und beansprucht nach dem Tod von Osiris den Thron Ägyptens. Der Kampf zwischen Horus und Seth bildet einen Hauptteil des Osirismythos.
Der Kern dieser Sage besteht darin, dass Seth mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln versuchte, den Horus zu besiegen, um Alleinherrscher zu sein. Seth und Horus schliefen um des Friedens willen gemeinsam in einem Bett, doch Seth wollte den Horus durch homosexuellen Verkehr schänden und ihn dadurch entehren. Die Schande lag damals ganz auf Seiten des „Unterlegenen“, während der „Überlegene“ damit den Triumph des Siegers über den Besiegten zum Ausdruck brachte.
Horus fing jedoch den Samen des Seth auf und brachte ihn seiner Mutter Isis. Diese schnitt ihm daraufhin die Hand ab und warf sie ins Wasser. Doch anschließend ließ Isis die Hand des Horus wieder nachwachsen und benutzte nunmehr den Samen des Horus für eine List, in dem sie ihn auf die Lattiche goss, die Seth täglich aß. Dadurch wurde Seth nun unwissentlich geschwängert.
Als Seth vor der Götterschaft zeigen wollte, dass Horus der „Unterlegenere“ sei und ihnen von seiner Tat berichtete, schrien diese auf und spuckten auf Horus. Der lachte sie jedoch alle aus und erklärte, dass Seth der „Unterlegene“ sei. Thot forderte daraufhin den Samen des Seth auf, bei Horus herauszukommen. Als jedoch nichts geschah, forderte er den Samen des Horus auf, bei Seth herauszukommen. Der Horussamen dort antwortete ihm, kam aus dem Kopf des Seth hervor und wurde zu einer goldenen Sonnenscheibe. Der gedemütigte Seth wollte sich anschließend der Scheibe bemächtigen, aber Thot ergriff diese und setzte sie als Krone dem Horus auf den Kopf. Am Schluss der Sage nahm Re-Harachte Seth zum Trost für den von Horus gewonnenen Kampf zu sich in den Himmel auf, wo er nun durch seine furchterregende Stimme die Feinde des Re fernhielt.
In einer anderen Version wurde Seth in den Himmel verbannt, wo man ihm zum Ausgleich für den verlorenen Thron ein Platz im Großen Bären anwies. Dort durfte er als Gott der Winde und Stürme so viel Lärm machen, wie er wollte.
In einer weiteren Episode wurde der von Horus begleitete Seth auf einem Schiff gebissen. Für eine magische Heilung wollte Horus den eigentlichen Namen des Seth erfahren. Zunächst weigerte sich dieser, den Wunsch des Horus zu erfüllen, aber nach einigem hin und her gab er seinen wirklichen Namen mit der Bedeutung „Böser Tag“ preis und wurde dann auch von Horus geheilt.

Seth und Re

Nach dem Apophis-Buch befand sich Re-Harachte einst in Nubien, als ein Aufstand in Ägypten ausbrach. Re wollte umkehren und den Aufstand niederschlagen, doch Horus beschwor „seinen“ Vater Re, ihn dorthin zu schicken. Horus stieg als große geflügelte Sonne zum Himmel, um seine Feinde zu finden. Nachdem er sie entdeckt hatte, stieß er auf sie herunter und blendete die Feinde, worauf die meisten sich in der Verwirrung selbst gegenseitig umbrachten. Danach wurde Horus von Re gelobt, der zurückgekehrt war, um das Schlachtfeld zu begutachten. Einige Aufständische flüchteten jedoch in das Wasser, denn sie waren keine Menschen sondern niedere Gottheiten oder Dämonen, die sich in feindliche Nilpferde verwandeln konnten. Horus ergriff deshalb seine Harpune, tötete einige von ihnen und verfolgte anschließend die noch Flüchtenden. So kam es zu Kämpfen in ganz Ägypten, doch als Horus schon fast alle erschlagen hatte, erschien Seth als ihr Anführer und fluchte so laut, dass selbst Re erschrak und derartige Schreie verbot. Seth wurde anschließend von Horus so lange bekämpft, bis er gefesselt zu Re gebracht werden konnte. Dieser übergab den gebundenen Seth an Isis und Horus, welcher dem Seth den Kopf abschnitt und ihn hinter sich durch die Länder herschleppte. Am Ende bekam Horus die Sonnenscheibe als Signum, Seth verschwand in der Gestalt eines brüllenden Drachens in der Erde und ward nicht mehr gesehen. Das erinnert stark an Offb. 20,1–3: „Und ich sah einen Engel vom Himmel herabfahren, der hatte den Schlüssel zum Abgrund und eine große Kette in seiner Hand. Und er ergriff den Drachen, die alte Schlange, das ist der Teufel und der Satan, und fesselte ihn für tausend Jahre, und warf ihn in den Abgrund und verschloß ihn und setzte ein Siegel oben darauf, damit er die Völker nicht mehr verführen sollte, bis vollendet würden die tausend Jahre. Danach muß er losgelassen werden eine kleine Zeit.“ (Die Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers in der revidierten Fassung von 1984) Daraus ist die Beziehung Drache-Seth-Satan gut ersichtlich.
Da in diesem Mythos als Gegner keine Menschen auftreten, sind Ägyptologen der Ansicht, dass sie fremde Völker symbolisieren.

Seth und Apophis

Die riesige Schlange Apophis tritt Abends bei Sonnenuntergang der Sonnenbarke vor dessen Einfahrt in die Unterwelt bedrohlich entgegen und muss vom Bug des Schiffes aus von Seth mit einem Speer bekämpft werden. Es hieß, dass Apophis Re und das mit ihm fahrende Gefolge jede Nacht hypnotisiere.
Seth konnte dem tödlichen Starren der Schlange widerstehen und schlug sie mit dem Stoß eines großen Speeres zurück. Aufgrund dieser Tat verlangte er beim Kampf gegen Horus auf dem Göttergericht, dass ihm ganz Ägypten zugesprochen werde. Nachdem er Apophis teilweise durch eine List besiegt hatte, ließ er Re wissen, dass dieser seinen Triumph zu verkünden hatte, und er forderte Anerkennung für seine Tapferkeit. Zudem war Seth damit nicht zufrieden, dass er „nur“ die Ehre hatte, den höchsten Gott Re auf der Barke zu schützen. Er wurde sogar so vermessen, dass er Re aufforderte, die Symbole der Göttlichen Macht mitzubringen, und falls dieser sich weigerte, drohte er ihm damit, Stürme und Donner gegen ihn loszulassen. Re befahl daraufhin seiner Mannschaft, Seth vom Schiff zu verjagen. Danach erschien Re in der Morgendämmerung in seinem vollen Glanze. Die Verbannung war also notwendig, damit die Gesellschaft weiterfahren konnte, und Seths Platz wurde von Thot eingenommen.
In einer anderen Fassung des Mythos musste Seth den Osiris auf seinen Schultern tragen. In der Version im Amuntempel von Hibis, ca. 500 v. Chr., lähmt er Apophis mit einem Zauberspruch und zerstückelt ihn. In einigen anderen Darstellungen wurde die Barke des Seth von Tieren gezogen.
In der 26. Dynastie wird Seth zur Personifikation des Bösen schlechthin und sogar mit seinem alten Feind Apophis gleichgesetzt.

Seth und Astarte

In einem anderen Mythos besiegt Seth zusammen mit anderen Göttern das Meer, weil sich dieses erhoben hatte. Das Meer wollte mit der Erde vermählt werden, die jedoch schon dem Himmel versprochen worden war. Aus diesem Grund wurde das Meer sehr böse und die Götter schickten Astarte, damit diese das Meer besänftige. Da ihr dieses aber nicht gelang, vollzog sie eine Kehrtwendung und verbündete sich mit ihm.
Dieser Mythos entstand in der 18./19. Dynastie und sollte vielleicht ein Triumphlied des Gottes Seth darstellen. Auf Grund der stark beschädigten Schlussversion kann man nur mutmaßen, ob sich Astarte am Ende doch noch auf die Seite von Seth gestellt hat.

Seth und Yam

Yam war eine tyrannische, monströse Gottheit des Meeres und anderer Gewässer. In einem kanaanitischen Mythos wurde er von Baal, in ägyptischen Quellen von Seth besiegt, mit welchem Baal gleichgesetzt wurde. Der Kampf steht symbolisch für die im Frühling abflauenden Winterstürme auf dem Meer.




In Hieroglyphen
















Lamas (Tiergattung)



Die Lamas (Lama) sind eine Säugetiergattung, die zusammen mit dem Vikunja die Gruppe der Neuweltkamele innerhalb der Familie der Kamele (Camelidae) bilden. Lamas kommen natürlicherweise nur in Südamerika vor.

Neuweltkamele unterscheiden sich äußerlich von den Altweltkamelen durch das Fehlen eines Höckers und die geringere Größe. Die Tiere der Gattung Lama erreichen eine Kopf-Rumpf-Länge von 120 bis 220 Zentimetern und ein Gewicht von 55 bis 150 Kilogramm.
Traditionell wird die Gattung der Lamas in zwei Arten aufgeteilt:
  • Guanako (Lama guanicoe)
  • Lama (Lama glama)
Das Guanako stellt dabei die einzige wildlebende Art dieser Gattung dar, während das Lama und das Alpaka domestizierte Formen sind, deren Haltung und Züchtung bereits vor 4000 bis 5000 Jahren einsetzte. Zuvor stellte das Alpaka eine eigene Art dar, jedoch ist dies nicht mehr der Fall, da DNA-Untersuchungen ergaben, dass es nicht dem Lama, sondern dem Vikunja entstammt. Da die vier Arten der Neuweltkamele uneingeschränkt untereinander kreuzbar sind und sich die Linien immer wieder vermischt haben, lassen sich die exakten Abstammungsverhältnisse wohl nur schwer ergründen. Die beiden domestizierten Formen werden oft als eigene Arten gezählt, was sich aber, wenn man den modernen Artbegriff anwendet, kaum halten lässt. Dementsprechend fassen jüngere Systematiken alle drei Vertreter zu einer einzigen Art zusammen.



Lama (Kamel)



Das Lama (Lama glama) ist eine Art der Kamele. Es ist in den südamerikanischen Anden verbreitet und eine vom Guanako abstammende Haustierform.

Körperbau

Lamas erreichen eine Schulterhöhe von 110 bis 130 cm, manchmal sogar auch bis 140 cm und ein Gewicht von 120 bis 150 kg. Im Gegensatz zu den Altweltkamelen (Dromedar und Trampeltier) haben Lamas keinen Höcker. Wie bei den meisten Haustieren ist auch beim Lama die Farbe sehr variabel. Es gibt einfarbig weiße, braune und schwarze Lamas sowie solche, die in diesen Farben gefleckt oder sonstwie gemustert sind. Auch gepunktete Lamas kommen vor. Wie Altweltkamele haben Lamas an den Füßen Sohlenpolster (Tylopoden), und ihre Oberlippe ist gespalten und sehr beweglich.

Fortpflanzung

Die Tiere erreichen die Geschlechtsreife mit zwei Jahren. Bei Lamastuten wird die Ovulation erst durch den Deckakt ausgelöst (provozierte oder auch induzierte Ovulation). Nach einer Tragezeit von 11 bis 12 Monaten wird ein Fohlen, genannt Cria, geboren. In extrem seltenen Fällen gibt es Zwillingsgeburten.

Ernährung

Lamas ernähren sich von Gräsern, krautigen Pflanzen, Sträuchern, Flechten, Blättern und Pilzen.

Domestizierung

Geschichte

Die wildlebende Ahnenform des Lamas ist die nördliche Unterart des Guanako Lama guanicoe cacsilensis. Gestützt auf archaeologische Befunde und DNA-Analysen wird von einer unabhängigen Domestizierung an mehreren Orten in den Anden ausgegangen. Früheste Hinweise liegen von archäologischen Stätten aus der peruanischen Puna in Meereshöhen von etwa 3200 Metern vor, die bis zu 5000 Jahre alt sind. Hinweise auf domestizierte Tiere sind etwa die Größe (Lamas sind größer als Guanakos), die Lage und Struktur der Siedlungsstätten und die Altersstruktur der ergrabenen Knochenfunde (höherer Anteil sehr junger Tiere). Da alle amerikanischen Kamelverwandten (Alpaka, Vicuna, Lama, Guanako) fruchtbar untereinander kreuzbar sind, sind in den modernen Haustierbestand umfangreiche Hybridisierungen möglich und nach genetischen Analysen auch tatsächlich erfolgt. In jüngerer Zeit wurden Lama und Alpaka in großem Umfang miteinander gekreuzt, um Tiere zu erhalten, die größer und damit ertragreicher sind als Alpakas, aber die feinere und teurer bezahlte Alpakawolle liefern sollen.

Alle Zivilisationen des Andenraums nutzten das Lama. Es diente vor allem als Lasttier – auf dem amerikanischen Doppelkontinent wurde kein anderes Tier zu diesem Zweck domestiziert. Daneben ist auch die Wolle nutzbar, obwohl hier das Alpaka als wertvoller erachtet wurde. Die indianischen Völker der Anden aßen außerdem das Fleisch des Lamas, fertigten Leder aus seiner Haut, machten Kerzen aus seinem Fett und nutzten die Exkremente als Brennstoff. Für die Zivilisation der Inka war das Lama von überragender Bedeutung. Über zehn Millionen Lamas wurden zur Zeit der spanischen Eroberung Südamerikas von den Inka und ihren Vasallenvölkern gehalten, mit der spanischen Conquista verlor das Tier allmählich an Bedeutung zugunsten von Pferden und Schafen. Es wird angenommen, dass der Bestand in den hundert Jahren, die auf die Eroberung folgten, um etwa 90 Prozent zurückging.

Heutige Nutzung

Das Lama wird in unzugänglichen Regionen der Anden immer noch als Lasttier verwendet. Insgesamt werden in Südamerika heute etwa drei Millionen Lamas gehalten, vorwiegend wegen ihres Fleisches und ihrer Wolle. Doch auch außerhalb Südamerikas wird es inzwischen gezüchtet. Auch in Europa werden Lamas gezüchtet und die Wolle geschoren und verarbeitet.



 



Die Kamele (Camelidae) sind eine Säugetierfamilie aus der Ordnung der Paarhufer (Artiodactyla), innerhalb derer sie die einzige rezente Familie der Unterordnung der Schwielensohler (Tylopoda) darstellen. Sie lassen sich in zwei Gruppen unterteilen. Die erste Gruppe bilden die Altweltkamele (Camelus) mit dem Dromedar oder Einhöckrigen Kamel und dem Trampeltier oder Zweihöckrigen Kamel. Die zweite Gruppe umfasst die Neuweltkamele mit den Gattungen Lama (Lama) und Vikunja (Vicugna).


Allgemeines

Kamele sind generell große Tiere, die durch einen langen, dünnen Hals, einen kleinen Kopf und relativ langgestreckte, schlanke Beine charakterisiert sind. Hinsichtlich der Größe gibt es aber deutliche Unterschiede zwischen den Neuweltkamelen, die ein Gewicht von 35 bis 150 Kilogramm erreichen und den Altweltkamelen, die zwischen 300 bis 700 Kilogramm schwer werden.

 Namengebend für die Unterordnung („Schwielensohler“) ist der Aufbau der Füße: Im Gegensatz zu den meisten anderen Paarhufern, die mit den hufumkleideten Spitzen der Zehen auftreten, berühren die Kamele mit dem vorletzten und letzten Glied der Zehen den Boden. Sie tragen keine Hufschalen, sondern gebogene Nägel, wodurch aber nur die Vorderkante der Füße geschützt wird. Die Zehen ruhen auf einem elastischen Polster aus Bindegewebe, das eine breite Sohlenfläche bildet. Die jeweils zwei Zehen sind die Mittelstrahlen (dritter und vierte Zeh), die übrigen Zehen sind völlig rückgebildet. Darüber hinaus sind Mittelhand- und Mittelfußknochen zum so genannten Kanonenbein verwachsen und auch die Unterarmknochen sind teilweise zusammengewachsen. Im Gegensatz zu den übrigen Paarhufern bewegen sich Kamele im Passgang fort, das heißt, es wird immer abwechselnd das linke und rechte Beinpaar bewegt. Aus diesem Grund werden sie auch "Wüstenschiffe" genannt, da sie den Reiter schaukeln.

Der Schädel der Kamele ist flach und langgestreckt, Hörner oder ein Geweih sind nicht vorhanden. Die Oberlippe ist gespalten, die Nüstern sind verschließbar. Diese Tiere haben 30 bis 34 Zähne: pro Kieferhälfte ist nur ein oberer Schneidezahn vorhanden, der eckzahnähnlich entwickelt ist, die insgesamt sechs spachtelförmigen unteren Schneidezähne ragen nach vorne. Zwischen dem Eckzahn und den Backenzähnen klafft eine als Diastema bezeichnete Lücke.

Verbreitung und Lebensraum

Die Altweltkamele stammen ursprünglich vermutlich aus Asien – das Dromedar aus dem Arabischen Raum und das Trampeltier aus Zentralasien –, sie sind aber als Nutztiere weit verbreitet worden und finden sich heute beispielsweise auch in Nordafrika und sogar in Australien, wo es eine beträchtliche Population verwilderter Dromedare gibt, die inzwischen wegen ihrer Größe eine Bedrohung der Tierwelt und der Landschaften Australiens darstellen. Ihr Lebensraum sind trockene Steppen, Halbwüsten und Wüsten. Die Neuweltkamele kommen zumeist in höhergelegenen Bergregionen im westlichen und südlichen Südamerika vor, wo sie trockenes, offenes Gelände bis in 5700 Metern Seehöhe bewohnen.

Systematik und Entwicklungsgeschichte

Externe Systematik und Entwicklungsgeschichte

Die Kamele werden zusammen mit den Wiederkäuern (Ruminantia) und den Schweineartigen (Suina) zur Ordnung der Paarhufer (Artiodactyla) zusammengefasst. (Nach kladistischen Gesichtspunkten müssen auch die Wale zu dieser Gruppe gerechnet werden). Die Kamele wurden früher als nahe Verwandte der Wiederkäuer betrachtet, molekulargenetische Untersuchungen stellen sie eher an die Basis der Cetartiodactyla (des gemeinsamen Taxons aus Paarhufern und Walen). Das kommt in folgendem Stammbaum zum Ausdruck:

Stammesgeschichtlich sind die ersten Schwielensohler im Eozän (etwa vor 40 bis 50 Millionen Jahren) in Nordamerika aufgetreten und waren zunächst auf diesen Kontinent beschränkt – aus dem Obermiozän Nordamerikas ist etwa die Gattung Aepycamelus bekannt. Dabei kam ein Vertreter der Kamele im mittleren Pliozän vor rund 3,5 Millionen Jahren auch im zu dieser Zeit bewaldeten hohen Norden Amerikas vor, wie Funde von der Ellesmere-Insel zeigen. Über die zeitweise trockene Beringstraße beziehungsweise den Isthmus von Panama sind sie nach Asien beziehungsweise Südamerika eingewandert. In Nordamerika sind sie erst vor verhältnismäßig kurzer Zeit ausgestorben, die Gattung Camelops überlebte bis vor etwa 10.000 Jahren. Ob dieses Aussterben auf klimatische Veränderungen oder die Bejagung durch die eingewanderten Menschen (Overkill-Hypothese) zurückzuführen ist, ist umstritten.


Kamele und Menschen

Etymologie

Das Wort Kamel stammt über lateinische und griechische Vermittlung aus dem Semitischen (arab. gamal oder dschamal). Ursprünglich hieß nach Grimm das Tier mit anderem Namen gotisch ulbandus, althochdeutsch olpentâ, mittelhochdeutsch olbente. Der neue Name wurde durch die Kreuzzüge aus dem Morgenland mitgebracht: „Der olbenten, daz Walhe heizent camelum.“ Über mittelhochdeutsch kémel, kemmel und kembel, auch kembelîn und kemelîn entwickelte sich die heutige Bezeichnung. Mit der Entdeckung der amerikanischen Kamele brauchte man zusätzliche unterscheidende Bezeichnungen. Die bis dahin bekannten Kamele werden daher als die der Alten Welt bezeichnet.

Domestikation

Sowohl Altwelt- als auch Neuweltkamele sind bereits seit dem letzten vorchristlichen Jahrtausend domestiziert worden. Sie wurden vorrangig als Last- und Zugtiere, daneben aber auch als Woll-, Milch- und Fleischlieferanten (Kamelfleisch) verwendet und werden vielfach bis heute zu diesen Zwecken gehalten. Die militärische Nutzung von Kamelen ist zumindest seit dem 9. Jahrhundert vor Christus belegt. Seitdem werden die Tiere bis heute für diesen Zweck eingesetzt (siehe Kamelreiter).
Lama und Alpaka sind Zuchtformen, die aus dem Guanako und möglicherweise dem Vikunja entstanden sind. Das Dromedar existiert nur mehr als domestizierte Art – die Wildform ist vermutlich seit 2000 Jahren erloschen. Vom freilebenden Trampeltier gibt es nur noch kleine Restbestände in China und der Mongolei. Mit der Zucht befasst sich das Camel Reproduction Centre Dubai.

Kamele in der Kultur

Als wichtige Last- und Nutztiere spielen Kamele auch in der Kultur eine bedeutende Rolle. Im allgemeinen Sprachgebrauch sind mit „Kamelen“ oft nur die Altweltkamele gemeint, darum werden die kulturellen Bezüge unter Altweltkamele in der Kultur behandelt.